: Renata Schmidtkunz
: Himmlisch frei Warum wir wieder mehr Transzendenz brauchen
: Edition A
: 9783990013199
: 1
: CHF 14.40
:
: Philosophie, Religion
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Transzendenz ist in unserer wissenschaftsgläubigen Welt in Ungnade gefallen. Sie wird uns vom Mainstream als Esoterik oder Frömmelei vermiest. Doch wer nur noch ein materielles, eindimensionales Leben fu?hrt, ist leichter manipulierbar. Denn in der Transzendenz, dem Denken, das u?ber uns selbst und das Irdische hinausgeht, liegt auch die Kraft zur Selbstbestimmung und zum Widerstand.

Renata Schmidtkunz, geboren in Hattingen/Ruhr, wuchs in einem evangelischen Pfarrhaus auf. Sie studierte Evangelische Theologie und ist seit 1990 Moderatorin, Redakteurin und Dokumentarfilm-Regisseurin beim ORF. Sie erfand zahlreiche Sendungen (mit), war unter anderem Gastgeberin des legendären 'Club 2' und verantwortet heute die Ö1-Sendung 'Im Gespräch'.

Die Entvölkerung des Himmels


Wie mir das Thema dieses Buches bewusst wurde


Heutzutage, schreibt der deutsche Philosoph und Kulturwissenschaftler Peter Sloterdijk in seinen unter dem TitelNeue Zeilen und Tage erschienenen Notizen, rückt jeder, der lesen und schreiben kann, mit seinem Befund über die kranke »Gesellschaft der Gegenwart« heraus. Die »Gesellschaft« wird so zu dem meist-überdiagnostizierten Patienten. Wäre ich »die Gesellschaft«, ich wüsste nicht, woran zu leiden ich mir aussuchen würde.

Auch ich rücke in diesem Buch mit meinem Befund heraus. Allerdings bezieht er sich nicht auf »die Gesellschaft«, denn unsere Gesellschaften waren bis vor kurzem, sagen wir bis vor zehn oder fünfzehn Jahren, eigentlich ganz in Ordnung. Zumindest an der Oberfläche.

Vielmehr geht es mir um jene, die diese pluralistische, demokratische, soziale und menschliche Gesellschaft angreifen, und vielleicht sogar zerstören wollen. Ihre treibenden Motive sind Herrschsucht und Gier. Ihre Taktiken und Strategien sind Aushöhlung, Spaltung, Lüge, das Überschreiten aller ethischen Grenzen, die Zerstörung von ethischen Vorbildern, die permanente Attacke auf öffentlich-solidarische Institutionen, auf Religionen, auf Kunst und Bildung, Militarisierung und gezielte Verarmung ganzer Bevölkerungsteile.

Was wir dem politisch entgegenhalten können und müssen, darüber schreiben im Moment viele Autorinnen und Autoren. Ich möchte in diesem Buch danach fragen, was uns seelisch bestärken kann, woran wir uns in dieser Zeit der absichtsvollen Vernebelung und Infragestellung aller bisher gültigen humanen Werte halten können und sollen.

Denn irgendwann spürte ich ihn, diesen Bruch mit der Welt, in der ich aufgewachsen war. Natürlich ging dem plötzlichen Verstehen ein langer Prozess von kleinen und größeren Beobachtungen voraus. Dinge, die mich irritierten, mich vielleicht auch verunsicherten oder verängstigten. Ordnungen, die mein Leben eingerahmt und gehalten hatten, zerbröselten langsam, aber merkbar.

Die Erfindung der Alternativlosigkeit


Es begann Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre. Die – wie mir schien – Selbstverständlichkeiten, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut war, gerieten irgendwie aus dem Gleichgewicht. So zum Beispiel der Sozialstaat, von dem es plötzlich hieß, er sei nicht mehr leistbar. Die Menschen könnten nicht länger in den »sozialen Hängematten« liegen. Leistungsfähig sei nur, wer in ständiger Konkurrenz zu anderen lebe.

Weil ich das nicht glauben wollte und konnte, war ich im Jahr 2001 eine der Mitinitiatorinnen des VolksbegehrensSozialstaat Österreich1. Wir befürchteten, dass sich der österreichische Staat in Richtung einer liberalen Armenversorgung entwickeln könnte, die Almosen verteilt, ohne dass ihre Empfänger ein verbrieftes Recht darauf hätten.

Sozialpolitik ist aber nicht nur für sozial Schwache wichtig, sondern auch für d