: Klaus Oppitz
: Die Hinrichtung des Martin P. Roman
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218011938
: 1
: CHF 15.30
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Martin Pietsch ist 43 Jahre alt, hoffnungslos arbeitslos und gerade dabei, seine Beziehung gegen die Wand zu fahren. Als in einer großen Wohnanlage ein 17-jähriger Tschetschene ein kleines Mädchen tötet, brennen Pietsch mit einer gehörigen Dosis Frustration (und einer ebenso gehörigen Dosis Alkohol im Blut) die Sicherungen durch. Er reagiert sich in einem Hassposting gegen den Kindsmörder ab. Pietsch brüstet sich damit, ihn eigenhändig umbringen zu wollen - und erhält dafür euphorischen Zuspruch aus dem Netz. Womit er jedoch nicht rechnet: Er wird tatsächlich beim Wort genommen. Er soll den Täter hinrichten. Und bekommt dafür auch noch eine Menge Geld geboten. Und einen festen Job. Es wäre die Lösung all seiner Probleme. Aber natürlich wird Pietsch niemanden töten. Das kann er doch nicht! Oder? Kann er? Klaus Oppitz gelingt eine düstere Erzählung über allgegenwärtige Hasspostings und darüber, was passieren könnte, wenn ihre Verfasser tun dürften, was sie schreiben. Dabei blickt er tief in die Psyche sowohl der Täter als auch der Opfer - und fördert dabei Unbequemes zu Tage.

Klaus Oppitz, geboren 1971, arbeitete als Werbetexter und Regisseur und schreibt für Fernsehen und Bühne. Oppitz ist, zusammen mit Robert Palfrader und Rudi Roubinek, Autor der ORF-Satire 'Wir sind Kaiser'. Als Kabarettist steht er mit profil-Ressortleiter Michael Nikbakhsh als Duo 'Nikbakhsh& Oppitz' auf der Bühne des Wiener Rabenhof Theaters. Bisher sind von Klaus Oppitz die satirischen Romane 'Auswandertag' und 'Landuntergang' erschienen, sowie die politische Zitatesammlung 'Lösungen sind nicht die Antwort'.

Ein Fragezeichen erscheint auf dem Display. Ein einzelnes Zeichen, und es sagt doch mehr als ein ganzer Satz. Darin liegt Vorwurf, darin liegt Ärger, darin liegt aber auch Absolution.

Was ist jetzt? fragt das Fragezeichen.

Hast du dich wieder eingekriegt?

Du weißt, wie kindisch das war?

Das Fragezeichen stellt aber nicht nur Fragen, es stellt auch etwas fest.Ich bin immer noch da. Melde dich.

Er tippt ein Rufzeichen, schickt es aber nicht ab.

Es ist Mittwoch. Der Tag, nachdem er sein zweites Bewerbungsgespräch gehabt hätte. Meint sie womöglich das?

Wie ist es ausgegangen? fragt das Fragezeichen.

Nein, Rosi wird sich schon denken können, dass etwas schiefgegangen ist. Sie wird das doch hoffentlich nicht auf sich beziehen, dass er sich eine Woche lang nicht gemeldet hat. Oder?

Er sollte gar nichts schreiben. Er sollte sie anrufen. Er will sie nicht anrufen. Er will sehen, was los ist. Ihren Gesichtsausdruck, ihre Körpersprache, bevor er etwas Falsches sagt.

Er hatte sich bereits überlegt, ob er ihr nicht eine Mail schreiben sollte, ganz ausführlich erklären, was in ihm vorging. Montag Abend. Das leere Dokument geöffnet und bereit. Dann aber war ihm der Cursor auf die Nerven gegangen. Noch nie zuvor war ihm aufgefallen, wie nervös dieser kleine Strich blinkt, dort, wo die Nachricht entstehen soll.

– Na, was ist jetzt? schien ihm der Cursor zu sagen. – Warum schreibst du nicht? Schreib doch! Schreib doch! Schreib doch! Ich bin bereit. Bin bereit. Bin bereit.

Pietsch war es nicht. Und überhaupt, was genau ging denn in ihm vor? Ich bin zu feig, dir zu sagen, dass ich abgelehnt wurde? Ist das etwas, das man über Mail kommuniziert?

Er löscht das Rufzeichen.Treffen? schreibt er stattdessen.

Er wartet eine Minute. Zwei.

Eine Woche hat er sie gemieden, und jetzt kann er ihre Antwort kaum erwarten.

Darf ich dich zum Essen einladen? schickt er hinterher, als im selben MomentHast du überhaupt Zeit? Offenbar bist du ja ziemlich beschäftigt auf dem kleinen Schirm erscheint.

Und kurz darauf die Antwort auf seine Antwort:Lieber nicht. Unser letztes Essen ist ja nicht so gut ausgegangen.

Das ist sehr ausführlich für ihre