: Samuel Koch
: Die Welt, die ihr nicht mehr versteht Inside digitale Revolution
: Edition A
: 9783990013625
: 1
: CHF 13.50
:
: Betriebswirtschaft, Unternehmen
: German
: 160
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Buch u?ber die Welt von morgen, die schon da ist, und daru?ber, was junge High Potentials u?ber sie wissen, das wir nicht wissen. Der Schu?ler-Lobbyist und digitale Unternehmer Samuel Koch ra?umt mit Missversta?ndnissen u?ber Beschleunigung, Fortschritt und Privatspha?re auf, entwirft eine Schule fu?r Lehrer, an der Schu?ler unterrichten und pra?sentiert eine optimistische digitale Utopie.

Samuel Koch, 25, gründete nach einem Informatik-Studium ein Software-Unternehmen, das Unternehmen und deren Mitarbeitern digitale Kompetenzen vermittelt. 2017 rief er mit einem Partner die Startup Challenge Austria ins Leben, die jungen Menschen das Unternehmertum näherbringt. Derzeit arbeitet er an der Entwicklung einer eigenen Universität.

BESCHLEUNIGUNG


Ich war vor kurzem bei einem Business-Frühstück im Marmorsaal des österreichischen Wirtschaftsministeriums am Wiener Stubenring. Einer der anwesenden Manager, ein stämmiger Mann um die fünfzig mit dunkelblauem Anzug und bunter Krawatte, stand auf, schlug mit der Hand auf den Tisch und sagte: »Wir Alten, wir dürfen nicht glauben, dass wir einfach so weitermachen können wie immer, mit dieser Trägheit. Wir brauchen die Schnelligkeit der Startups und der jungen Leute. Schnelligkeit ist essenziell, um geschäftlich überleben zu können. Punkt.«

Die Wirtschaftsministerin beobachtete ihn mit der den Politikern eigenen, nie eindeutig interpretierbaren Form globaler Zustimmung. Einmal monatlich veranstaltete sie so ein meist einstündiges Frühstück. Sie lud dazu auch Unternehmer aus der Start-up-Szene wie mich ein, gemeinsam mit Unternehmern der Old Economy und Konzernmanagern. Sie leitete das Ganze ein, dann tauschte man sich aus, über Themen wie EU, Vereinfachung von Behördenwegen, Steuerfragen oder – wie dieses Mal – Digitalisierung.

Der Mann hielt nach seiner spontanen Wortmeldung inne, aber er war noch nicht fertig. »Wir müssen erkennen, dass die Beschleunigung nicht unser Feind ist, sondern unser Freund«, sagte er.

Neunzig Prozent der Anwesenden nickten verhalten zustimmend. So in dem Sinn: Ja stimmt, wir sollten vielleicht nicht nur einen Brandschutzbeauftragten in der Firma haben, sondern auch einen Beschleunigungsbeauftragten, demnächst bespreche ich das mit unserem Betriebsrat.

Ich selbst applaudierte innerlich und dachte: Nimm diesen Impuls und setze auch wirklich deinen Arsch in Bewegung, oder den von jemand anderem in deinem Unternehmen, der auch wirklich etwas zu sagen hat. Denn Tatsache ist, dass sich mit Langsamkeit keine Geschäfte mehr machen lassen, dass das dafür erforderliche Tempo wächst und dass dieser Prozess unumkehrbar ist. Doch besonders in der Old Economy scheint diese Erkenntnis, die schon so breitgetreten ist, dass sie wie eine altbekannte Phrase klingt, noch nicht wirklich angekommen zu sein.

Mir fällt das zum Beispiel bei meinen Reisen in die USA am Flughafen von San Franzisco auf. Da scheint es für jeden Handgriff einen eigenen Mitarbeiter zu geben. Wenn irgendwo jemand ein Papier liegenlässt, gibt es je einen Flughafenmitarbeiter, der den Weg dorthin findet, einen, der es aufhebt und einen, der den Weg zurück findet. Ich frage mich immer, mit welchen technischen Möglichkeiten sich dieser Prozess beschleunigen ließe und, wenn es noch keine gibt, warum der Flughafen nicht in sie investiert.

Bei einem Flughafen geht dieses Versäumnis vielleicht noch durch. Auch wenn die Manager börsenorientierter Flughafenkonzerne das wahrscheinlich anders empfinden, ist der Konkurrenzkampf unter ihnen noch vergleichsweise beschaulich. Flughafenkunden können nicht so leicht ausweichen. Da lassen sich im Sinne städtischer Beschäftigungsinteressen technische Fortschritte schon e