Dani Atkins
Sag ihr, ich war bei den Sternen
Roman
erscheint am 01.10.2019
Aus dem Englischen von Sonja Rebernik-Heidegger
Für Bev,
deren Geschichte mich zu diesem Buch inspirierte.
Und deren Mut jeden inspiriert, der sie kennenlernt.
TEIL EINS
Kapitel 1
Maddie
Achtunddreißig Likes. Nicht schlecht, schließlich war es mitten am Tag, und die meisten Menschen sollten im Büro und nicht auf Facebook sein. Ich lehnte mich zurück und nahm einen Schluck von meiner Buttertoffee-Latte. Die zusätzlichen Kalorien waren mir mittlerweile egal – was für eine Braut vier Tage vor der Hochzeit vermutlich eher ungewöhnlich war.
Ich scrollte zu dem Bild zurück, das ich vorhin gepostet hatte, und grinste. Ich saß darauf beim Friseur, um meine Hochzeitsfrisur zur Probe stecken zu lassen. Die Stylistin hatte die Hälfte meiner Haare nach hinten gekämmt, als sie einen dringenden Anruf erhielt und mich auf meinem Stuhl neben dem Fenster allein zurückließ. Ich sah aus wie Wurzel, die Vogelscheuche, an einem Bad Hair Day. Ich konnte nicht widerstehen, machte ein Spiegel-Selfie und postete es.
Auf der Suche nach dem perfekten Hochzeits-Look. Was meint ihr dazu?
Ich wischte über das Display, um das Bild zu vergrößern, und runzelte die Stirn. Ich hätte die Praktikantin ausschneiden sollen, die gerade mit einer Tasse Kaffee auf mich zukam, und auch den stämmigen Glatzkopf mit der schwarzen Lederjacke, der durch das Fenster zu mir hereinstarrte. Aber egal. Das Foto war witzig.
»Dir ist schon klar, dass du besessen bist, oder?«, hatte mich Ryan einige Monate nach unserem ersten Date gefragt.
»Von dir?«, fragte ich und klimperte mit meinen langen schwarzen Wimpern.
»Ja, das hoffe ich doch«, antwortete er liebevoll und verschränkte seine Finger mit meinen. »Aber eigentlich meinte ich das Posten von jedem einzelnen Moment deines Lebens.«
Ich betrachtete ihn eingehend, denn ich war mir nicht sicher, ob er in Wahrheit verärgert war. Doch er sah mich mit diesem sanften, zärtlichen Blick an, den er nur für mich reserviert hatte.
»Ich poste doch nicht alles«, erwiderte ich vielsagend, und Ryans Augen blitzen spitzbübisch auf. »Aber ich arbeite immerhin in einem Medienunternehmen«, fuhr ich fort. »Und da kann es an beruflichen Selbstmord grenzen, wenn man sich nicht auf den sozialen Netzwerken einbringt.«
Er hatte gelacht und mir das Telefon aus der Hand genommen. »Aber es gibt Dinge, die bleiben besser privat«, hatte er geflüstert und mich an sich gezogen.
Ich lächelte in mich hinein, als ich jetzt daran zurückdachte. Die Junisonne fiel durch das Fenster ins Café, und langsam wurde es unangenehm warm. Ich bereute, dass ich mich für einen Fensterplatz entschieden hatte. Aber mittlerweile waren alle Tische besetzt, und die Schlange, die auf ihr Take-away-Mittagessen wartete, wurde immer länger.
Ich schluckte den letzten Bissen meines Paninis hinunter, und plötzlich stieg Übelkeit in mir hoch. Nein! Ich würde nicht zulassen, dass sie mir den Tag versaute! Es gab eine lange To-do-Liste, die ich abarbeiten wollte, und obwohl mir mein Verlobter Hilfe angeboten hatte, musste ich mich um den Großteil selbst kümmern.
»Es ist süß, dass du mich unterstützen willst, aber ich werde sicher nicht zulassen, dass du mich vor Samstag in meinem Hochzeitkleid zu Gesicht bekommst. Immer vorausgesetzt, dass sie die Nähte noch auslassen konnten«, hatte ich gesagt und kaum merklich die Stirn gerunzelt. »Sonst muss ich in Jeans und T-Shirt heiraten.«
»Und du wärst trotzdem die bezauberndste Braut aller Zeiten«, hatte Ryan erwidert und seine Hand zu meinem kleinen, aber sichtbar gewölbten Bauch gleiten lassen. Als ich mein Hochzeitskleid in Auftrag gab, war er noch flach gewesen, und ich hoffte, dass die Schneiderinnen im Brautmodengeschäft meines Vertrauens Zauberkräfte besaßen und mir für Samstag ein paar zusätzliche Zentimeter schenken würden. Meine Familie wusste noch nichts von den Neuigkeiten, wir wollten es ihnen erst nach der Hochzeit sagen.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Das Brautmodengeschäft befand sich am anderen Ende der Stadt, und die U-Bahn-Station war ganz in der Nähe. Es gab also keinen Grund, mir ein Taxi zu rufen, obwohl ich es Ryan heute Morgen versprochen hatte. Er hatte leicht besorgt gewirkt, als er sich mit einem Kuss von mir verabschiedete. Er hatte eine dringende Besprechung im Büro, die er nicht schwänzen konnte, sonst hätte er mich vermutlich nicht allein gehen lassen. Ich bin von Natur aus blass, doch an diesem Tag war meine Haut weiß wie Alabaster. Entgegen der allgemeinen Behauptung brachte mich die Schwangerschaft nicht zum Strahlen. In den letzten vierzehn Wochen erinnerte ich eher an eine Statistin in einem Vampirfilm.
»Vielleicht solltest du es heute lieber langsam angehen lassen und dich noch mal hinlegen?«, hatte Ryan sanft vorgeschlagen.
Das war der Moment – der einzige Moment –, an dem ich das Schicksal vielleicht noch hätte abwenden können. Aber da war nichts. Keine böse Vorahnung, kein Gefühl der drohenden Gefahr. Ich hatte keine Ahnung, dass mein Leben schon in ein paar Stunden vollkommen unkontrollierbar aus der Bahn geraten würde.
»Nein, ich habe viel zu viel zu tun«, erwi