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Zu dem Zeitpunkt, als Direktor Kennedy die Nachricht von Lucien Folters Flucht aus dem Gefängnis erhielt, hatte dieser bereits die Grenze zwischen Virginia und Tennessee überquert und näherte sich mit hoher Geschwindigkeit der Stadt Knoxville. Sein Ziel, wenigstens fürs Erste, war eine kleine Holzhütte im abgelegenen Marschland des südlichen Louisiana. Doch ihm war klar, dass er vorsichtig sein musste. Einfach kopflos immer weiterzufahren war so ziemlich das Dümmste, was er tun konnte. Der Alarm im Lee-Hochsicherheitsgefängnis war längst ausgelöst worden. FBI und Justizministerium waren über seinen Ausbruch in Kenntnis gesetzt, vermutlich hatte man auch bereits das United States Marshals Office mobilisiert. Sein Fahndungsfoto war höchstwahrscheinlich noch nicht in den Morgennachrichten gezeigt worden, dafür war es noch zu früh, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis die ersten Eilmeldungen zu seiner Flucht gesendet wurden, und spätestens zur Mittagszeit wäre sein Konterfei im ganzen Land zu sehen. Bevor er an irgendetwas anderes denken konnte, musste er zunächst sein Aussehen verändern, und dafür benötigte er einige Dinge, die sich in einer Stadt von der Größe Knoxvilles leicht besorgen ließen.
Doch eins nach dem anderen. Bevor er Knoxville erreichte, musste er zunächst einmal den silbernen Chevrolet Colorado loswerden, den er gerade fuhr. Der Pick-up-Truck gehörte dem Gefängniswärter Manuel Vargas, dessen Kleider und Autoschlüssel Lucien bei seiner Flucht aus dem Krankenflügel an sich genommen hatte. Sobald der Alarm ausgelöst worden war, würde man schnell dahinterkommen, dass Lucien in einem der Privatfahrzeuge der Wachen geflohen sein musste. Höchstwahrscheinlich lief die Fahndung nach dem Colorado bereits. Jeder Cop im ganzen Land würde nach dem Wagen Ausschau halten. Er musste ihn gegen einen anderen austauschen, und zwar so schnell wie möglich.
Während er noch darüber nachdachte, wie sich das am besten bewerkstelligen ließe, hatte das Schicksal ein Einsehen mit ihm. Auf der rechten Seite des Highways, etwa zweihundert Meter voraus, kam ein Rastplatz in Sicht, auf dem ein einzelnes Auto parkte – ein noch relativ neuer