Von Feuer und Flammen
Sich zu verlieben ist eine ungeheuerliche Sache. Endorphine werden freigesetzt und tanzen Samba in unserem Herzen. Je nach Schuhwerk kann so etwas mal mehr, mal weniger schmerzhaft sein. Man fühlt sich berauscht, und andere Dinge werden nebensächlich. Zunächst orientiert man sich, was Beziehungen angeht, ja gern an den eigenen Eltern. In meinem Fall vielleicht nicht unbedingt optimal, denn sie sind schon sehr lange geschieden. Anschließend schaut man sich die Idealbilder aus dem Fernsehen und aus romantischen Büchern ab. Was auch Tücken bereithält, denn wenn man diese aufregenden oder überromantisierenden Geschichten der Realität gegenüberstellt, hat das wahre Leben plötzlich so gar keinen Appeal mehr. Und ganz ehrlich, Walt Disney ist sehr weit weg von der Realität – oder hat für euch schon mal einer einen Drachen erschlagen und hatte dann noch Bock auf Händchenhalten?
Für Leute wie mich, die sehr viel Fantasie haben, wird die Liebe schnell bunter, als manch einer es erträgt. Oft ist man sich dessen aber nicht bewusst. Ganz im Gegenteil, man erwartet vom potenziellen Partner sogar das gleiche Engagement und denselben Energieaufwand, den man selbst in die noch frische Beziehung steckt. Und das ist viel, das könnt ihr mir glauben.
Die Liebe und ich waren nie beste Freunde. Eher war das Gegenteil der Fall, im Laufe der Zeit entwickelten wir eine sehr erfüllte Hassfreundschaft, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie war das heiße Eisen, an dem ich mich immer wieder verbrannte, die glühende Herdplatte, auf der meine Hände landeten. Die Liebe schaffte es, mich mehr in Schwierigkeiten zu bringen, als ich das ganz allein durch mein Aufmerksamkeitsdefizit vermochte. Dazu muss man wissen, dass ich die Queen der Fettnäpfchen bin und zu Unfällen neige, die durch mangelnde Aufmerksamkeit oder durch meine Impulskontrollschwäche geschehen. Sportunfälle, Verkehrsunfälle, im doppelten Sinne, und Arbeitsunfälle. Mein Selbsterhaltungstrieb ist nicht sonderlich ausgeprägt, und ich passe oft nicht angemessen auf mich auf. Da kommt mir die Liebe nicht gerade gelegen mit all ihren Problemen, die sie gern wie einen Schatten mit sich führt.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Liebe. Sie ist das Wundervollste, das einem Menschen passieren kann, und das weiß sie auch. Leider macht Liebe verletzlich, und wer vollkommen unbeschadet davonkommt, ist entweder ein besonders guter Pilot dort oben am Himmel der Glückseligkeit oder hat so viel Schwein wie nur selten jemand. Ich für meinen Teil habe in jedem Fall häufiger Bruchlandungen auf Wolke 7 hingelegt, als dass ich die Liebe genießen konnte. Mein ADS stattet mich mit ganz eigenen Special Effects aus, die selbst Flüge bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein zum Ritt durch Turbulenzen machen.
Mit der Zeit bin ich vorsichtig geworden, was diese possierlichen Schmetterlinge im Bauch und die rosaroten Brillen angeht. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf falsche Entscheidungen, die mein Herz so gern für mich traf. Zu oft brachte ich mich damit selbst total aus dem Konzept. Also versprach ich mir selbst eines schönen Tages, dass ab sofort mein Hirn das Zepter der Macht übernehmen würde, und ich dachte, dass ich damit auf einem guten Weg war.
Funktionierte auch tatsächlich ganz gut. Bis zu dem Tag, an dem ich urplötzlich einer Kuh über den Weg lief. Einem Rindvieh, das meinen Weg kreuzte und mich mit einem Mann zusammenführte, den ich sonst niemals getroffen hätte …
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Während ich den Wagen über die Landstraße lenkte, kramte ich im Handschuhfach nach einer CD, die zu dieser Fahrt passte. Nach ich weiß nicht wie vielen mal mehr, mal weniger schlimmen Verkehrszwischenfällen war mir eines Tages aufgefallen, dass ich mich besser aufs Fahren konzentrieren kann, wenn ich Musik höre, die zu meiner Stimmung passt. Hinter mir saß meine achtjährige Tochter Lu, mit der ic