: Leah Konen
: Die Nacht in dir Thriller
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426458327
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Frau auf der Flucht. Eine Kleinstadt mit mehr als einem Geheimnis. Und die Wahrheit hat viele Gesichter ... In diesem raffinierten Psycho-Thriller ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint! Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ex-Freund Davis landet die New Yorkerin Lucy im beschaulichen Woodstock. Die einsame junge Frau, die noch nicht über den frühen Tod ihrer Eltern hinweggekommen ist, schließt allzu schnell Freundschaft mit dem benachbarten Ehepaar John und Vera und baut eine nicht gerade gesunde Beziehung zu den beiden auf. Bald stiftet das rätselhafte Paar Lucy zu einer Verschwörung an: Sie wollen Johns Tod vortäuschen, um ihren eigenen Kleinstadt-Geheimnissen zu entfliehen. Auch Lucy soll dabei eine Rolle spielen - zum Dank wollen Vera und John sie mitnehmen. Ein verlockender Gedanke für Lucy, denn Davis ist in Woodstock aufgetaucht. Doch dann wird John tatsächlich tot aufgefunden ... Leah Konens Thriller »Die Nacht in dir« ist ein ausgeklügeltes, psychologisches Spiel mit Schein- und Halbwahrheiten, dem Vertrauen in Nachbarn und Freunde, vorschnellen Urteilen und der Dunkelheit, die sich hinter manch freundlich erleuchtetem Fenster verbirgt. »DIE NACHT IN DIR nimmt einen sofort in den Bann. Dieses Buch hat einfach alles, was ein Thriller braucht - fesselnde Charaktere, und einen Show-down, der es echt in sich hat.« - Samantha Downing, Autorin von Meine wunderbare Frau »Ein schlauer, süchtig-machender Thriller, dessen Wendung am Ende absolut überrascht.« - Kimberly Belle, Autorin von Solange du lügst

Leah Konen studierte an der University of North Carolina in Chapel Hill Journalismus und englische Literatur. Sie ist die Autorin mehrerer Young-Adult-Romane. Als Journalistin wurde ihre Arbeit unter anderem in Elle Decor, Metropolitan Home, The Fiscal Times und in The Huffington Post veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Hund Farley in Brooklyn und Saugerties, New York.

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Sie denken vielleicht, es wäre einfach, alle Verbindungen zu einem Mann wie Davis zu kappen, eine natürliche Reaktion für eine nach vorn blickende Frau wie mich. Aber das war es nicht. Im Gegenteil, es war wie mit jeder anderen Sucht, man kehrte viel schneller wieder zu ihr zurück, rationalisierte sie, als dass man sie vollkommen aufgab. Nur. Noch. Ein. Kleiner. Schluck. Wenn es doch nur AA-Treffen für miese Freunde gäbe, für die Frauen, die es nicht schafften, sie zu verlassen.

Es war fast vier und mein erstes Glas fast leer, als ich den Mut aufbrachte, Davis zu schreiben.

 

Ich gehe zurück nach Seattle. Du kannst uns nicht mehr kontrollieren.

 

Ich hängte das Foto an die Mail, meine Absicherung gegen zukünftige Bestrafungen. Die einzige, die ich hatte.

In mir öffnete sich eine Luke, das konnte ich fühlen, nur einen Spaltbreit, Ärger kam auf über all das, was zwischen uns passiert war, aber ich schloss sie wieder, weil ich wusste, dass ich das musste; ich atmete tief durch und klickte auf Senden.

Für den Bruchteil einer Sekunde stellte ich mir vor, wie er es las, die Knöchel seiner Finger weiß, so fest umklammerten sie das Telefon.

Dann stellte ich mir die Alternative vor, und ich betete darum, dass Davis okay war, mein Magen wand sich zu einem Knoten, während mein Herz gnadenlos hämmerte.

Ohne meine Angst zuzulassen, loggte ich mich aus dem alten E-Mail-Account aus und in den neuen ein, lucykingwriter92@gmail.com; darin gab es nur den Mailwechsel wegen des Cottages, eine »Willkommen bei Gmail«-Nachricht und ein bisschen Spam.

Ich gebe es ungern zu, aber dann tat ich das, was ich, um zurechtzukommen, monatelang getan hatte – ich trank.

Als ich die Fußangeln der Schwarzen Löcher des Internets hinter mir gelassen hatte, als aus dem zweiten Glas das dritte geworden war, als Dusty um Futter winselte und mir klar wurde, dass es fast neun Uhr abends war, öffnete ich eine Dose Hundefutter und bestellte mir eine Pizza bei einem der wenigen Lieferdienste des Ortes. Dann trank ich weiter.

 

Dusty berührte mit der Pfote mein Gesicht.

Meine Augen sprangen auf. Es war Morgen, Licht umgab die Kanten der Vorhänge wie ein Heiligenschein. Ich war vollständig bekleidet und lag auf dem Quilt, das Haar zerdrückt, wie eine Puppe, die nach dem Spielen in die Ecke geworfen worden war. Mein Kiefer war verspannt. Ich hatte mit den Zähnen geknirscht, wie ich es immer tat, wenn ich Angst hatte, eine Angewohnheit aus der Kindheit, die ich nicht ablegen konnte.

Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, ohne Davis aufzuwachen. Es war schwer, mir nicht vorzustellen, wie er auf seiner Seite des Bettes lag, die Beine um die Laken geschlungen, seine Schulter zum Ankuscheln für mich bereit. Sein blondes Haar zerzaust, die Haarwirbel ungezähmt, seine Brille mit den dicken Gläsern, eins der Dinge, die wir gemeinsam ausgesucht hatten, bereitgelegt auf dem Nachttisch. Seine Augen öffnen sich – »Morgen, Babe«.

Jetzt war seine Bettseite besetzt von einer fettfleckigen Schachtel von Ciceros Pizza. Der Geruch von Wurst drehte mir den Magen um.

Davis war sehr schnell ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden, mit allen Vor- und Nachteilen. Er war da, um mich zu Geburtstagspartys von Freunden zu begleiten, an meiner Seite, um den neuesten Independent-Film zu sehen oder ein Rezept auszuprobieren, das ich online gefunden hatte; bereit, das neue Album vonLCD Soundsystem anzuhören und dann stundenlang darüber zu diskutieren, ob es etwas taugte. Da, um einen nerdigen Witz über die inzestuösen Untertöne inStar Wars zu reißen. Um mich zu halten, wenn die Trauer über den Verlust meiner Eltern mich mitunter untröstlich machte. Schließlich da, um mich voll und ganz in seiner Wohnung, seinem Leben willkommen zu heißen. Das Bett anzuwärmen, mein Partner in der Hundesache, unsere geteilte Verantwortung, um ein Leben mit Dusty, meinem Ein und Alles, zu ermöglichen …

Davis sollte all diese Sachen direkt in die Hölle schicken. Er war da, um mir sein wahres Ich zu enthüllen, nach und nach. Um das, was ich unter einerÜberraschung