: Prof. Dr. Christian Hesse, Karsten Schwanke
: Von Glückszahl bis Geheimzahl Mit Mathe die Rätsel des Alltags lösen
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426458044
: 1
: CHF 13.00
:
: Naturwissenschaft
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
E ne unterhaltsame wie kurzweilige Reise durch die Welt der Zahlen präsentiert von einem Erfolgsduo: Der Mathematik-Professor und Bestseller-Autor Christian Hesse und der beliebte Fernseh-Moderator Karsten Schwanke vermitteln Spaß an Mathematik. Ist Glück beim Lotto spielen berechenbar? Warum ist 2:1 das häufigste Ergebnis beim Fußball? Was ist das Einmaleins der Politik? Christian Hesse und Karsten Schwanke geben Antworten auf diese und viele andere Fragen und präsentieren Praktisches aus der Welt der Mathematik - etwa Tipps und Tricks für die vier Grundrechenarten, eine einfache Eselsbrücke für das Bestimmen von Wochentagen und ein Verfahren, um die Anzahl der Fische in einem Aquarium zu ermitteln. Sie erzählen Faszinierendes über die Bedeutung der Zahlen beim Wetter, in der Pflanzenwelt und in der Medizin und garnieren alles mit mathematischen Rätseln und Wissenswertem über Primzahlen, Bruchzahlen und andere wichtige Zahlen - Wissen light für alle, die Zahlen und die Mathematik lieben. Christian Hesse lehrt als Mathematik-Professor an der Universität Stuttgart. Karsten Schwanke moderiert das 'Wetter vor acht' und andere Wettervorhersagen und wurde mit Sendungen wie 'Kopfball' und 'Abenteuer Wissen' bekannt. 2022 wurde er mit der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet. Zusammen haben die beiden Autoren in der Sendereihe SMS - Schwanke meets Science ihr Publikum mit mathematischen Phänomenen unterhalten.

Christian Hesse, geboren 1960, ist Professor für Mathematik an der Universität Stuttgart. 2010 beriet er das Bundesverfassungsgericht als Sachverständiger zum Thema »Wahlmathematische Aspekte des Bundeswahlgesetzes«. Bekannt wurde Hesse als Autor populärer Sachbücher über Mathematik und Schach, u.a. Von Glückszahl bis Geheimzahl (Droemer 2020, gemeinsam mit Karsten Schwanke), Alles kein Zufall! (Droemer 2021) und zuletzt Schachgeschichten (Droemer 2022, gemeinsam mit Frederic Friedel).

Vielseitig einseitig


Einseitig hat als Wort einen negativen Touch.Vielseitig hört sich jedenfalls bedeutend besser an. Nun gut, das mag sein. Wir möchten Ihnen zeigen, dass Einseitigkeit etwas unglaublich Faszinierendes sein kann. Sogar dann, wenn das Thema mit der Mathe-Brille betrachtet wird.

 

Na, dann los. Starter, die Fahne!

Stellen Sie sich einen Würfel vor, einen ganz normalen Spielwürfel. Jeder weiß, dass der sechs Seiten hat. Ecken und Kanten natürlich auch, acht Ecken und zwölf Kanten. Das lässt sich leicht gedanklich abzählen. Jede Kante trennt zwei benachbarte Seiten.

Es gibt natürlich Objekte, die haben gar keine Ecken und nur eine Kante. Kreise zum Beispiel. Doch uns interessieren nicht die Ecken oder Kanten. Sondern die Seiten. Speziell und im wahrsten Sinne des Wortes die Einseitigkeit. Wenn ich etwas Kreisförmiges aus Papier ausschneide, dann entsteht eine Fläche, die zwei Seiten hat. Das scheint bei Flächen das Minimum zu sein.

Schwer vorstellbar, dass es Objekte mit nur einer Seite gibt, oder? Wie sollten die aussehen?

