: Worseg Artur
: Deine Nase kann nichts dafür Wie wir uns vor dem Schönheitswahn retten
: Edition A
: 9783990013205
: 1
: CHF 13.50
:
: Medizin
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie lernen wir, unser Äußeres zu lieben und warum tun wir es manchmal nicht? Die Gründe liegen meist tiefer als wir denken. Wer seine Nase nicht mag, lehnt vielleicht seinen Vater ab. Frauen, denen ihre Brüste nicht gefallen, könnten ein Identifikationsproblem mit ihrer Mutter haben. Der international renommierte Schönheitschirurg Univ.-Doz. Dr. Artur Worseg legt nach 25 Jahren Berufserfahrung ein ehrliches Plädoyer gegen seine eigene Branche vor und zeigt die besten Wege zu mehr Selbstliebe.

Univ.-Doz. Dr. Artur Worseg ist Facharzt fu?r Plastische Chirurgie und gilt als Chirurg der Reichen und Prominenten Europas. Er studierte Medizin und habilitierte zum Universitätsdozenten, hält wissenschaftliche Vorträge und ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen. In Wien betreibt er seine eigene Klinik mit dreißig Betten, vier Operationssälen und siebzig Mitarbeitern.

Birgit Schwarz und ihr Busen


Eine Geschichte mit Turbulenzen, die in meinem Besprechungszimmer begann und an einer Tankstelle an der Donau ihr Happy End fand.

Sie weiß genau, was sie will«, stand auf dem Zettel, den die Schwestern für mich vorbereitet hatten. Ich betrachtete die Buchstaben länger, als ich zum Lesen brauchte. Ich war mir da nicht so sicher. Irgendetwas an der Dame im Wartezimmer machte mich stutzig. Ich hätte nicht sagen können, was.

Birgit Schwarz. Den Namen hatte ich noch nie gehört. Unternehmensberaterin. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Sie war 42 Jahre alt.

Ich begrüßte sie und zeigte auf den Sessel für Besucher. Sie musterte ihn kurz, dann nahm sie Platz.

In den ersten Jahren meiner Laufbahn als Schönheitschirurg empfing ich meine Patienten zum Erstgespräch noch in einem gemütlichen Raum mit Sofas und servierte ihnen Kaffee. Das sollte eine möglichst entspannte Atmosphäre schaffen.

Vor etwa zehn Jahren änderte ich das Ambiente. Seither finden Erstgespräche wie auch das mit Birgit Schwarz in einem Zimmer mit Besprechungstisch und einfachen Stühlen statt. Kaffee servieren wir nur noch, wenn die Patienten warten müssen. Ich mache das nicht, um mir die Kaffeekosten zu sparen. Ich mache das, weil es für alle Beteiligten am besten so ist. Denn in diesem nüchternen Rahmen verlaufen Gespräche besonders effizient. Die Schlichtheit fördert die Achtsamkeit und die Konzentration auf das Wesentliche. Wer immer hier sitzt, hat meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Die Patienten kommen ja nicht zum Kaffeeklatsch, sondern, weil sie Informationen wollen.

Noch bevor ich meine Patienten zum ersten Mal selbst treffe, nehmen die Damen am Empfang meiner Klinik schon alle relevanten Daten auf und plaudern dabei ein wenig mit ihnen. Persönliche Eindrücke von diesen Gesprächen und von den Telefonaten davor schreiben sie mir auf altmodische Notizzettel, wie in den Zeiten vor der digitalen Revolution.

Diese persönlichen Eindrücke sind hilfreich, mitunter sogar wertvoller als meine eigenen. Denn vor allem weibliche Patienten sind am Empfang und bei den unprätentiösen Erstkontakten meist offener als in der Unterredung mit dem Arzt, die zunächst doch immer etwas Förmlicheres, Offizielles hat. Während sie sich mir gegenüber gerne von ihrer besten Seite präsentieren, zeigen sie beim Personal eher ihr wahres Ich und sind, zum Beispiel nach längeren Wartezeiten, auch einmal ungehalten oder unfreundlich.

Zudem lehne ich das Friseurgetue, das in der Schönheitschirurgie Einzug gehalten hat, insgesamt ab. Immerhin behübschen wir Schönheitschirurgen das aktuelle Aussehen eines Menschen nicht bloß. Wir leisten medizinische Präzisionsarbeit und führen teils schwierige Eingriffe durch, die meist irreversibel sind. Wir verändern das Erscheinungsbild eines Menschen, also seinen körperlichen und damit auch seinen psychischen und seelischen Zustand. Und wir verändern das für den Rest seines Lebens.

Birgit Schwarz schlug die Beine übereinander. Ihre Handtasche stellte sie neben sich auf den Boden.

»Es wäre Ihre erste Schönheitsop