eins
Ilsa
Mein Bruder beschäftigt sich viel zu besessen mit dem Sexleben unserer Grandma.
»Ich glaube, Czarina hat einen Liebhaber«, sagt Sam, während er mir seine Hand hinhält. »Wender. Schnell.«
Meine Aufgabe ist es, die chirurgische Präzision und Effizienz seiner Kochtätigkeit zu einem Maximum zu steigern, indem ich ihm die Instrumente reiche, die er benötigt. Ich greife nach dem Wender.
»Das ist ein Eierwender. Den Pfannenwender bitte!«, ermahnt er mich, als wäre die Sache mit den Wendern für jeden superklar. »Pass doch auf, Ilsa!«
Ich werfe einen Blick auf die Schüssel mit Käse und Spinat. Sieht für mich so aus, als könnte hier egal welcher Kochlöffel gute Arbeit tun, aber wenn es nach mir ginge, dann würden wir uns sowieso alles von Zabar’s liefern lassen und uns nicht lange mit Do-it-yourself-Kochen aufhalten. Sam ist ein großartiger Koch. Aber die viele Arbeit? Nein danke. Nichts für mich. Eine halbe Stunde unter ihm als Küchenchef Hilfstätigkeiten verrichten, mehr ist bei mir nicht drin. Den Rest muss er allein schaffen. Mein Job ist es, Extravaganzen zu planen, nicht für deren Ausführung zu sorgen. Ich hätte bei uns der schwule Mann sein müssen, nicht mein Zwillingsbruder.
Ich reiche Sam den Pfannenwender. »Wie kommst du darauf, dass Czarina sich einen Lover zugelegt hat?«
»Sie ist in den letzten sechs Wochen dreimal nach Paris geflogen.«
»Aber sie ist Modeeinkäuferin. Das ist ihr Job.«
»Bei diesen drei Trips ging es um was anderes. Das spüre ich genau. Ist dir aufgefallen, wie … wie nett sie zu uns allen war, als sie zurückgekommen ist? Geradezu empörend nett.«
»Worüber regst du dich denn auf? Dass sie nett zu uns war oder dass sie Mom und Dad und nicht dich übers Wochenende nach Paris mitgenommen hat?« Ich mag es, wenn Czarina nicht da ist und uns ihre Wohnung überlässt. Dann bin ich die Königin in ihrem Schloss und muss Sam nicht mit ihr teilen.
»Genau das ist es ja! Sie nimmt Mom und Dad nie irgendwohin mit. Behauptet immer, dass sie bürgerliche Spießer und Langweiler sind.«
»Ich mag die beiden wirklich, aber ich befürchte, das sind sie eben.«
»Sei nicht so gemein.«
»Verlang nicht von mir, etwas anderes zu sein, als ich bin.«
Sam lacht und zieht dann eine Augenbraue hoch. »Kümmert dich das wirklich gar nicht? Czarina hat sogar ausdrücklich gesagt, dass wir die Tür zu ihrem Schlafzimmer diesmal nicht abzuschließen brauchen. Bei allen Dinnerpartys, die sie uns hier in ihrer Wohnung hat abhalten lassen, war ihre einzige strikteste Bedingung immer«, Sam ahmt Czarinas gangsterbossartiges Knurren nach: »In meinem Schlafzimmer sollen keine jugendlichen Missetäter ihr Unwesen treiben.«
»Ja, und deshalb kreuzt sie auch immer während des Nachtischs auf, obwohl sie vorher behauptet, dass sie den ganzen Abend ausgehen will. Sie ist und bleibt ein Kontrollfreak und glaubt uns einfach nicht, dass wir niemanden in ihr Schlafzimmer oder an ihre Bar lassen.« Ich denke kurz nach und mildere dann meine B