: Sanni Aran
: Bretonische Kälte Commissaire Julie Roches dritter Fall
: ambiente krimis
: 9783945503232
: 1
: CHF 6.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 190
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist Winter und Eiseskälte liegt über der Bretagne, wo seltsame Dinge geschehen. Eine Frau auf der Flucht. Eine Tote ohne Namen. Es ist kalt in der Bretagne, eiskalt, als Kommissarin Julie Roche mit ihrem Team an einen Tatort gerufen wird. Eine junge Frau wurde ermordet. Wer war sie? Auf der Suche nach der Identität der unbekannten Toten führt der Weg der Ermittler bis in die Provence, wo der Täter ihnen stets einen Schritt voraus ist.

Kapitel 1

Bretagne

Die Sonne stahl sich heimlich durch die Ritzen der Jalousien, die das kleine Zimmer in dem unscheinbaren Hotel verdunkelten. Der Tag war noch ganz jung und kein Geräusch drang durch das geschlossene Fenster herein. Fast war es, als wäre das kleine Dörfchen in einen tiefen Dornröschenschlaf versunken ohne jemals wieder daraus zu erwachen. Morgane rieb sich die Augen. Mit schweren Lidern ließ sie ihren Blick durch das geschmacklos eingerichtete Zimmer wandern. Die Wände waren mit fliederfarbenen Tapeten beklebt, eine Lampe, deren Schirm mit gelbem Stoff bezogen war, baumelte von der Holzdecke. Außer einem Tisch, einer Kommode und dem Bett, in dem sie gerade lag, war der Raum leer.

Morgane spürte, wie eine unangenehme Übelkeit sich langsam von ihrem Magen nach oben arbeitete. Ein saurer Geschmack schoss ihr in den Mund und sie begann zu würgen. Nur knapp schaffte sie es auf die Toilette und erbrach sich dort. Durch das gekippte Toilettenfenster drang leiser Vogelgesang, als sie ihren Kopf schwer auf die Klobrille sinken ließ. Die Übelkeit war einer tiefen Hoffnungslosigkeit gewichen. Wohin sollte sie nur gehen? Man würde sie überall finden. Die Bretagne war klein. Und für einen Flug nach Übersee reichte ihr knappes Budget nicht. Ihre Kreditkarten hatte sie genauso wie ihren Pass in Saint-Malo zurückgelassen. Sie hatte nur das Bündel Geldscheine, das sie eilig eingesteckt hatte, bevor sie in ihren kleinen, klapprigen Renault gesprungen war, um zu verschwinden. Sie war aus der Stadt gerast, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her und hatte erst angehalten, als sie sich in sicherer Entfernung zu ihm gewähnt hatte. Aber gab es überhaupt eine sichere Entfernung? Würde sie sich jemals wieder sicher fühlen?

Morgane erhob sich und trat an das Waschbecken? Der Blick in den schmutzigen Spiegel ließ sie zurückfahren. Ihre Augen waren trüb, dunkle Balken liefen darunter entlang. Das bleiche Gesicht, das sie anstarrte, hatte so gar nichts mit der Frau zu tun, die sie einmal gewesen war. Mit zittrigen Fingern drehte sie den Wasserhahn ganz heiß auf und hielt ihre Hände darunter. Dampf stieg auf und legte sich auf das billige Spiegelmosaik. Der Seifenspender war fast leer, doch Morgan hörte nicht auf, den Sprühkopf wieder und wieder zu drücken, die billige nach künstlichen Aromen riechende Seife auf ihre Hände zu reiben und diese erneut unter das siedend heiße Wasser zu halten.

Als sie den Wasserhahn wieder zugedreht und sich die Hände abgetrocknet hatte, atmete sie tief durch. In der Ferne hörte sie Kirchenglocken. Es musste schon sechs Uhr sein. Zeit für sie, aufzubrechen. Hastig warf sie ihr weniges Hab und Gut in ihre zerschlissene Reisetasche. Ein lang