: Carol S. Pearson
: Die 12 seelischen Archetypen Der Schöpfer, Der Herrscher, Der Zerstörer, Der Suchende, Der Krieger, Der Narr, Der Magier, Der Gebende, Der Liebende, Der Verwaiste, Der Unschuldige, Der Weise
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426457771
: 1
: CHF 13.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mythenforscherin Carol S. Pearson gibt in der Neuausgabe ihres Klassikers zu den Archetypen eine Anleitung für das Verständnis und die Beschäftigung mit diesen Urformen des Menschen. Mythen, Märchen und die Archetypen von C. G. Jung bilden die Basis für dieses Grundlagenwerk. Prägnante Fragebögen helfen, um die eigene Mischung von Persönlichkeitsanteilen herauszufinden. Denn jeder von uns trägt verschiedene Aspekte der zwölf seelischen Archetypen in sich - je nach Lebensphase und Persönlichkeit in unterschiedlicher Stärke und Bedeutung. Und für jeden ist es wichtig, seine ganz besondere Persönlichkeitsausprägung zu erkennen, um sich selbst besser zu verstehen. Die Persönlichkeitstypen sind archetypisch ausgedrückt der Weise, der Unschuldige, der Narr, der Verwaiste, der Herrscher, der Zerstörer, der Gebende, der Liebende, der Schöpfer bzw. ihre weiblichen Entsprechungen. Der Test am Ende eines jeden Kapitels hilft, die jeweilige eigene gegenwärtige Persönchkeitsstruktur präzise herauszufinden. Die erfahrene Tiefenpsychologin Carol S. Pearson befasst sich seit über 40 Jahren mit diesem Thema und zeigt mit einmaliger Klarheit, wie die Archetypen für ein bewusst gelebtes Leben entfaltet werden können.

Carol S. Pearson, geboren 1944 in den USA, ist Tiefenpsychologin und hat sich über 40 Jahre mit mythologischen Themen befasst. Die Übertragung von 12 grundlegenden Archetypen in den Kontext moderner Lebenswirklichkeit ist das zentrale Vermächtnis ihrer langen und erfolgreichen Karriere. Sie arbeitet noch heute als Coach und Autorin und hält weltweit Vorträge.

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Die Seele:
In die Mysterien eindringen


Die Seele ist der Teil der Psyche, der uns mit dem Ewigen verbindet und unserem Leben ein Gefühl von Sinn und Wert gibt. In der Jung’schen Psychologie wird »Seele« oft als Synonym für »Psyche« oder auch für das kollektive Unbewusste benutzt, aus dem der Archetyp auftaucht. Im religiösen Denken ist die Seele der Teil eines Menschen, der unsterblich ist und spirituell wachsen kann. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Seele mit der Fähigkeit zu tiefen Gefühlen (wie in dem Begriff »aus tiefster Seele«) oder, wie in »seelenlos«, mit dem Gefühl (bzw. dem Verlust dieses Gefühls) für Bedeutung, Wert und Zweck assoziiert.[8] Man braucht nicht in einem konventionell religiösen Sinn an Gott oder ein Leben nach dem Tod zu glauben, um die Seele zu entwickeln. Die Seele beginnt uns zu interessieren, wenn wir das Bedürfnis verspüren, den Sinn des Lebens, speziell unseres Lebens, kennenzulernen, wenn wir die Sehnsucht nach einer Verbindung mit dem Kosmos spüren oder uns mit unserer Sterblichkeit befassen.

Manchmal ermöglicht die Seele ein Gefühl von Einheit oder spiritueller Verbundenheit oder, öfter, ein Gefühl der Vertrautheit mit einem anderen Menschen. Wenn das Ich die Grenzen gesetzt hat, erlaubt uns dies paradoxerweise, Verbundenheit zu wagen, denn wir fürchten nicht mehr, »verschluckt« zu werden und uns zu verlieren.

Das Ich ist gut darin, ein Gefühl für unsere Grenzen auszubilden, aber wir brauchen die Seele, um Sinn zu erleben.

In der modernen Welt fehlen uns oft respektable Kategorien, um über die Seele nachzudenken. Wir erfahren die Seele hauptsächlich negativ, als das Gefühl, dass in unserem Leben etwas fehlt. Weil unsere Gesellschaft die Seele leugnet, erleben wir sie hauptsächlich durch persönliche Einbrüche – Einbrüche unserer Gesundheit und unserer Moral und durch Krisen allgemein. Viele Menschen zum Beispiel erleben die Seele nur durch Selbstzerstörung: Süchte, Begierden, zwanghafte Verhaltensweisen. Aber eben während der großen Lebenskrisen sehnt der Mensch sich plötzlich nach Sinn und kosmischer Verbindung.

Die Seele zeigt sich bei den Übergängen des Lebens von der Kindheit zur Pubertät, von der Adoleszenz zum Erwachsenendasein, zum Elternsein, zu den mittleren Jahren, zu Alter und schließlich Tod. In diesen Augenblicken stehen wir an einer Grenze, einer Schwelle – wir haben die eine Identität abgelegt und die andere noch nicht erreicht. In diesen Momenten sehnen wir uns am vorhersagbarsten und sichersten nach Kontakt mit einem transzendenten Element.

Viele Kulturen haben Rituale und heilige Mythen entwickelt, um diese Übergänge, diese Bewegung von einer Realität in eine andere, zu erleichtern. Das Fehlen solcher Rituale und die mangelnde Achtung vor dem Spirituellen macht diese Übergänge in der modernen, diesseitig orientierten Gesellschaft so schwierig und einsam. Obwohl Leid und Einsamkeit in gewissem Umfang in allen Kulturen unvermeidbar sind, kann der Schmerz vermindert werden, wenn wir einen Rahmen haben, mit dessen Hilfe wir verstehen können, was mit uns geschieht.

Einweihung


Manche Kulturen haben besondere Initiationserfahrungen in die heiligen Mysterien der Seele geschaffen, die zum übrigen Leben keine Beziehung hatten. Die großen Mysterienkulte im hellenistischen Griechenland, in Syrien, Anatolien, Ägypten und Persien zum Beispiel waren heilige Einweihungen, durch die die Menschen sich von der gewöhnlichen Realität lösen und alte spirituelle Wahrheiten sehen und hören sollten.

Die Einweihung soll uns helfen, Sinn und Wichtigkeit der Erfahrungen zu erkennen, die sie symbolisiert. Auch Uneingeweihte erfahren die Seele, erkennen aber ihre Macht und ihren Sinn nicht. Die Einweihung macht solche Erfahrungen bewusst, nicht in der Sprache des Ich, sondern in der Sprache der Seele – durch Mythen, Symbole, Lieder, Kunst, Literatur und Ritual.

Die Reise des Helden ist eine Einweihung in die Realitäten der Seele. Die Reise verlangt von uns, dass wir die Kontrolle über unser Leben übernehmen und dann wieder aufgeben, dass wir unser Entsetzen vor Tod, Schmerz und Verlust loslassen und das Leben in seiner Ganzheit erfahren. Dazu müssen wir die beschränkte Sicht des Ich ausweiten. Wir müssen Meinungen, Sicherheit, Vorhersagbarkeit und auch unsere Sorge um körperliche Sicherheit, Effektivität und Rechtschaffenheit loslassen. Wenn wir dies tun, geben wir den Dualismus von gut/schlech