: Harry Voß
: Ben und Lasse - Agenten hinter Schloss und Riegel
: Bibellesebund Verlag
: 9783955683146
: Ben und Lasse
: 1
: CHF 8.00
:
: Abenteuer, Spielgeschichten, Unterhaltung
: German
: 170
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ben und Lasse sind mit dem Zug auf dem Weg zur Oma, als ihnen Handy, Geldbeutel und ein wertvoller Ring gestohlen werden. Die beiden Brüder verfolgen den Dieb und entdecken, dass in einer verlassenen Villa eine Gangsterbande jemand gefangenhält. Schaffen es Ben und Lasse dem Entführungsopfer zu helfen ohne sich zu sehr in Gefahr zu begeben?

Harry Voß, geboren 1969, ist seit 1995 als Referent für die Arbeit mit Kindern (und inzwischen als Leiter des Bereichs Arbeit mit Kindern) beim Bibellesebund tätig. Er ist zu Lesetouren, Kinderbibeltagen, Kinderfreizeiten und Bibel-Action-Tagen unterwegs. Als Schriftsteller wurde er vor allem durch die Schlunz-Serie bekannt (7 Bücher, Hörspiele, Verfilmung), außerdem stammen die Abenteuer von 'Ben& Lasse' von ihm, ebenso wie zwei Jugendbücher ('13 Wochen', 'Gefangen in Abadonien'). Harry Voß ist verheiratet mit Iris Voß und hat zwei Kinder. Er engagiert sich in der evangelischen Kirchengemeinde in Gummersbach, arbeitet ehrenamtlich im Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) mit und lebt mit seiner Familie in Gummersbach (NRW).

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„Da kommt der Zug!“

Ich weiß nicht, wer in diesem Augenblick am meisten aufgeregt ist: Mein kleiner Bruder Lasse, der schon seit einer halben Stunde auf dem Bahnsteig herumhüpft, als würde das Abenteuer seines Lebens beginnen? Meine Mutter, die mir inzwischen schon einhundert Mal gesagt hat, wo wir umsteigen sollen und dass ich auf jeden Fall immer auf meinen Bruder aufpassen muss? Oder ich selbst, der ich zum ersten Mal ohne meine Eltern so eine weite Strecke mit dem Zug fahre?

„Pass auf, Lasse!“ Mama fasst Lasse an der Schulter und zieht ihn einen Schritt von der Bahnsteigkante weg.

Lasse greift mit den Daumen unter die Trageriemen seines kleinen Rucksacks und atmet einmal tief ein und aus. „Das wird klasse!“, schnauft er und schaut mich mit großen Augen an. „Was, Ben?“

Ich bin im Moment nicht in der Lage, etwas Sinnvolles zu antworten. Auch ich halte die Träger meines Rucksacks fest umschlossen. Ich starre auf die weiße Schnauze der Bahn, die zwar noch in einiger Entfernung, aber eben doch schon deutlich zu sehen ist. Und damit ist klar: Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Lasse und ich werden uns mutig und entschlossen ohne Mama und Papa auf den Weg zu Oma machen. Sie wohnt in Hasewinkel. Das bedeutet, wir müssen von hier aus erst mal mit dem ICE, also einem sehr, sehr schnellen Zug, bis Köln fahren. Dort steigen wir aus, haben fünfzehn Minuten Zeit, um in den nächsten Zug umzusteigen, der dann bis Bielefeld fährt. Dort holt uns Oma mit dem Auto ab und bringt uns in ihr Dorf. Fahrzeit insgesamt: dreieinhalb Stunden. Die genaue Reiseroute habe ich in der Seitentasche meines Rucksacks. Dort steht auch, auf welchem Gleis wir in Köln ankommen und von welchem Gleis wir dort weiterfahren müssen. Ist eigentlich ganz einfach. Zumindest für einen Agenten wie mich. Dazu muss man wissen: Wenn ich groß bin, will ich Polizist werden. Wie mein Papa. Der ist jetzt schon Polizist, bringt Verbrecher ins Gefängnis, verfolgt kriminelle Jugendliche und passt auf, dass unser Ort vor Einbrechern geschützt ist. Ich selbst bin auch gut in allem, was ein Polizist können muss: Ich kann gut beobachten, ich kann Menschen heimlich verfolgen, ich kann herausfinden, wer wann was gemacht hat und warum. Na gut, meistens handelt es sich bei den Dingen, die ich untersuche, nicht um Verbrechen. Sondern darum, wer zum Beispiel schon am Nachtisch gefuttert hat, wenn er nach dem Mittagessen auf den Tisch kommt. Eine tiefe Grube im Pudding in der Schüssel, ein abgeleckter Löffel, ein sechsjähriger Junge am Esstisch mit Puddingspuren im ganzen Gesicht, der knallrot wird, wenn Mama streng fragt: „Wer hat denn hier schon aus der Schüssel genascht?“ Spur eins, Spur zwei, Spur drei, kurz überlegen, kombinieren – fertig sind die Ermittlungen: mein kleiner Bruder Lasse ist der Täter. Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass Lasse glaubt, ebenfalls ein Agenten zu sein. Natürlich ist er mit seinen Erstklässler-Fähigkeiten noch nicht so weit wie ich. Wenn er sein Portmonee sucht und es nicht sofort findet, platzt er in mein Zimmer: „Du hast meinen Geldbeutel geklaut! Gib’s zu!“ Und wenn ich dann frage: „Wie kommst du denn darauf?“, kommen so Hinweise wie: „Du guckst schon so grimmig wie ein Dieb!“ oder: „In meinem Zimmer liegt er nicht, also muss er ja bei dir sein!“ Wenn ich ihn dann frage, wann er seinen Geldbeutel zul