Woher wir kommen
Bevor wir einsteigen und in die Ewigkeit abheben, müssen wir packen. Und zwar ein paar Gedanken. Die kommen ins Handgepäck, manche sind ein bisschen schwerer. Aber die brauchen wir auf der Reise. Dringender als Bikini und Badehose. Die Gedanken helfen, zu verstehen.
Es ist alles eine Frage der Geisteshaltung. Megalopsychos gegen Anthropologos.
Das klingt wie ein Actiongame für eine Spielekonsole, bezeichnet aber vielmehr die Gesinnung im Ganzen. Aristoteles stellte fest: Der großgesinnte Mensch,megalopsycho auf Griechisch, steht im Gegensatz zumanthropologo, dem, der alles nur aus menschlicher Sicht sieht. Die 50, 70 oder vielleicht 100 Jahre, die sie oder er auf diesem Planeten lebt.
Anthropologos genügt diese Zeit auf der Erde, mehr ist nicht drin in der Schöpfung. Sie beginnt bei der Geburt und endet mit dem letzten Atemzug. Dann wird alles schwarz, und die anderen sollen sich drum kümmern, wie es weitergeht.
Megalopsychos sehen das Dasein in größeren Dimensionen. Sie dehnen ihr Verständnis über die wenigen Jahrzehnte, die man als Mensch durch die Welt spaziert, großzügig aus und leben im Angesicht des gesamten Universums. Ihre Schöpfung beginnt nicht bei der Geburt, sondern zu Beginn des Universums und endet nicht mit dem letzten Atemzug. Denn dann wird alles weiß. Ihr Geist erreicht die Ewigkeit.
Weites Gesichtsfeld oder Tunnelblick.
Aristoteles hat den Sinn dahinter schon schriftlich dargelegt, in derNikomachischen Ethik. Das Werk ist ein Leitfaden, wie man ein guter Mensch wird, ein Lifeguide zur Freude. Glückseligkeit erlange man durch drei Dinge. Äußerliche, körperliche und seelische Güter. Äußere Güter sind vom Zufall abhängig. Herkunft, Reichtum, Freundschaft, Geld, kurzum: ein gut aufgelegtes Schicksal. Gesundheit, Schönheit und Stärke sind körperliche Güter, die man teilweise beeinflussen kann, durch Sport und Ernährung. Seelische Güter können nur wirklich gute Menschen erlangen. Alles zusammen ergibt hundert Punkte auf der Skala der Glückseligkeit.
Heute würde man sagen: Gute Gene, Spiritualität und ideale Work-Life-Balance, dann hast du es geschafft.
Megalopsychos begreifen den Kosmos umfassend und als Konzept, das nicht zufällig da ist, weil es Buuummm gemacht hat, sondern weil jemand oder etwas das verursacht hat.
Das Kafka-Universum
Unsere Software, das Leben hier, ist im Vergleich zum Alter des Kosmos ein Wimpernschlag. Der Astrophysiker Peter Kafka – er arbeitete mehr als drei Jahrzehnte am Max-Planck-Institut in München und starb im Jahr 2000 – lieferte einen interessanten Vergleich. Er legte die 13,82 Milliarden Lebensjahre des Universums auf ein Kalenderjahr um. Das heißt, er hat die Ewigkeit auf 365 Tage heruntergebrochen. Vom Urknall bis zu uns heute. Ein Jahr. Und dabei hat er die Relativität der irdischen Existenz illustriert. Obwohl sie vom Anfang des Universums mitprogrammiert war.
Kafkas Rechnung zufolge begannen die Menschenaffen von den Bäumen zu steigen, aufrecht zu gehen und die Hände zu gebrauchen,