: Linwood Barclay
: Die Geräusche der Nacht Thriller
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426454732
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wahn oder Wirklichkeit? Im neuen Thriller des amerikanischen Bestseller-Autors Linwood Barclay hinterlässt eine alte Schreibmaschine nachts kryptische Nachrichten Paul Davis hat allen Grund, an seinem Verstand zu zweifeln: Seit er beinahe von seinem Freund und Kollegen Kenneth Hoffman getötet worden wäre, weil er diesen beim Entsorgen zweier Frauenleichen überrascht hat, leidet er an Gedächtnislücken und manchmal auch Wahnvorstellungen. Auch die Besuche bei seiner Psychiaterin helfen Paul nicht wirklich, also beschließt er, ein Buch über Kenneth? Fall zu schreiben, um sein Trauma zu verarbeiten. Zur Inspiration schenkt Pauls Frau ihm eine alte Underwood-Schreibmaschine - und plötzlich meint Paul, nachts Tipp-Geräusche zu hören, obwohl niemand in der Nähe der Schreibmaschine ist. Morgens findet er kryptische Nachrichten, die von den ermordeten Frauen zu stammen scheinen. Erhält Paul tatsächlich Botschaften aus dem Jenseits - oder verliert er endgültig den Verstand? »Einer der besten Thriller-Autoren auf der Höhe seines Schaffens. ?Die Geräusche der Nacht? ist Linwood Barclays bisher bester Thriller.« Peter James

Linwood Barclay, geboren 1955, stammt aus den USA, lebt aber seit seiner Kindheit in Kanada. Er studierte Englische Literatur an der Trent University in Peterborough, Ontario, und arbeitete bis 2008 als Journalist. Im »Toronto Star«, Kanadas größter Tageszeitung, hatte er eine beliebte Kolumne. Sein erster Thriller, »Ohne ein Wort« (2007), war auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Toronto.

Prolog


Es war schon spät, als er an jenem Abend auf der Post Road unterwegs war, doch Paul Davis hätte schwören können, dass es sich bei dem Wagen, der in diesem unberechenbaren Fahrstil vor ihm fuhr, um den seines Kollegen Kenneth Hoffman handelte. Der alte, dunkelblaue Volvo Kombi gehörte zum festen Inventar des West Haven College und bediente alle Klischees des fahrbaren Untersatzes eines typischen Professors.

Paul fragte sich, ob Kenneth – immer Kenneth, niemals Ken – eigentlich wusste, dass mit dem linken Rücklicht etwas nicht stimmte und weißes Licht durch die gesplitterte rote Plastikabdeckung nach außen drang. Hatte er nicht neulich erst davon gesprochen, dass ihm jemand ans Auto gefahren war, ohne eine Nachricht unter dem Scheibenwischer zu hinterlassen?

Ein kaputtes Rücklicht hätte Kenneth bestimmt nicht einfach hingenommen. Eine gestörte Symmetrie am Fahrzeugheck, quasi das Äquivalent zu einer Ungleichung, konnte Kenneth, Professor für Mathe und Physik, nicht ungerührt lassen.

Wie der Volvo zur Mittellinie driftete, um ruckartig wieder in die eigene Spur zurückzufinden, ließ in Paul den Verdacht aufkommen, dass mit Kenneth etwas nicht stimmte. War er am Steuer eingenickt, wieder aufgewacht und hatte bemerkt, dass er auf die andere Straßenseite zusteuerte? War er auf dem Heimweg, nachdem er irgendwo dem Alkohol zugesprochen hatte?

Wäre Paul Polizist, würde er Blaulicht und Sirene einschalten und ihn anhalten.

Paul war aber kein Polizist und Kenneth auch nicht irgendein Autofahrer. Er war ein Kollege. Nein, nicht nur das. Er war ein Freund. Sein Mentor. Pauls Auto hatte weder Blaulicht, noch war es mit einer Sirene ausgerüstet. Vielleicht konnte er Kenneth auf sich aufmerksam machen, ihn dazu bringen, rechts ranzufahren, zu einer Pause überreden, bis er wieder fit genug war, um weiterzufahren, oder ihn zur Not gleich nach Hause bringen.

Das war das Mindeste, was Paul tun konnte, auch wenn die Freundschaft zwischen ihnen nicht mehr so eng wie früher war.

Als Paul ans West Haven kam, hatte Kenneth sich fast wie ein Vater seiner angenommen. Auf einer Fakultätsversammlung hatten sie festgestellt, dass sie ein gemeinsames, wenn auch mäßig anspruchsvolles Interesse teilten. Sie hatten eine Schwäche für Science-Fiction-Filme aus den Fünfzigerjahren.Alarm im Weltall, Endstation Mond, Fliegende Untertassen greifen an, Der Tag, an dem die Erde stillstand. Der Angriff der 20-Meter-Frau, darin waren sie sich einig, war ein geniales Meisterwerk. Nachdem sie sich ausgerechnet über ein so verrücktes Thema gefunden hatten, bot Kenneth Paul eine Schnelleinführung in das West Haven College an.

Die Gepflogenheiten der akademischen Welt konnten warten. Wichtiger war es, dem Neuzugang zu erklären, wie man einen guten Parkplatz ergatterte, an wen man sich in der Buchhaltung wenden musste, wenn etwas mit der monatlichen Gehaltsabrechnung nicht stimmte, und wann man die Mensa besser mied. (Am Dienstag, wie sich herausstellte. Dienstags gab es immer Leber.)

Mit den Jahren wurde Paul klar, dass Kenneth für ihn eine Ausnahme gemacht hatte, denn diese Einführung bot er sonst eher neuen Angestellten weiblichen Geschlechts an, und zwar um einiges hingebungsvoller, wie Paul erfuhr.

Kenneth hatte verschiedene Seiten, und Paul war sich immer noch nicht sicher, ob er alle kannte.

Allen Mutmaßungen über den Kollegen zum Trotz konnte er nicht zulassen, dass der Mann seinen Kombi in den Graben fuhr und sich umbrachte. Und es wäre in diesem Fall nur er allein – soweit Paul erkennen konnte, war der Beifahrersitz neben Kenneth leer.

Fast eine Meile war der Wagen inzwischen gefahren, ohne von der Spur abzukommen, woraus Paul schloss, dass Kenneth alles im Griff hatte. Dennoch empfand er die Fahrweise als irritierend. Immer wieder gab Kenneth Gas – dann leuchteten die Bremslichter auf, auch das defekte –, um anschließend wieder vor sich