: Elke Pistor
: Lasst uns tot und munter sein Ein Weihnachtskrimi
: Emons Verlag
: 9783960415558
: 1
: CHF 8.10
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mörderische Weihnacht überall! Beschauliche Adventszeit? Von wegen! Für Immobilienmakler Korbinian Löffelholz läuft es gerade richtig schlecht. Er muss noch vor Heiligabend eine alte Dorfvilla verkaufen, sonst ist er seinen Job los. Dumm nur, dass der Mieter der Villa erschlagen im Arbeitszimmer liegt - Hauptverdächtiger: Korbinian. Zum Glück schneidet ein Schneesturm das Dorf von der Außenwelt ab, und die Polizei kommt nicht durch. Um seine Unschuld zu beweisen, macht sich Korbinian selbst auf die Suche nach dem wahren Mörder. Zu spät erkennt er die Gefahr, die hinter der weihnachtlichen Idylle lauert.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie 'Kurzkrimi' nominiert. Seit 2018 leitet sie das jährliche Autorentreffen skriva.de. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.

Kapitel 1


Am Tag zuvor

Korbinian Löffelholz versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen, was die Situation für ihn nicht unbedingt vereinfachte. Vor zwei Minuten war er mitten aus einem Traum aufgewacht, in dem er singend auf einer Bühne gestanden und mit weit ausgebreiteten Armen den frenetischen Jubel des Publikums genossen hatte. »Nessun dorma«, Puccini. Die Leichtigkeit, die er empfunden hatte, das Gefühl vollkommener Klarheit und das Bewusstsein, es besser zu machen als der Typ aus dieser englischen Talentshow, machten ihn glücklich. Die Euphorie verflog, je mehr er in die Wirklichkeit zurückkehrte.

Mit der Rechten tastete er nach seiner Brille, setzte sie auf und sah sich um. Schummriges Licht einer Straßenlaterne fiel durch die abgeschrägten Holzjalousien auf den Teppich. Neben dem Bett lag ein umgestürzter Sessel, und kurz blitzten Bilder vor seinem inneren Auge auf, die vielleicht eine Erklärung sein konnten. Es war heftig gewesen. Er verzog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Weiter weg in Richtung Flur sah er seine Hose und noch weiter weg durch die geöffnete Tür hindurch sein Hemd auf dem Boden liegen. Beides hatte er auf dem Weg zum Ziel achtlos fallen gelassen. Wenn er sich recht erinnerte, hatten sogar einige Knöpfe dran glauben müssen. Das war eine Schande für das angesagte Designerstück, aber die Sache durchaus wert gewesen.

Vorsichtig schlug er die dünne Decke zurück und setzte sich auf. Gut, dachte er, als er mit den Zehen in etwas Weiches trat. Wie immer hatte er seine Socken und die Unterhose als Letztes ausgezogen und direkt in Greifweite abgelegt. Das ersparte unnötiges Suchen und damit Lärm, den es unbedingt zu vermeiden galt. Die Frauen, die er aufgabelte, sollten nicht aufwachen, bevor er verschwunden war. Er hatte keine Lust auf Fragen und Telefonnummern, auf erwartungsvolle Blicke, und zum Frühstück bleiben wollte er auf gar keinen Fall.

Ein kurzer Blick über die Schulter beruhigte ihn. Die Frau schlief, zusammengerollt wie ein kleines Tier, auf der Seite. Ihre langen braunen Haare breiteten sich wie ein Spinnennetz über ihr Gesicht und das Kissen. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Eigentlich ist sie ganz hübsch, dachte Korbinian Löffelholz. Sonst wäre sie auch nicht in die Unmittel-Bar gelangt, sein aktuelles Stammlokal, und erst recht nicht mit ihm im Bett gelandet. Nett war sie anscheinend auch. Wie hieß sie noch mal? Julia? Nein. Lisa? Nein. So hatte die in der letzten Woche geheißen. Jedenfalls hatten sie gestern viel gelacht, bevor sie schließlich hier bei ihr gelandet waren. Sie war es gewesen – auch darin unterschied sie sich von vielen ihrer Vorgängerinnen –, die ihn angesprochen und nicht darauf gewartet hatte, dass er die Initiative ergriff. Vielleicht war das typisch für die jungen Frauen heute. Sie waren selbstbewusst genug und nahmen sich, was sie wollten. Und wenn er das war, was sie wollten, ließ er sich gern von ihnen nehmen.

Dass sie beide auf der Pirsch gewesen waren, daran hatte schon nach wenigen Minuten des wechselseitigen Taxierens kein Zweifel bestanden, doch sie war schneller gewesen.

»Psychopath oder Sadist?«, hatte sie mit einem Blick auf seinen Gin Tonic gefragt und ihm einen dieser Augenaufschläge geschenkt, die er sonst nur aus den Unterhaltungsfilmchen kannte, bei denen man vor dem Ansehen seine Volljährigkeit bestätigen musste.

»Viel wich