EINS
Das Kind ist tot. Weiter gibt es nichts zu wissen.
Ich höre, im Süden gebe es eine Königin, die denjenigen tötet, der ihr schlechte Kunde bringt. Besiegle ich also mein eigenes Todesurteil, wenn ich ihr den Tod des Jungen melde? Die Wahrheit frisst die Lüge, wie das Krokodil den Mond frisst, und doch ist mein Zeugnis heute dasselbe, das es morgen sein wird. Nein, ich habe ihn nicht getötet. Auch wenn ich seinen Tod herbeigewünscht haben mag. Danach gelechzt habe wie ein Vielfraß nach Ziegenfleisch. Ach, den Bogen anzulegen und ihm durch das schwarze Herz zu schießen und zuzusehen, wie schwarzes Blut daraus hervorspritzt, ihm in die Augen zu schauen, bis sie aufhören zu blinzeln, bis sie blicken, ohne zu sehen, auf das Brechen seiner Stimme zu lauschen und zu hören, wie seine Brust sich im Todesröcheln hebt und sagt: Seht, mein elendiger Geist verlässt diesen elendigsten aller Leiber, und diese Botschaft zu belächeln und diesen Verlust zu betanzen. Ja, ich schwelge in der Vorstellung. Aber nein, ich habe ihn nicht getötet.
Bi oju ri enu a pamo.
Nicht alles, was das Auge sieht, sollte der Mund aussprechen.
Diese Zelle ist größer als die vorherige. Ich rieche das getrocknete Blut Hingerichteter; ich höre ihre Geister noch schreien. In deinem Brot sind Rüsselkäfer, und in deinem Wasser ist die Pisse von zehn und zwei Wächtern und der Ziege, die sie zum Zeitvertreib ficken. Soll ich dir eine Geschichte erzählen?
Ich bin nur ein Mann, den manche einen Wolf genannt haben. Das Kind ist tot. Ich weiß, die Alte erzählt dir etwas anderes. Nenn ihn einen Mörder, sagt sie. Auch wenn ich nichts weiter bereue, als sie nicht getötet zu haben. Der Rothaarige sagte, der Kopf des Kindes sei voller Teufel gewesen. Wenn du an Teufel glaubst. Ich glaube an schlechtes Blut. Du siehst aus wie ein Mann, der nie Blut vergossen hat. Und doch klebt Blut zwischen deinen Fingern. Ein Junge, den du beschnitten hast, ein Mädchen, das zu klein war für deinen dicken … Sieh, wie dich das in Erregung versetzt. Sieh dich an.
Ich werde dir eine Geschichte erzählen.
Sie beginnt mit einem Leoparden.
Und einer Hexe.
Großinquisitor.
Fetischpriester.
Nein, du wirst nicht nach den Wächtern rufen.
Mein Mund könnte zu viel sagen, ehe sie ihn mit dem Knüppel schließen.
Betrachte dich. Ein Mann mit zweihundert Kühen, der sich am Hautfetzen eines Jungen ergötzt und an der Koo eines Mädchens, das niemandes Frau sein sollte. Denn das ist es, wonach du suchst, oder nicht? Ein dunkles kleines Ding, das nicht in dreißig Säcken Gold oder zweihundert Kühen oder zweihundert Ehefrauen zu finden ist. Etwas, was du verloren hast – nein, es wurde dir genommen. Dieses Licht, du siehst es, und du willst es – kein Licht von der Sonne oder dem Donnergott im Nachthimmel, sondern ein Licht ohne Makel, Licht in einem Jungen, der noch nie eine Frau hatte, einem Mädchen, das du für die Ehe gekauft hast, nicht weil du eine Frau gebraucht hättest, denn du hast zweihundert Kühe, aber den Leib einer Frau kannst du aufreißen, denn du suchst in Löchern danach, in schwarzen Löchern, nassen Löchern, noch nicht ausgewachsenen Löchern suchst du nach diesem Licht, nach dem Vampire auf der Suche sind, und du wirst es bekommen, du wirst dich für die Zeremonie kleiden, Beschneidung für den Jungen, Vollzug für das Mädchen, und wenn sie Blut vergießen und Spucke und Sperma und Pisse, dann lässt du es alles auf deiner Haut und gehst damit zum Iroko-Baum und gebrauchst jedes Loch, das du finden kannst.
Das Kind ist tot, und alle anderen sind es auch.
Ich lief tagelang, durch Fliegenschwärme im Blutsumpf, durch die Salzebenen, wo