Weil die Frage schon im Raum steht, wollen wir sie gleich anpacken und die Antwort liefern. Wir basteln uns ein einseitiges Objekt. Beweisen durch Basteln. Hier kommt die Bastelanleitung.

Man nehme einen langen dünnen Papierstreifen. Der und ein bisschen Klebstoff genügen als Requisiten. Kleben Sie Ihren Papierstreifen entlang der Schmalseiten zusammen. Also fein säuberlich eine Schmalseite ein Stück weit über die andere legen und kleben. Dann haben wir … ach: ein Stück von einem Zylinder. Und der hat ja doch zwei Seiten! Eine Innenseite und eine Außenseite. Erster Versuch gescheitert. Aber es war ja erst der erste Versuch.

 

Alles auf Anfang. Nehmen Sie einen langen, dünnen Papierstreifen, führen Sie die beiden schmalen Enden aneinander. Bevor Sie sie etwas übereinanderlegen, verdrehen Sie das eine Ende um 180 Grad, also um eine halbe Drehung. Dann die Enden zusammenkleben. Fertig. Schneller als die Fünf-Minuten-Terrine.

Jetzt haben wir einen verdrillten Gegenstand vor uns. Wie sieht’s bei dem mit der Seitenanzahl aus? Die ist gar nicht so leicht festzustellen, aber wir haben einen Trick im Köcher. Nehmen Sie einen Stift, setzen Sie ihn irgendwo mittig auf den Streifen und ziehen Sie entlang der Mitte eine Linie. Einfach gnadenlos immer weiter ziehen, bis Sie wieder am Ausgangspunkt sind.

Wenn wir jetzt den Streifen inspizieren, ist die eingezeichnete Linie überall in der Streifenmitte vorhanden, egal, ob ich mir eine Stelle anschaue oder den Streifen umdrehe. Das kann nur eines bedeuten: Unser Objekt hat nur eine einzige Seite.

Ist das sicher? Ja, denn beim Zeichnen der Linie sind wir nie an den Rand gekommen, sind nie darüber hinweggegangen und haben anschließend auf dem gegenüberliegenden Stück weitergezeichnet. Es ist offensichtlich so: Setzen wir den Stift auf einem beliebigen Punkt der Fläche auf, erreichen wir durch Entlangfahren auf dem Streifen jeden beliebigen Punkt der Fläche einschließlich der gegenüberliegenden Punkte ohne Randüberquerung. Das kann nur bedeuten, dass das Ding einseitig ist. Wie krass ist das denn!!

Diese einseitige Fläche im dreidimensionalen Raum ist das Möbius-Band. Benannt wurde es nach dem Leipziger Mathematiker August Ferdinand Möbius (1790–1868), der sich 1858 intensiv damit beschäftigte. Um genau zu sein, wollen wir erwähnen, dass der Göttinger Mathematiker Johann Benedict Listing (1808–1882) dieses Band zwei Monate früher als Möbius beschrieb. Wahrscheinlich waren auch diese beiden Mathe-Macher nicht die Ersten, die einen Streifen Papier verdreht und zusammengefügt haben. Doch keiner hatte vor ihnen daraus ein mathematisches Forschungsobjekt gemacht.

© Yesaulov Vadym/Shutterstock.com

Das Möbius-Band ist das einzige bekannte Objekt im Universum, das nur eine einzige Seite hat. Ein super Alleinstellungsmerkmal!

Wäre das alles, was über Möbius-Bänder gesagt werden könnte, wäre es auch schon faszinierend genug. Doch wir wollen uns noch ein paar weitere Gedanken machen.

Und zwar erst mal fragen, ob das Ganze nur eine mathematische Kuriosität ist oder ob es vielleicht sogar praktische Anwendungen dafür gibt?

Nun, die gibt es schon lange. Eine stammt aus der Zeit der mechanischen Schreibmaschinen. Ein paar können sich vielleicht noch daran erinnern. Die Farbe für die Buchstaben auf dem Papier kam von einem Band auf einer Spule. War die Farbe auf der einen Bandseite aufgebraucht, mus