: Hannes Führinger
: Al Qanater Fünf Jahre im Gefängnis von Kairo
: Edition A
: 9783990012031
: 1
: CHF 15.30
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fünf Jahre saß Hannes Führinger unschuldig im Horror-Gefängnis Al Qanater in der Nähe von Kairo. Die ägyptische Staatssicherheit verurteilte den österreichischen Security-Mann in einem Schauprozess gegen einen 'ungläubige Ausländer' wegen angeblichem illegalen Waffenbesitzes zu sieben Jahren erschwerter Haft und hielt ihn weiter fest, als sogar ein Höchstgericht seine Unschuld bestätigte. Während er jeden Tag um sein Leben kämpfte, bekam er den Umbruch des Landes und die Flüchtlingsströme im Zerrspiegel einer Gefängniszelle mit. Ein Buch über die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit, die dunkelsten Seiten Ägyptens und eine späte Befreiung.

Hannes Führinger, geboren 1979, gründete nach einer Laufbahn beim österreichischen Militär und bei der Polizei eine Sicherheitsfirma, mit der er sich auf den Schutz von Lastschiffen vor Piratenangriffen spezialisierte. Bei einer Reise zu einem Einsatz im Jahr 2011 verhaftete ihn die ägyptische Polizei, obwohl er seine mitgeführten Waffen ordnungsgemäß deklariert hatte. Erst im Oktober 2016 kam er zurück nach Österreich.

1


Lisa fand, dass meine Reise nicht zu unserer Lebensplanung passte. Wir wollten es ruhiger angehen und an unserem halbfertigen Haus weiterbauen. Für mich bedeutete das, sesshafter zu werden. Büroarbeit statt Auslandseinsätze. »Du bist doch erst vergangene Woche aus Saudi-Arabien zurückgekommen«, sagte sie.

Es war früh am Morgen. Wir lagen noch im Bett und ich rieb mir die Augen. »Oman«, sagte ich.

»Wie bitte?«

»Ich war im Oman, nicht in Saudi-Arabien.«

Sie verschränkte die Arme. »Spielt das eine Rolle?«

»Tut es nicht.« Ich bemühte mich, zu lächeln. »Ich bin übermorgen wieder da und dann mache ich die Isolierung fertig. Okay?«

Ich verstand Lisa. Ich hatte es ihr versprochen. Ich würde die Einsatzteams nicht mehr begleiten, sondern nur noch koordinieren. Von daheim aus. Die Organisation machen. Den Bürokram erledigen. Den Überblick über alles bewahren. Sobald wir das Haus meiner Großeltern im Burgenland fertig umgebaut hatten, würden wir aus unserer Wohnung in Wiener Neustadt dorthin ziehen. Ins Grüne. Das war in Ordnung für mich. Es würde ein besseres Leben sein. Ich freute mich darauf, auch wenn Lisa mir das manchmal nicht glaubte.

Wirtschaftlich würde sich das alles ausgehen. Meine Firma war inzwischen den meisten großen Reedereien ein Begriff und lief dementsprechend gut. Die Idee dafür hatte ihren Ursprung auf einer siebzig Quadratkilometer großen Insel im Persischen Golf, im Emirat Abu Dhabi. Im Auftrag des dortigen Königshauses hatte ich Polizei- und Militäreinheiten ausgebildet. Mein Stil, den ich von meiner früheren Tätigkeit beim österreichischen Bundesheer mitgebracht hatte, fiel einem meiner Kollegen auf, einem Briten. Als ich wieder zurück in Österreich war, rief er mich an. Eine Reederei hatte ihn angeheuert, um einen Lastkahn vor Piraten zu schützen. »Ich brauche einen Profi«, sagte er. »Die Bezahlung ist gut.«

Ich wusste damals nicht genau, was ich beruflich als nächstes machen wollte. Nun lag dieser Vorschlag auf dem Tisch. Piraten. Die Sache hörte sich immerhin spannend an. Ich überlegte nicht mehr lange. »Ich bin dabei«, sagte ich.

Das knapp 180 Meter lange Schiff mit 33.000 Tonnen Tragfähigkeit legte im Hafen von Maskat mit dem Ziel Aden im Jemen ab. Die Fracht war nicht gerade wertvoll. Stahlrollen. »Warum braucht dieses Schiff Schutz?«, fragte ich Edward, meinen neuen Partner.

»Es geht selten um die Fracht, sondern meist um die Crew«, sagte er. Er nickte dem Kapitän des Schiffs zu. »Als Geiseln sind die ein paar Millionen Dollar wert.«

Der Kapitän lächelte unsicher.

Wir waren vier Sicherheitsleute auf dem Schiff. Edward, ich und noch zwei andere, Marko und Ethan, die in ihren Kabinen schliefen, während wir uns auf der Brücke unterhielten. Edward und ich hatten die erste Schicht übernommen. Als ich dort oben an der Reling lehnte und den Hafen immer kleiner werden sah, wurde mir klar, dass ich mich an den Job gewöhnen könnte.

Etwa 180 nautische Meilen südöstlich des Jemen griff Edward nach seinem Funkgerät. »Marko, Ethan, bereitmachen. Wir erreichen die rote Zone.«

Diese Gegend war auf den Karten als gefährlich markiert. Hier häuften sich Piratenangriffe.