1. KAPITEL
Wo war er?
Katie spürte ihr Herz vor Aufregung laut schlagen, während sie die Telefonnummer des Krankenhauses eintippte. Ihr Flugzeug war schon seit über einer Stunde gelandet, und noch immer war weit und breit nichts von Petros zu sehen. Sie hatte immer wieder versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen, doch das war ausgeschaltet. Nun fiel ihr nichts anderes mehr ein, als ihn auf seiner Arbeitsstelle anzurufen.
„Poseidonos International Hospital,Kalimera.“
„Ich möchte bitte mit Dr. Constantine sprechen“, erklärte Katie, so ruhig sie konnte. Sie wartete, während ihr Anruf durchgestellt wurde, und betete, dass Petros zu sprechen war. Obwohl er ihr von seiner Villa in der Küstenstadt Paphos erzählt hatte, wusste sie nicht genau, wo diese lag und wie man dorthin kam. Wenn es ihr nicht gelang, Kontakt mit ihm aufzunehmen, war sie ohne Adresse und Ziel …
„Dr. Constantine.“
Erleichtert seufzte sie auf. „Petros, ich bin’s – Katie. Bin ich froh, deine Stimme zu hören!“
„Tut mir leid, da irren Sie sich. Mein Name ist nicht Petros, sondern Christos Constantine.“
„Oh, Verzeihung“, entschuldigte Katie sich. „Mir war nicht klar, dass es in diesem Krankenhaus zwei Ärzte gibt, die Constantine heißen. Ich wollte mit Dr. Petros Constantine sprechen. Würden Sie so freundlich sein und mich weiterverbinden? Mein Name ist Carlyon – Katie Carlyon.“
„Und warum möchten Sie ihn sprechen, Miss Carlyon?“
„Das geht Sie nichts an, meinen Sie nicht?“, erwiderte Katie, entrüstet über den arroganten Unterton des Mannes. Nachdem sich ihre Aufregung etwas gelegt hatte, konnte sie auch den Unterschied heraushören. Dieser Mann hatte eine wesentlich tiefere Stimme als Petros. Und ihm fehlte der leicht belustigte Ton, den sie an Petros immer so attraktiv gefunden hatte.
„Nein, das meine ich nicht. Es geht mich sehr wohl etwas an. Petros hat mich schon vorgewarnt, dass Sie eventuell auftauchen könnten. Wenn Sie jedoch annehmen sollten, ich ließe zu, dass Sie seine Hochzeit ruinieren, dann haben Sie sich geirrt.“
„Seine Hochzeit“, wiederholte Katie wie betäubt. „Ich verstehe nicht, soll das heißen, dass Petros … dass er heiratet?“
„Natürlich. Und tun Sie nicht so, als ob Sie das nicht wüssten. Petros hat mir versichert, dass er Ihnen von Eleni erzählt hat, denn er hoffte, diesem ganzen Unsinn rechtzeitig ein Ende setzen zu können. Er war ganz bestürzt über die unzähligen Nachrichten und Anrufe, mit denen Sie ihn in letzter Zeit bombardiert haben.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Von einer Eleni habe ich nie etwas gehört. Petros hat sie mit Sicherheit niemals erwähnt. Das Letzte, was ich von ihm hörte, war eine Liebeserklärung.“
Katie biss sich auf die Lippe, als sie spürte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Warum sagte dieser Mann so etwas? Petros liebte sie! Aber warum wollte er dann eine andere Frau heiraten?
Sie holte tief Luft, um die Furcht loszuwerden, die in ihr aufzusteigen begann. „Ich muss mit Petros sprechen, damit wir das klären können. Verbinden Sie mich bitte mit ihm.“
„Ich habe nicht die Absicht zuzulassen, dass Sie meinen Cousin verfolgen, Miss Carlyon.“
„Petros verfolgen? Das verdreht die Tatsachen. Petros hatmich mit seinen Einladungen bedrängt!“
Die kurze Pause schien darauf hinzudeuten, dass ihre Behauptung wahrhaftig geklungen hatte. Dann fragte der Mann knapp: „Von wo aus rufen Sie an?“
„Vom Flughafen. Ich bin vor etwa einer Stunde hier gelandet und warte seitdem vergeblich auf Petros.“ Während sie sprach, wurde ihr die Ungeheuerlichkeit dessen, was gerade geschah, bewusst. Wenn es stimmte, was dieser Mann behauptete, war es mehr als unwahrscheinlich, dass Petros unterwegs war, um sie abzuholen. Sie hatte