1513 – 1514
Anne fand die Seereise sehr belebend. Sie stand auf dem Deck, gut gewappnet gegen den frischen Frühlingswind und die raue See, und sah zu, wie die Kreidefelsen von Dover in der Ferne verschwanden. Immer wieder dachte sie an Vaters stolze letzte Umarmung, an Mutters tränenreichen Kuss, an Mary, die vor Neid platzte, und an George – Gott segne ihn! –, der mit den Tränen kämpfte. Beinahe hätte sie auch geweint, denn sie wusste, sie würde sie alle vermissen, vor allem natürlich Mutter und George. Doch sie gestand sich nur einen kurzen Moment der Traurigkeit zu, dann wandte sie sich entschlossen an Sir John Broughton, einen Ritter aus Westmorland, mit dem sich ihr Vater am Hof angefreundet hatte. Sir John war in Geschäften nach Brügge unterwegs und hatte angeboten, seine Reise ein wenig auszudehnen, damit er Anne nach Mechelen begleiten konnte. Er war um die dreißig, wirkte aber jünger und hatte lockiges rotes Haar und einen starken nordenglischen Akzent.
»Es ist mir eine Ehre, eine so charmante junge Dame unter meine Fittiche zu nehmen«, hat