Wir sind auch eine Armee.
Auf meine Gartenhacke gestützt halte ich inne und betrachte die anderen Frauen, die mit mir den Boden bearbeiten. Wir tragen alle die gleiche Kleidung – Latzhosen und Sonnenhüte –, alle in Uniform, genau wie unsere Männer und Söhne auf der anderen Seite des Atlantiks.
Wir kämpfen für dieselbe Sache, nur auf andere Weise.
Ein leichter Sommerwind weht die Lake Avenue in Grand Haven, Michigan, entlang und streicht leise raschelnd durch Reihen von Tomaten, Karotten, Salat, Rüben und Erbsen. Ich begutachte das winzige Gemüsebeet zu meinen Füßen in dem kleinen Victory-Garten unserer Nachbarschaft und bewundere die schlichte Schönheit der roten Adern in den leuchtend grünen Mangoldblättern und das sprießende Kraut der Kohlrabis. Zufrieden lächle ich über ihre Fülle und meinen eigenen Einfallsreichtum. Ich hatte diese Gemüsesorten für unseren Victory-Garten vorgeschlagen, da sie leicht anzubauende Grundnahrungsmittel sind.
»Das Unkraut jätet sich nicht von allein.«
Als ich hochschaue, steht Betty Wiggins vor mir.
Wenn man Winston Churchill eine graue Perücke aufsetzen würde, denke ich,dann bekäme man Betty Wiggins, die selbsternannte Kommandantin unseres Victory-Gartens.
»Ich habe nur nachgedacht«, sage ich.
»Nachdenken können Sie zu Hause«, versetzt sie mir mit missbilligender Miene.
Ich nehme meine Hacke und entferne ein Büschel Unkraut. »Ja, Betty.«
Sie starrt mich an, dann mustert sie den Latz meiner Hose. »Hübsche Rose«, sagt sie, und ihre Miene wird noch missbilligender. »Halten wir uns heute vielleicht für Vivien Leigh?«
»Nein, Ma’am«, antworte ich. »Wollte mich damit nur aufheitern.«
»Heitern Sie sich zu Hause auf«, brummt sie finster. Ihr Blick bleibt an der Brosche in Form von Hyazinthen hängen, die ich mir an den Träger meiner Latzhose gesteckt habe, und wandert dann langsam zu den Margeritenohrringen aus Bakelit an meinen Ohrläppchen.
In der Hoffnung, Betty würde vielleicht verstehen, dass ich mich mit Dingen umgeben muss, die mir ein Gefühl von Sicherheit, Wärme und Freude geben, sehe ich sie an, aber sie geht mit einem »Hmpf!« davon.
Ich höre ein unterdrücktes Lachen, und als ich zu meiner Freundin Shirley hinübersehe, imitiert sie Bettys gewaltigen Hintern und ihren schwerfälligen Gang. Die Frauen um sie herum kichern.
»Halten wir uns heute vielleicht für Vivien Leigh?«, äfft Shirley Bettys Bariton nach. »Das wäre sie wohl gern.«
»Hör auf«, sage ich.
»Ist doch wahr, Iris«, fährt Shirley mit shakespearehaftem Theaterflüstern fort. »Da sind ja die Pferdehintern inVom Winde verweht noch hübscher als der von Betty.«
»Sie hat ja recht«, erwidere ich. »Ich bin heute nicht richtig bei der Sache.«
Unvermittelt nehme ich die Rose, die ich heute Morgen in meinem Garten gepflückt und in die Latztasche meiner Hose gesteckt habe, und werfe sie in hohem Bogen fort. Shirley macht einen Satz, dabei zertrampelt sie ein Tomatenpflänzchen und fängt die Rose im Flug auf.
»Lass das«, sagt sie. »Hör nicht auf sie.«
Sie schnuppert kurz an der pfirsichfarbenen Blüte,