Eines Abends, als ich flach auf dem Deck meines Dampfbootes lag, hörte ich Stimmen näherkommen; der Neffe und der Onkel schlenderten am Ufer entlang. Ich legte meinen Kopf wieder auf den Arm und war eben am Einschlummern, als jemand, mir beinahe ins Ohr, die Worte sprach: ›Ich bin harmlos wie ein kleines Kind, aber ich lasse mich nicht gerne herumkommandieren. Bin ich der Direktor, oder bin ich es nicht? Mir wurde befohlen, ihn dort hinzusenden. Es ist unglaublich…‹ Ich bemerkte, daß die beiden am Ufer längsseits des Dampferbugs standen, gerade unter meinem Kopf. Ich rührte mich nicht; es fiel mir nicht ein, mich zu rühren: ich war schläfrig. ›Es ist unerfreulich‹, grunzte der Onkel. ›Er hatte die Verwaltung gebeten, dorthin gesandt zu werden‹, sagte der andere, ›in der Absicht, zu zeigen, was er konnte; und ich bekam die entsprechenden Weisungen. Es ist unglaublich, welchen Einfluß der Mensch haben muß. Ist es nicht schrecklich?‹ Sie beide stimmten darin überein, daß es schrecklich sei, und machten dann verschiedene eigenartige Bemerkungen: ›Regen und Sonne machen – ein Mann – den Aufsichtsrat – an der Nase…‹ – Bruchstücke lächerlicher Aussprüche, die schließlich meine Schläfrigkeit verscheuchten, so daß ich beinahe schon im Vollbesitz meiner Geisteskraft war, als der Onkel sagte: ›Das Klima wird dir vielleicht diese Schwierigkeit aus dem Wege räumen. Ist er allein dort oben?‹ – ›Ja‹, antwortete der Direktor. ›Er schickte seinen Assistenten den Fluß herunter mit einem Brief an mich, der etwa so gehalten war:Bringen Sie den armen Teufel aus dem Lande hinaus und ersparen Sie sich die Mühe, mir noch jemand dieses Schlages zu senden. Ich bin lieber allein, als daß ich die Leute mit mir hätte, wie Sie sie zu vergeben haben. Das ist mehr als ein Jahr her. Kannst du dir eine ärgere Unverschämtheit vorstellen?‹ – ›Seither nichts mehr?‹ fragte der andere heiser. ›Elfenbein‹, bellte der Neffe, ›ganze Mengen – erstklassig – Haufen – sehr peinlich.‹ – ›Was ist dabei?‹ forschte die knurrige Stimme. ›Begleitschein‹, kam heftig die Antwort. Dann Schweigen. Sie hatten über Kurtz gesprochen.
Damals war ich schon ganz wach. Da ich aber sehr bequem lag, so verhielt ich mich ruhig, denn ich sah keinen Anlaß, meine Stellung zu ändern. ›Wie kam denn das Elfenbein den ganzen Weg herunter?‹ knurrte der alte Mann, der recht verärgert schien. Der andere erklärte, daß es mit einer Kanuflotte unter dem Befehl eines englischen Mischlings heruntergekommen sei, den Kurtz bei sich gehabt hatte; daß Kurtz augenscheinlich die Absicht gehabt habe, selbst zurückzukehren, da seine Station eben ohne Waren und Vorräte gewesen sei, daß er sich aber nach dreihundert Meilen plötzlich entschlossen habe, zurückzugehen; das habe er dann auch durchgeführt, sei in einem kleinen Einbaum mit vier Ruderern stromaufwärts gefahren und habe es dem Mischling überlassen, die Reise stromabwärts mit dem Elfenbein fortzusetzen. Die beiden Burschen dort unten schienen verblüfft, daß irgend jemand so etwas gewagt haben sollte. Sie waren in Verlegenheit, einen Beweggrund dafür zu finden. Mir aber schien es, als sähe ich Kurtz zum ersten Male. Es war ein deutliches Bild: der Einbaum, vier paddelnde Wilde – der einsame weiße Mann, der plötzlich dem Hauptquartier den Rücken kehrte und damit auch der Ablösung und allen Gedanken an die Heimat – vielleicht; das Gesicht den Tiefen der Wildnis zugewandt, seiner leeren und trostlosen