: Karine Tuil
: Menschliche Dinge Roman
: Ullstein
: 9783843722766
: 1
: CHF 8.10
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: Erzählende Literatur
: German
: 360
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Ein Balzac unserer Zeit.« Le Parisien  Ausgezeichnet mit dem »Prix Goncourt des Lyceens« und dem »Prix Interallié«. Die Farels sind schön und reich, haben Einfluss und Macht: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Eine Familie wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Doch eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Die glanzvolle gesellschaftliche Fassade zeigt gefährliche Risse. Inspiriert vom 'Fall Stanford' und vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte, erzählt Karine Tuil in Menschliche Dinge von den Auswüchsen einer Gesellschaft, die auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt ist, in der sich jeder nimmt, was er haben will. »Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, das für Unbehagen sorgt, das unserer Zeit den Puls nimmt.« France Inter »Ein meisterhafter Roman - Tuils bester -, der sich mit der allmählichen Zerstörung der Beziehung zwischen Männern und Frauen auseinandersetzt.« Le Nouvel Observateur »Mit Menschliche Dinge führt die Autorin ihre Reflexion über soziale Machtverhältnisse fort.« Libération »Wie ein Hochgebirgsführer, behutsam, aber mit sicherem Schritt, lotst Karine Tuil uns an die Abgründe unserer Zeit.« Le Canard enchaîné »Ein bemerkenswerter Roman, der aus dem Leben gegriffen ist.« L'Écho Républicain »Menschliche Dinge ist ein absolut brillanter, atemloser Text, das Porträt einer Familie, die in die qualvolle Mühle unserer Zeit gerät.« Page des libraires

Karine Tuil, geboren 1972, Juristin und Autorin mehrerer gefeierter Bücher, darunter der Roman 'Die Gierigen'. Zuletzt erschien ihr vielbeachteter Roman 'Die Zeit der Ruhelosen', der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Karine Tuil lebt mit ihrer Familie in Paris.

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Sex war unbestreitbar der wirksamste Brandbeschleuniger, löste das ultimative Inferno aus – Schluss mit der Maskerade: Das hatte Claire Farel verstanden, als sie mit neun Jahren den Zerfall ihrer Familie miterlebte, weil ihre Mutter der magnetischen Anziehungskraft eines Medizinprofessors verfallen war, den sie auf einem Kongress kennengelernt hatte; sie hatte es verstanden, als sie, schon im Beruf, zusah, wie Personen des öffentlichen Lebens in kürzester Zeit alles verloren, was sie sich über Jahre hinweg aufgebaut hatten: Position, Ruf, Familie – gesellschaftliche Strukturen, die nur unter großen Mühen und mit Zugeständnissen-Lügen-Versprechungen, der Dreieinigkeit der haltbaren Ehe, stabil geblieben waren, sie hatte erlebt, wie sich die klügsten Vertreter der politischen Klasse für lange Zeit, manchmal sogar für immer, ins Aus beförderten, für nichts als ein flüchtiges Abenteuer, das Ausagieren einer Fantasie, den unbezwingbaren Drang des sexuellen Begehrens – alles, sofort. Sie selbst war ungewollt mitten in einen der größten Skandale der US-amerikanischen Geschichte geraten, als sie mit dreiundzwanzig ein Praktikum im Weißen Haus absolvierte, zur gleichen Zeit wie Monica Lewinsky, die Frau, die sich dadurch einen Namen machte, dass sie die Karriere von Präsident Bill Clinton ins Wanken brachte – und wenn nicht Claire den Platz der rundlichen Brünetten eingenommen hatte, die der Präsident liebevoll »mein Mädchen« nannte, dann nur, weil sie nicht dem damaligen Schönheitsideal des Oval Office entsprach: Sie trug ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten, war mittelgroß, eher schmächtig und erschien immer im maskulin geschnittenen Hosenanzug – nicht sein Typ.

Sie fragte sich häufig, was wohl geschehen wäre, wenn der Präsident sie auserwählt hätte, die kopfgesteuerte und impulsive Frankoamerikanerin, die das Leben am liebsten durch den Filter ihrer Lektüre erkundete, und nicht die pummelige, dunkelhaarige Monica mit ihrem Raubtierlächeln, die kleine jüdische Prinzessin, die in den begüterten Wohngegenden Brentwood und Beverly Hills aufgewachsen war. Ja, sie wäre dem Eros der Macht erlegen, hätte sich