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Am liebsten hätte sich Lukas für den Rest der Sommerferien mit dem Schlunz in der Wohnung versteckt. Die Vorstellung, dass es irgendwo auf dieser Welt jemanden gab, der den Schlunz töten wollte, machte ihm Angst. Aber im Schlunz schien diese Vorstellung erst so richtig die Abenteuerlust zu wecken.
»Wir suchen den Audi«, sagte er jeden Morgen, wenn sie aufwachten.
Schlunz hatte sich in den Kopf gesetzt, den silberfarbenen Audi zu finden. Genau jenen Audi TT-Roadster Cabrio, den sie nun schon seit einiger Zeit immer irgendwo am Straßenrand stehen sahen. Und der, wenn sie sich ihm näherten, startete und mit Vollgas wegfuhr. Eine Frau saß am Steuer, so viel hatten sie schon herausgefunden. Eine Frau mit Kopftuch und Sonnenbrille. Dieser Audi war es auch gewesen, der einmal den Schlunz im Sommerurlaub fast überfahren hätte. Absichtlich natürlich! Wer war nur diese Frau? Und wer war der geheimnisvolle Mann, der sie den ganzen Urlaub über verfolgt und schließlich versucht hatte, den Schlunz zu töten? Dieser Mann saß zum Glück inzwischen im Gefängnis. Aber der Audi mit der Frau fuhr noch frei herum. In der Nacht, in der sie aus dem Urlaub zurückgekehrt waren, hatten sie ihn zum letzten Mal gesehen.
Seitdem fuhren Schlunz und Lukas jeden Tag mit ihren Fahrrädern durch die Stadt. Irgendwo mussten sie diesen Audi doch finden!
An diesem Tag bog Schlunz mit seinem Rad in eine Seitenstraße ein, in der sie bisher noch nie gesucht hatten. »Ich glaube, hier kommen wir der Sache schon näher«, sagte er geheimnisvoll. Schlunz stieg vom Rad ab und schob es langsam den Gehweg entlang. Lukas tat das Gleiche und folgte seinem Freund.
»Da«, flüsterte Schlunz und zeigte auf ein Gebüsch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Da raschelt etwas. Ich glaube, da ist jemand.«
Schlunz schob sein Rad noch langsamer und schaute angestrengt in das Gebüsch.
In diesem Augenblick passierte es: Mit einem ohrenbetäubenden Krachen peitschte ein Schuss aus dem Gebüsch heraus. Schlunz und Lukas warfen sich mit einem Schrei auf den Bauch und sahen, wie eine Rakete knapp über ihren Köpfen vorbeizischte und eine stinkende Wolke hinter sich herzog. Es roch nach Silvesterkracher. Sofort hoben die Jungen ihre Köpfe und schauten der Feuerrakete hinterher. Sie flog über den Zaun des Wohngrundstücks, vor dem sie gerade standen, genau durch ein weit geöffnetes Fenster in das Haus hinein, das sich hinter dem Zaun befand. Mit einem weiteren Knall explodierte die Rakete. Aus dem Zimmer hinter dem Fenster leuchtete es abwechselnd grün und rot auf. Im selben Augenblick hörten sie Schreie aus der Wohnung. Lukas zog seinen Kopf zwischen die Schultern und ließ sich wieder auf den Boden fallen. Ob es dort Verletzte gab?
Mit einem Satz sprang Schlunz über die Straße und auf der anderen Seite ins Gebüsch. »Lukas, da läuft jemand!« Aber Lukas konnte niemanden sehen. Stattdessen tauchte jetzt ein Mann im Garten des beschossenen Hauses auf und schimpfte laut: »Dreckige Bande! Jetzt hab ich euch! Bleibt sofort stehen, bis ich die Polizei gerufen habe!« Eine Frau war am offenen Fenster erschienen und versuchte mit wilden Armbewegungen, den entstandenen Qualm aus dem Zimmer zu vertreiben. »So ein Elend, so ein Elend!«, jammerte sie. Wenigstens schien sie nicht verletzt zu sein.
»Da läuft er!«, rief Schlunz aus dem Gebüsch und rannte schon in eine Richtung los.
»Halt, stehen bleiben!«, schimpfte der Mann, der inzwischen am Zaun angekommen war, doch Schlunz schien das nicht gehört zu haben. »Flucht ist zwecklos! Die Polizei ist schon unterwegs!«
»Wir waren das nicht!«, rief Lukas aufgeregt. »Wir sind selbst gerade vorbeigekommen und wären fast getroffen worden!«
»Lüge!« Der Mann drohte mit der Faust. »Ich hab doch gesehen, wie dein Kumpel dort vorne durchs Gebüsch g