: Jessica Brody, Joanne Rendell
: Die Rebellion von Laterre Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426456194
: Die Rebellion der Sterne
: 1
: CHF 6.50
:
: Fantasy
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Drei junge Menschen - ein Planet im Chaos einer blutigen Revolution - ein gemeinsames Schicksal: »Die Rebellion von Laterre« von Jessica Brody ist eine atemraubende Mischung aus Liebes-Geschichte und Science Fiction mit Figuren, die dich noch lange begleiten werden. Vor 500 Jahren versprach der Planet Laterre der Menschheit Hoffnung. Doch heute verhungern die Armen in den Straßen, während Wolken die Sterne verbergen und die herrschende Elite jedes Aufbegehren rigoros bestraft. Die Revolution wird sich dennoch nicht aufhalten lassen. Und alles wird von drei jungen Menschen abhängen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Chatine ist eine Diebin, ein Kind der Straße, die alles tun würde, um dem brutalen Regime zu entkommen - einschließlich des Ausspionierens von Marcellus, dem Enkel des mächtigsten Mannes der Welt. Marcellus wird von seinem Großvater darauf vorbereitet, die Macht zu übernehmen. Doch seit dem Tod seines Vaters, der als Verräter starb, plagen Marcellus immer stärkere Zweifel. Denn sein Vater hat eine kryptische Nachricht hinterlassen, die nur eine Person lesen kann: ein Mädchen namens Alouette. Alouette ist in einer unterirdischen Zuflucht aufgewachsen, wo sie die letzte Bibliothek der Welt bewacht. Und sie hütet ein Geheimnis, das Laterre endgültig ins Chaos der Revolution stürzen wird. Als das Schicksal Chatine, Marcellus und Alouette zusammenführt, ist nur eines gewiss: Die Zukunft von Laterre wird von ihren Entscheidungen abhängen, und davon, was sie zu opfern bereit sind: Liebe - oder Freiheit?

Die Bücher von JESSICA BRODY wurden in über 23 Ländern übersetzt und veröffentlicht. Nach ihrem Abschluss am Smith College im Jahr 2001 arbeitete sie für die MGM Studios als Managerin für Akquisitionen und Geschäftsentwicklung. Im Mai 2005 gab Jessica ihren Job auf, um ihrem Traum, eine veröffentlichte Autorin zu werden, zu folgen. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Hunden in der Nähe von Portland, Oregon.

Kapitel 1


CHATINE

In der Marsch regnete es seitwärts. Die Tropfen fielen hier nie gerade vom Himmel. Immer nur schief. So krumm und schief und korrupt wie die Leute hier. Schwindler und Betrüger und Crocs allesamt.

Jeder kann ein Heiliger sein, bis er zu hungrig dafür wird.

Chatine Renard hockte hoch über alledem und beobachtete den Menschenstrom, der sich langsam über den gut besuchten Marktplatz ergoss wie geronnenes Blut durch eine Vene. Sie saß rittlings auf einem hervorstehenden Metallbalken, der einst das Dach des alten Frachtschiffs gestützt hatte.

Das hatte man Chatine zumindest erzählt – dass die Frets einst gigantische fliegende Schiffe gewesen waren, die durch die Galaxie geglitten waren, um ihre Vorfahren nach Laterre zu bringen, dem kältesten und feuchtesten der zwölf Planeten des Système Divin. Doch Jahre der Vernachlässigung und des schief fallenden Regens hatten die aus Perma-Stahl bestehenden Wände und Decken zerfressen und aus den Passagierschiffen leckende, schimmelnde Behausungen für die Armen gemacht. Und dieses Frachtschiff war zu einer dachlosen Markthalle geworden.

Chatine zog sich ihre Kapuze tiefer ins Gesicht, in dem Versuch, ihr Gesicht zu verbergen. In den letzten paar Jahren hatte sie bestürzt festgestellt, dass ihre Wimpern länger und ihre Brüste voller geworden waren. Ihre Wangenknochen waren markanter und ihre Nase schmaler und spitzer geworden, was ihr sehr missfiel.

Sie hatte sich Schlamm ins Gesicht geschmiert, bevor sie heute in die Marsch gekommen war. Doch jedes Mal, wenn sie in einer Pfütze oder dem Metall einer halb in sich zusammengefallenen Wand einen Blick auf ihr Spiegelbild erhaschte, zuckte sie zusammen, da sie trotzdem noch viel zu sehr wie ein Mädchen aussah.

So lästig.

In der Marsch war heute viel mehr los als sonst. Chatine beugte sich vor und legte sich flach auf den Bauch. Mit den Armen umklammerte sie den Balken und beobachtete die unzähligen Gesichter, die unter ihr vorbeizogen. Es waren immer dieselben. Arme, geknechtete Seelen wie sie, die auf kreative Art versuchten, sich ein bisschen zu ihrem wöchentlichen Lohn dazuzuverdienen. Oder ihre Nachbarn um einen oder zwei Larg zu erleichtern.

Neuankömmlinge gab es selten in der Marsch. Niemanden, der nicht zum Dritten État gehörte, interessierten die zerrupften Kohlköpfe und schäbigen Steckrüben, die hier zum Verkauf angeboten wurden. Außer natürlich Inspecteur Limier und seine Armee von Policier-Androiden, deren Aufgabe es war, die öffentliche Ordnung zu wahren. Ansonsten wurden die Frets und der Marktplatz in ihrem Zentrum um jeden Preis von allen gemieden, die nicht hier lebten.

Deshalb erregte der Mann im langen Mantel auch sofort Chatines Aufmerksamkeit. Sein Reichtum stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben: ein gut gepflegter schwarzer Bart, dunkles Haar, gebügelte Kleidung und funkelnder Schmuck.

Ganz sicher Zweiter État.

Chatine hatte noch nie jemanden aus dem Ersten État außerhalb von Ledôme gesehen. Die Biokuppel, deren Klima im Inneren reguliert wurde, stand hoch oben auf dem Hügel außerhalb der Hauptstadt Vallonay und schirmte den Ersten État von Laterres unaufhörlichem Regen ab.

Und von den Elendsvierteln am Fuße des Hügels.

Chatine musterte den Mann eingehend, nahm Notiz von jeder Naht und jedem Knopf. Ihr geschulter Blick blieb an dem goldenen Medaillon hängen, das wie ein Köder von seinem Hals baumelte. Sie musste nicht näher herangehen, um zu erkennen, dass es ein Relikt aus den Letzten Tagen war, das jemand aus den schwelenden Überresten eines sterbenden Planeten gerettet hatte. Die Mitglieder des Zweiten États liebten Überbleibsel aus der Ersten Welt.

Mindestens zweihundert Larg, überschlug Chatine im Kopf.Genug Geld, um eine ganze Familie aus dem Dritten État wochenlang zu ernähren.

Aber es würde nicht lange dauern, bis die anderen Crocs in der Marsch den Schatz ebenfalls entdeckt hatten und handeln würden. Chatine musste schneller sein.

Sie packte den Metallbalken mit beiden Händen, schwang ihre Beine über eine Seite, stieß sich ab und landete lautlos in Hockstellung auf dem Gittersteg unter ihr. Sie befand sich nun direkt über dem Mann, der weiter auf den Marktplatz vordrang und dabei den Hühnern auswich, die auf der Suche nach Essensresten zwischen den Ständen umherstreiften. Sein Blick wanderte von rechts nach links, als ob er sich ein m