1.
Die Wega
Perry Rhodan genoss es. Der Flug in einem Raumschiff, mit einer eingespielten Mannschaft, war ein Stück Normalität.
Er war nur Gast in der ORATIO ANDOLFI, aber das fühlte sich gut an. Seit seiner Ankunft im anderen Teil des Dyoversums hatte er Unterstützung gefunden – womöglich sogar Freunde. Er sah Ghizlane Madouni an, die Kommandantin des Flaggschiffs der hiesigen Liga.
Sie hatte ihren Platz auf dem Kommandantensessel eingenommen und wirkte ruhig und gelassen. Gerade lag die erste Linearetappe auf dem Weg ins Wegasystem hinter ihnen. Die LOOKOUT-Sonden der ANDOLFI schwärmten aus, um den umgebenden Linearraum zu kartografieren.
Das gehörte zu den markanten Unterschieden, was Reisen durch den Weltraum in den beiden Zweigen des Dyoversums anging: In jenem Zweig, in den es die Erde verschlagen hatte, wucherte ein Netz aus Hindernissen im Linearraum, das lapidar alsEisberge bezeichnet wurde, die zu allem Überfluss beweglich blieben und darum vor jeder Etappe neu aufgenommen werden mussten. Ganz zu schweigen davon, dass wegen der extrem erhöhten Hyperimpedanz eine Linearetappe mit dem neuesten Stand der terranischen Technologie höchstens über gerade einmal 25 Lichtjahre führte.
Die Reise zum Wegasystem erforderte deshalb einen Zwischenstopp, während dessen die Techniker und Piloten in fieberhafte Arbeit verfielen.
Als Kommandantin verließ sich Ghizlane voll auf ihre Offiziere; kein Wunder also, dass sie gelassen bleiben konnte. Rhodan kannte das gut – man musste seiner Mannschaft vertrauen, sonst ging man als Kommandant kaputt. Er hatte in den vergangenen Jahrtausenden auf zahllosen Schiffen Madounis Rolle ausgefüllt und genoss es, zurzeit keine Verantwortung zu tragen.
Zumindest nicht offiziell.
Hinter den Kulissen sah das völlig anders aus.
Eine Menge hing von ihm ab, und das nicht nur, weil es viele Menschen schlicht von ihmerwarteten – einfach aufgrund der Tatsache, dass er Perry Rhodan war. Die Topsider hatten außerdem seine Auslieferung gefordert, was Residentin Flaccu im Namen der Liga verweigert hatte. Das wiederum hatte einen Krieg im Solsystem entzündet, den Rhodan mit einem gigantischen Bluff beenden konnte.
Nun standen diplomatische Gespräche mit den Topsidern an – aber die Residentin wollte einen Zwischenstopp auf Ferrol einlegen, dem Planeten, dessen Ebenbild im heimischen Universum die Hauptwelt des Wegasystems bildete, die Heimat der Ferronen. In dieser Hälfte des Dyoversums jedoch war Ferrol bei der Entdeckung eine Welt ohne einheimische höher entwickelte Lebensform gewesen.
Die Zwillingsuniversen des Dyoversums glichen sich teilweise auf erstaunliche, geradezu unerklärliche Art, die nahelegte, dass es ein Geheimnis dahinter geben musste ... dann wieder unterschieden sie sich stark. Vor allem schien aufdieser Seite weit weniger intelligentes Leben zu existieren.
Den Sinn dieses geplanten Zwischenstopps kannte Perry Rhodan nicht, vertraute jedoch darauf, dass sich das bald änderte. Die Residentin hatte angekündigt, während der zweiten kurzen Linearetappe ein Gespräch führen zu wollen.
Rhodan saß auf dem ihm zugewiesenen, vor Abflug extra rasch montiertenGästeplatz am Rand der Zentrale. Sein Sitz stand nah beim Ausgang, direkt an einer schmucklos-metallischen Wand, am Ende der Reihe der verschiedenen Offiziersplätze, neben dem Kommunikationspult.
Dort hockte ein junger Mann, etwa 40 Jahre alt, mit schulterlangen hellbraunen Haaren, der sich als Franko Tueran vorgestellt hatte. Daraufhin hatte Rhodan ebenfalls seinen Namen genannt – die Reaktion dar