: Sara Gazzini
: Sieben Küsse vor dem Schlafengehen Roman
: Heyne
: 9783641250843
: 1
: CHF 7.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 224
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In sieben Schritten zur großen Liebe
Nachdem Flò von ihrem Mann verlassen wurde, fragt sie sich, ob ihr Herz je wieder heilen wird. Als eines Tages der Liebescoach einer Selbsthilfegruppe für Anonyme Verliebte in ihrem Leben auftaucht, und ihr verspricht, sie in sieben Schritten zurück zur Liebe zu führen, ist sie zunächst skeptisch. Aber dann beschließt sie, sich erneut auf das Leben einzulassen und vielleicht sogar ihr Herz zu öffnen. Womöglich ist die wahre Liebe ja näher, als Flò ahnt.

Sara Gazzini, 1976 in Florenz geboren, erlangte 2015 große Bekanntheit durch ihre Facebook-Seite La Gazza, der innerhalb kürzester Zeit tausende von Fans folgten. Wenn sie nicht gerade Romane schreibt, arbeitet Sara Gazzini in einer Bank und als Radiosprecherin für diverse Sendungen.Sieben Küsse vor dem Schlafengehenist ihr erster Roman bei Heyne.

7. Dezember 2016


Du warst meine bessere Hälfte,
nun bist du mein Gegner


»Signora Florinda, gleich sind wir dran.«

»Nennen Sie mich doch bitte Flò!«

»Aber natürlich, das sagten Sie ja bereits. Das muss eine Berufskrankheit sein, Vertraulichkeiten dieser Art liegen mir nicht besonders.«

»Kein Problem, Avvocato. Ist denn mein Mann mittlerweile eingetroffen?«

»Leider nein.«

»Tja, dann fehlt wohl ein entscheidender Teil der Veranstaltung.«

»Er wird schon noch kommen, da bin ich ganz optimistisch.«

Was soll daran optimistisch sein?, schießt es mir durch den Kopf.

Nach außen beschränke ich mich auf ein höfliches Lächeln. Vielleicht ist dies ja das letzte Puzzleteilchen für unser Vertrauensverhältnis, und mein lieber Avvocato Vieri Salimbeni, einer der renommiertesten Anwälte am Florentiner Gericht, schafft es endlich, mich Flò zu nennen.

Wir stehen im dritten Stockwerk des großen, modernen Gebäudes. Einen Tick zu modern, für meinen Geschmack fast schon steril.

Eine paar dunkelblaue, vielleicht schwarze Stühle. Ein langer Flur mit Türen rechts und links zu den Gerichtssälen. Farblich dominant ein helles Grau mit Tendenz zu Schmuddeligweiß, fast erkenne ich darin das Elfenbeinweiß meines Hochzeitskleides wieder. Was mir einmal mehr bestätigt, wie hinterhältig und gemein die Farbe Weiß ist: Vordergründig gaukelt sie dir den Anfang vor und läutet hintenrum schon das Ende ein.

Der Wartebereich ist denkbar trist, er dünstet förmlich die vielen qualvollen Stunden aus, die hier verbracht wurden. Bisher dachte ich ja, gesenkte Blicke und feuchte Hände seien das Privileg von Frauenarztpraxen. Nichts da, heute, an diesem siebten Dezember und auf dieser Etage des Familiengerichts stelle ich fest: Es gibt echt Schlimmeres, als vor einem Fremden in weißem Kittel die Beine spreizen zu müssen. Da ziehe ich doch lieber wirklich meinen Slip aus, als mir einen Stahlmantel ums Herz legen zu lassen.

Vor einigen Jahren ist der Florentiner Justizpalast aus der Innenstadt in den Nordwesten der Stadt verlegt worden. Eine absolute Fehlentscheidung! Sonst könnte ich nämlich meinem Schmerz wenigstens vorübergehend so etwas wie Trost spenden. In Tränen aufgelöst würde ich das Gerichtsgebäude verlassen und halb blind durch die Via dei Magazzini und die Via del Corno irren. Dort würde mir dann einfallen, dass diese Gegend früher die Heimat von Pratolini und seinen Schriftstellerkollegen war. Dann ginge ich weiter bis zur Piazza della Signoria und würde dort den Schönsten der Schönen bewundern – ja ja, ich weiß natürlich, dass das Original der David-Statue im Museum steht. Aber irgendwie hätte meine Scheidung so trotzdem unter