: Ulf Schiewe
: Der Attentäter Historischer Thriller
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732577965
: 1
: CHF 8,90
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 509
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. Die Woche, in der sich drei junge Serben auf den Weg nach Sarajevo machen. Dort soll Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, einem Militärmanöver beiwohnen - und sterben. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet. Doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen, und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu retten und eine diplomatische Katastrophe zu vermeiden ...

Ulf Schiewe lässt uns diese entscheidende Woche der europäischen Geschichte hautnah miterleben - packend und extrem spannend.

<p><strong>Ulf Schiewe</strong> wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte viele Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50. Im Frühjahr 2023 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit.</p>

Belgrad, 7:32 Uhr, im Park der Festung


Sie treffen sich an der Türbe, dem Grabmal des Damad Ali Pascha, eines Großwesirs des Osmanischen Reichs, gefallen 1716 im Kampf gegen das österreichische Heer unter der Führung von Prinz Eugen und hier beigesetzt. Das Monument liegt im Parkbereich der Festung von Belgrad, hoch über dem Zusammenfluss der Save und der Donau. Ein geschichtsträchtiger Ort für dieses Treffen.

Der Himmel ist bedeckt, und ein leichter Dunst steigt vom Ufer empor. Die beiden Männer sind in Zivil, sehen nicht anders aus als die üblichen Flanierer im Park, obwohl außer ihnen kaum jemand zugegen ist. Dazu ist es zu früh am Morgen. Nur ein alter Mann humpelt an ihnen vorbei. Er geht am Stock, zieht ein Bein nach. Vielleicht ein kriegsversehrter Veteran.

Oberst Dragutin Dimitrijević lässt sich auf einer nahen Bank nieder. Er ist siebenunddreißig Jahre alt und Chef des serbischen Militärgeheimdienstes. Sein Gesprächspartner sieht sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtet. Es ist Vojislav Tankosić, zweiunddreißig Jahre alt, Major der serbischen Armee und ehemaliger Tschetnik im Kampf gegen die Osmanen.

Tankosić ist nervös. Er weiß, dass die Österreicher Spitzel in Belgrad unterhalten. Auch die eigene serbische Regierung soll nichts von dem wissen, was sie hier zu besprechen haben. Sein misstrauischer Blick liegt auf dem Rücken des humpelnden Alten, der sich langsam entfernt.

»Nun setz dich schon, und steh nicht so rum«, brummt Dimitrijević. »Hier kann uns niemand belauschen. Also beruhige dich.«

Beide Männer tragen Schnauzbärte im Gesicht, mit gewachsten, hochgezwirbelten Enden, wie es Mode ist. Aber damit endet jede Ähnlichkeit. Dimitrijević ist ein Bär von einem Kerl. Nicht besonders groß, aber mit ausladenden Schultern, einem Brustkasten wie ein Fass, kräftigen Oberarmen und einem breiten Schädel, auf dem nur noch spärlich Haare wachsen. Seit Studententagen hängt ihm der Spitzname Apis an – der geheiligte Stier von Memphis in der altägyptischen Mythologie.

Vojislav Tankosić dagegen ist hochgewachsen und äußerst schlank. Seine Wangen sind so hohl, dass man denken könnte, er hätte seit Wochen nichts Vernünftiges zu essen bekommen. Davon abgesehen ist er ein gut aussehender Mann mit dichtem schwarzen Haar, einer, dem auf der Straße die Frauen nachschauen.

Beide sind Mitglieder des berüchtigten nationalistisch-serbischen Geheimbundes, der Schwarzen Hand. Tankosić gehört zur Führungsebene. Dimitrijević ist mehr als das, er ist Mitbegründer und Anführer der Vereinigung. Mit ihm ist nicht zu spaßen, wie Tankosić weiß. Der Mann ist kaltblütig berechnend und ohne Skrupel. Vor elf Jahren waren sie beide an der Ermordung des serbischen Königs Aleksandar Obrenović beteiligt, der wegen seiner österreich-freundlichen H