: Marlene Bierwirth
: Meine Medizin seid ihr Warum man den Krebs nicht allein besiegt
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959102384
: 1
: CHF 10.10
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Marlene ist 18 Jahre alt und auf der Überholspur: Abi, Jobben, vielleicht in eine WG ziehen, studieren - nur was? Das sind die Fragen, die sie beschäftigen. Bis ihr Leben von einem auf den anderen Moment zum kompletten Stillstand kommt: Diagnose Hirntumor. Bösartiger. Marlene will es nicht wahrhaben, die Zeit zurückdrehen, will, dass alles wieder so ist wie vorher. Erst nach und nach gelingt es ihr, ihren Weg in dem Kampf gegen den Krebs zu finden. Und es ist ihr ganz eigener: Sie öffnet sich mit beeindruckender Energie und Optimismus, erst ihrer Familie und engen Freunden, dann der ganzen Welt - mit einem mutigen, schonungslosen Blog. Ihr Buch erzählt ehrlich und ergreifend von dem harten Schicksal einer jungen Frau, die trotz der Diagnose Krebs ihr Glück gefunden und gelernt hat: Gemeinsam kann man alles schaffen.

Marlene Bierwirth ist 20 Jahre alt und wohnt mit ihrem Bruder in Mittelhessen in einer WG. Sie ist gerne mit ihren Freunden unterwegs, reitet, singt im Chor, fotografiert und liebt es, ins Kino zu gehen. Mit 18 Jahren bekam sie die Diagnose »metastasiertes Medulloblastom« - ein bösartiger Hirntumor. Nach 13 Monaten Chemotherapie und Bestrahlung ist sie heute tumorfrei mit guter Prognose, dass es auch so bleibt. Sie möchte Erziehungswissenschaften studieren und hat viele Pläne für die Zukunft.

Mehr will ich doch gar nicht


»Ich will einfach nur mein Abitur machen.«

Das ist das Erste, was ich mich sagen höre. Und auf einmal bin ich ganz weit weg, nicht mehr in diesem Raum mit der typischen Untersuchungsliege. Weit weg von dieser bizarren Situation.

Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mir so etwas passiert. Daran denkt man doch nicht mit 18 Jahren:Und was ist, wenn ich eines Tages …? Na, ich plane mal lieber nicht so weit im Voraus … Und doch scheine ich jetzt mittendrin zu sein. Ich möchte weglaufen, alles hinter mir lassen, so, als hätte es diesen Tag heute nicht gegeben. Ich suche den Resetknopf und lasse den Tag innerlich neu starten. Zu Hause an meinem Schreibtisch: Ich versuche zu lernen, schlage mich mit der Proteinbiosynthese herum und frage mich, ob ich in Bio wohl über die fünf Punkte komme … Typischer Abi-Lernstress eben, so wie für alle anderen aus meinem Jahrgang.

Wieso konnte mein Tag nicht einfach ganz normal weiterlaufen? Wieso höre ich schlecht und wieso sehe ich nicht richtig? Bilde ich mir das alles durch den Lernstress vielleicht doch nur ein?

Tausend Gedanken und Fragen wirbeln in meinem Kopf durcheinander. Unmöglich, mich zu konzentrieren. Mein Magen fährt wie wild Achterbahn. Ich spüre, wie die beiden Männer in ihren weißen Kitteln mich mitleidig anschauen, wie mein Papa mich in den Arm nimmt und mir Sätze wie »Wir stehen das gemeinsam durch« und »Wir sind immer für dich da« ins Ohr flüstert und dabei selbst den Tränen nahe ist. Ich kann nur noch weinen.

Anschließend starre ich wie in Trance ins Nichts und fühle mich auf einmal auf der einen Seite völlig leer und auf der anderen komplett überfordert mit den ganzen Informationen. Aber dennoch weiß ich tief in mir drin eines ganz genau: Ich will das nicht. Ich will kein Mitleid, nicht diese ganze Aufmerksamkeit, ich will meinen Papa diese Worte nicht sagen hören. Ich würde mich am liebsten in Luft auflösen und komme mir plötzlich ganz klein und hilflos vor.

Der Arzt, der neu dazugekommen ist, kommt mir am schlausten vor, er scheint den Überblick über meine Situation zu haben. Er ist Neurochirurg. Er fängt an zu sprechen. Ich kann nicht wirklich folgen, bemühe mich aber auch nicht. Meine Gedanken fliegen mir im Kopf herum und dabei bleiben sie an den Wörtern »Operation« und »Tumor« hängen. Dabei zeigt der Arzt uns auf dem Computerbildschirm die Aufnahmen von dem MRT, das ich eine Stunde zuvor über mich ergehen lassen musste. Ich sehe nichts durch meine tränennassen Augen, bin aber sowieso nicht mehr aufnahmefähig. Mein Papa versucht, dem Arzt zu folgen, doch ich merke, dass auch er mit seinen Gedanken ganz woanders ist.

Der Neurologe, der mich als Erstes untersucht hat, sitzt mittlerweile hinter uns und sagt keinen Ton mehr. Erst denke ich, er hat ein schlechtes Gewissen – aber so fühlt sich wohl Mitleid an. Er hatte sich alle Mühe gegeben, meine Prüfungstermine in der nächsten Woche zu notieren, um mich die Arbeiten vielleicht noch schreiben zu lassen. Doch es war wohl von vornherein klar: Sollte irgendetwas auf den Aufnahmen zu erkennen sein, das da nicht hingehört, würde ich mein Abitur erst einmal vergessen können. Der Zeitpunkt für schlechte Neuigkeiten könnte ungünstiger nicht sein. Oder ist das hier vielleicht eine »Versteckte Kamera«-Situation? Und gleich kommt jemand um die Ecke und sagt mir, dass das alles nur erfunden ist …? Aber leider macht niemand Witze über so ein ernstes Thema. Das weiß ich natürlich selbst.

Nach dem Gespräch steht fest: Marlene bleibt im Krankenhaus. Wie lange und was genau als Nächstes geschi