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Wie war das eigentlich passiert? Wodurch war sie so dick und träge geworden? Lag es am Alter, an den nahenden Wechseljahren? An ihrer bedenklichen Untervögelung? Während ihrer langen, einsamen Abende hatte sie schon oft versucht, die Gründe für ihre Gewichtsexplosion zu finden.
Als Hauptursache hatte sie die Großfamiliensituation ausgemacht, in der sie aufgewachsen war. Mit zwei Cousins und einer Cousine und zwei jüngeren Schwestern hatte sie in einem Doppelhaus in einem Dorf bei Hamburg gewohnt. Plus Tante, Onkel und Mutter saßen sie meist zu neunt am Tisch. Wenn die Kinderhorde nach sechs bis sieben Stunden Unterricht und 45 Minuten Busfahrt ausgehungert aus der Schule kam, biss der Hunger derart in ihren Mägen, dass jeder Einzelne von ihnen für Essen gemordet hätte. Nie wieder war Nele so hungrig gewesen wie zu dieser Zeit, als Teenager im Wachstum. Ihr Pausenbrot war quasi verglüht, schon in der ersten Pause aufgegessen und stets nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen.
Neun ausgehungerte Personen am Esstisch, die ungeduldig mit den Füßen scharrten und die Löffel schwenkten – da war Futterneid vorprogrammiert. Die neidischen, gierigen Blicke auf die Teller der anderen hatten sich Nele tief eingebrannt: Hatte ihre Schwester Merle ein größeres Stück Fleisch? Cousine Anke mehr Nudeln und Cousin Olaf mehr