Der Weg zur Gewaltlosigkeit
Der Mann, der bei dem Busboykott in Montgomery und in den nachfolgenden Jahren immer stärker die entscheidende, führende Rolle übernehmen sollte, war der junge Pfarrer der Dexter Avenue Baptist Church, Dr. Martin Luther King.
Am 15. Januar 1929 war er in Atlanta in Georgia als Sohn des Baptistenpfarrers Martin Luther King sen. und einer Lehrerin geboren. Aus Bewunderung für den deutschen Reformator, den er als „Urtypus eines Kämpfers für Freiheit und Recht“ ansah, hatte ihm sein Vater diese Vornamen gegeben. Ursprünglich wollte der kleine Martin Feuerwehrmann werden. Vielleicht auch Arzt oder Anwalt, um Menschen zu helfen.
Soweit sich Martin Luther King erinnern konnte, hatte er sich stets über die Segregation, die Rassentrennung, geärgert. Als kleines Kind war er täglich mit zwei gleichaltrigen weißen Spielgefährten zusammen gewesen. Eines Tages jedoch, als er seine Freunde wieder abholen wollte, hieß es, sie könnten nicht mit Martin spielen. Das wiederholte sich.
Als Martin seine Mutter nach dem Grund fragte, kam der Moment, an dem sie ihm von der Rassentrennung erzählen musste. Sie berichtete von der Sklaverei und vom Bürgerkrieg. Das System der Südstaaten, das getrennte Schulen, Hotels, Gasthäuser und die Schilder für Weiße und Schwarze an den Bänken, Trinkbrunnen und Wartezimmern kannte, entschuldigte sie mit dem Hinweis auf bestimmte soziale Verhältnisse und Missstände. Sie tröstete den kleinen Jungen: „Du bist ebenso gut wie jeder andere.“ Damit waren die Fragen nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit aufgetaucht, die Fragen, die bohrten, quälten und schmerzten. Martins Vater hatte die Gemeinheit der Rassentrennung als Sohn eines kleinen Farmpächters am eigenen Leibe erfahren müssen. Martin Luther King erinnerte sich immer wieder an jene Szene: Als kleiner Junge hatte er mit seinem Vater ein Schuhgeschäft aufgesucht. Die beiden hatten sich auf die ersten leeren Stühle gesetzt. Da erschien ein weißer Angestellter und fordert