: Siegfried Stang
: Caravaggio - Ein außergewöhnliches Malerleben Romanbiografie
: EDITION digital
: 9783956559990
: 1
: CHF 8.10
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 522
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In der 'Ich-Form' lässt der Maler Caravaggio im Roman sein durchaus abenteuerliches Leben Revue passieren, erinnert sich an Ereignisse und die Entstehung seiner berühmten Werke. In dem Buch werden die entscheidenden Lebensstationen des Malers beschrieben, wobei auch auf die Lebensumstände der Menschen zur Zeit des Barock in Italien eingegangen wird. Von besonderem Interesse waren die Charakterzüge und Eigenarten des Künstlers. Ebenso die Motive und Hintergründe seiner kriminellen Taten, wobei neuere Erkenntnisse und bislang nicht allgemein bekannte Dokumente Berücksichtigung fanden. Der Roman beschränkt sich nicht auf Einzelereignisse (wie z. B. die Flucht Caravaggios aus dem Gefängnisverlies des Castel Sant'Angelo auf Malta), sondern bietet einen Gesamtüberblick zu Leben und Schaffen des Künstlers. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Leben Caravaggios.

Siegfried Stang ist Jurist und Kriminalist und hat viele Jahre eine der flächengrößten Polizeidienststellen Deutschlands in der Mecklenburgischen Seenplatte geleitet. Als Leiter dieser Dienststelle rief er das Projekt 'BlauArt - Polizei trifft Kunst' ins Leben, um bildende Kunst für Zwecke der Kriminalprävention zu nutzen. Im Rahmen der 'BlauArt'-Ausstellungen in Neubrandenburg stellten viele bekannte Künstler ihre Werke aus, unter anderem auch Günter Grass.
Ein 'Tumult' Am Abend des 19. August 1608 erschien eine Gruppe von sechs Männern am Haus des Organisten der Co-Kathedrale des hl. Johannes, Fra Prospero Coppini. Die Gruppe wurde von Fra Giovanni Pietro de Ponte, dem Diakon der Kirche, angeführt. Außer mir waren noch zwei gestandene, erfahrene Ritter dabei, nämlich Giulio Accarigi und Battista Scaravello. Außerdem zwei junge Novizen, Francesco Benzi und Giovanni Pecci. Wir hatten uns in einer Gaststätte zusammengefunden und ausgiebig dem Wein zugesprochen. De Ponte, bekannt dafür, dass er ihm missliebige Personen gern beleidigte, führte das große Wort. Er hatte wohl noch eine Rechnung mit dem Organisten offen, und stachelte uns auf, ihn zu dessen Haus zu begleiten, 'um es dem Hund mal richtig zu zeigen'. In der weinseligen Stimmung, in der wir anderen waren, ließen wir uns dazu überreden, mit ihm zu kommen. Am Hause des Organisten angekommen, meinte de Ponte, Coppini müsse zu Hause sein. Wir klopften an die Tür, riefen, machten uns bemerkbar. Aber im Hause rührte sich nichts. De Ponte begann, laut zu rufen und den im Hause vermuteten Coppini aufzufordern, herauszukommen und sich ihm zu stellen. Aber auch das blieb erfolglos. 'Der feige Kerl hat sich in seinem Haus verkrochen. Kommt, den holen wir uns!', rief de Ponte schließlich und warf sich gegen die Haustür, die allerdings sehr robust war und nicht nachgab, sondern weiterhin fest geschlossen blieb. Nun versuchten wir, die massive Tür einzutreten. Es wurde laut, denn in unserem angetrunkenen Zustand schrien wir herum und riefen nach dem Organisten. Das Holz der Haustür splitterte bereits an einigen Stellen, aber sie sprang nicht auf. Während dieses Treibens wurde die Tür plötzlich aufgerissen. Überrascht hielten wir inne. Aus dem Haus trat nun Fra Giovanni Rodomonte Roero, der Conte della Vezza, mit gezogenem Schwert. Hinter ihm erschien etwas ängstlich und zögerlich der Organist selbst. Roero war wohl mit Coppini bekannt oder befreundet und hatte ihn an diesem Abend besucht. Wir wichen vor Roero und seinem Schwert zurück. Nun stellte er sich schützend vor Coppini und war offenbar sehr aufgebracht, denn er schrie: 'Ihr wertloses, besoffenes Gesindel! Jetzt reicht es aber, ihr habt hier schon genug kaputtgemacht. Weg mit euch! Fort! Lasst Fra Coppini endlich in Ruhe!' Etwas ratlos standen wir fünf da, während de Ponte nun das Wort ergriff: 'Aus dem Weg, Kerl! Mit dir haben wir nichts zu schaffen! Wir haben nur mit Coppini ein Hühnchen zu rupfen.' Aber Roero kam seiner Aufforderung nicht nach, sondern bewegte sich ganz langsam auf de Ponte zu, mit der Schwertspitze auf ihn deutend. Beide waren aber noch etwa zwei bis drei Meter auseinander. Nun griff de Ponte schnell entschlossen in seinen Wams und zog eine kleine Pistole (sclopo ad rotas), mit der man Bleikugeln verschießen kann, hervor. Er fühlte sich wohl massiv bedroht, denn er schoss damit ohne ein weiteres Wort auf Roero, der in sich zusammensank. Einen Moment lang standen wir alle fassungslos da, dann rannten wir erschreckt auseinander, auch de Ponte.