Du musst immer wissen, woher du kommst. Ein Satz, den ich zu jener Zeit mehr als ein Mal zu hören bekam, als es danach aussah, dass ich mich absetzte, dass ich das Weite suchte, als ich lieber heute als morgen weg wollte von da, wo ich herkam. Ein Satz, der nicht bloß etwas feststellen, der vielmehr etwas festlegen oder festsetzen wollte von mir, und das zeitlebens. Der mir das auf den Rücken schnallen wollte, wie ein niemals abzuschüttelndes Gepäck: das Herkommen. Es klang nach Unausweichlichkeit, nach dem Gesetz einer nicht lösbaren Verbindung, und irgendwie klang es auch nach grimmiger Abrechnung.
Aber was wurde mir da aufgebunden? Es gibt Fragen, die scheinen zuerst kaum lösbar, doch irgendwann findet man eine bleibende und verlässliche Antwort darauf. Und es gibt diese anderen Fragen, auf die man sogleich eine Antwort in Händen zu halten glaubt, dann aber sieht man, wie sie einem durch die Finger rinnen, bis man ohne etwas Greifbares dasteht. Genau so erging es mir bei der Frage, woher ich komme. Je älter ich wurde und je länger ich das Herkunftsgepäck mit mir herumschleppte, desto weniger sah ich mich imstande, eine Antwort darauf zu geben. Dabei kam mir jeder weitere Versuch, so ernsthaft er gemeint war, doch in der nächsten Sekunde völlig nichtssagend vor. Nichts konnte mich länger als ein paar Tage oder Wochen zufriedenzustellen.
Irgendwann begriff ich, in jeder meiner Antworten lag etwas Trügerisches. Ich begann die Vermutung zu hegen, dass es diesen fragwürdigen Ort Herkunft überhaupt nicht gab. Er war ein leerer, wechselnder Name, das Lockmittel eines selbst verwünschten Märchens. Letztlich nichts als eine Erfindung, die sich umso fasslicher und unumstößlicher gab, je illusionärer sie in Wahrheit war. Eine Zeitlang versuchte ich, mich selbst davon zu überzeugen, dass die Herkunft sich in ein Unterwegs verwandelt hatte, dass das Zuhause kein Ort wäre, sondern immer woanders, doch glaubte ich in Wahrheit nicht so recht daran. Am End