: Paul Walz
: Das Traummosaik Thriller
: Grafit Verlag
: 9783894256432
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hart, diffus und atemberaubend! Attentat. Koma. Reha. Sebastian Finkler hat all das hinter sich, als er endlich wieder in seinen Job bei der Polizei zurückkehrt. Doch der Fund einer mumifizierten Frauenleiche löst Intrusionen in ihm aus, ohnmachtsähnliche Zustände, die ihn in traumatische Situationen aus seiner Vergangenheit versetzen. Einige Details erkennt Finkler wieder. Anderes hingegen ist ihm völlig fremd. Vor allem das Bild eines verschneiten Gartens versetzt ihn in panische Angst. Schließlich begibt er sich auf die Suche nach diesem Ort - nicht ahnend, dass das sein ganzes Leben infrage stellen wird.

Paul Walz, geboren 1964 in Trier, studierte nach einer Banklehre BWL in Trier und Lyon. Danach war er mehrere Jahre als Mitarbeiter eines Geldinstituts tätig. 2002 wechselte er als Professor für ABWL mit Schwerpunkt Finanzdienstleistungen an die Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Paul Walz ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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Sechs Monate später: Montag, 14. November

Das elektrische Summen des Öffners war wie eine Befreiung. Finkler drückte die Tür auf und verließ rasch die Schleuse, froh darüber, den Blicken des Beamten zu entkommen, der ihn eingelassen hatte. Er wusste, wie er aussah.

Alleine im Treppenhaus schloss er die Augen und sog den Geruch des Präsidiums in seine Nase. Irgendwoher hörte er das dunkle Brummen eines Elektromotors, eine Bürotür öffnete sich und schlug wieder zu, ließ kurz Gesprächsfetzen und ein helles Lachen auf den Gang dringen. Dann war da nur das undefinierte Gemurmel eines geschäftigen Bürohauses. Er spürte so etwas wie Freude, doch noch deutlicher Fremdheit. So mussten sich Seeleute früher gefühlt haben, die nach einem heftigen Sturm wohlbehalten im heimatlichen Hafen einliefen und erstaunt feststellten, dass sich nichts geändert hatte – außer vielleicht sie selbst.

Als Finkler die Treppe nach oben blickte, zögerte er kurz. Sechzig Stufen. Eine Kleinigkeit, doch nicht unbedingt für ihn, seinen Körper, nicht für das bisschen, das übrig geblieben war. Er ergriff das Geländer und nahm ohne Pause eine Stufe nach der anderen, ignorierte, wie sein Puls zu traben und schließlich zu galoppieren begann.

Als er kaum die Hälfte hinter sich gebracht hatte, ging es nicht mehr. Er blieb stehen und rang nach Atem. Der Schweiß auf seiner Stirn fühlte sich unangenehm kalt an. Er keuchte und starrte auf den Granit zu seinen Füßen. Es war ihm früher nie aufgefallen, dass weiße Einschlüsse das dunkelgraue Material durchzogen wie ein Geflecht aus Arterien und Kapillaren.

Jemand ging an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Schließlich mühte er sich weiter.

Die vergangenen Tage war er angespannt gewesen. Er hatte kaum geschlafen und noch weniger gegessen. Nur noch wenige Stufen fehlten, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Er fuhr zusammen.

»Da bist du ja.«

Daniel Bender lächelte ihn an. Er war so ziemlich der einzige der Kollegen, den Finkler vermisst hatte, jetzt, da Güdner nicht mehr da war.

Bender war sichtlich damit überfordert, was er mit seinen Händen zur Begrüßung machen sollte, schütteln oder umarmen, und klopfte ihm schließlich, sozusagen als Kompromiss, auf die Schulter.

»Warum nimmst du nicht den Aufzug?«

»Training für den Fitnesstest.«

»Sieht gut aus, dynamisch.«

Ein Grinsen teilte Benders Gesicht, das wie immer blass und unausgeschlafen wirkte.

Seine Freundlichkeit tat gut.

»Du solltest mich mal im Wald erleben.«

»Marathonmann?« Wieder grinste Bender. »Komm, wir gehen nach oben.«

Finkler musste sich anstrengen, um mitzuhalten. Obwohl sein Kollege schlich und dabei angeregt auf ihn einredete, forderten die wenigen verbleibenden Stufen alles von ihm. Als sie oben angekommen waren, ließ Bender sich nichts anmerken und schlenderte plaudernd über den mit Linoleum ausgelegten Flur in Richtung Finklers Büro.

Abteilung III beschäftigte nur eine Handvoll Beamte, die alle darauf spezialisiert waren, der orga