: Julien Offray de La Mettrie
: Der Mensch eine Maschine "L'Homme Machine" in der deutschen Übersetzung
: Books on Demand
: 9783749432936
: 1
: CHF 1.80
:
: Philosophie
: German
: 101
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) war ein französischer Arzt und Philosoph. Bekanntheit erlangte er vor allem durch sein konsequent materialistisches Menschenbild, weswegen er seinen Zeitgenossen als enfant terrible der Aufklärung galt. Von der Kirche verfolgt und den Behörden zensiert, verfolgte La Mettrie unbeirrt sein Ziel, eine lebensbejahende Philosophie der Sinnenfreude zu formulieren. Seine Schrift"Der Mensch eine Maschine" ("L'Homme Machine") von 1748 ist ein Klassiker der Ideengeschichte. La Mettrie entwickelt in diesem Essay einen strikten Materialismus, demzufolge in der Natur nichts Geistiges existiert, sondern einzig und allein mechanisch-materielle Dinge:"Der Mensch ist eine Maschine, welche so zusammengesetzt ist, daß es unmöglich ist, sich zunächst von ihr eine deutliche Vorstellung zu machen und folglich sie zu definiren. Deßhalb sind alle Untersuchungen theoretischer Natur, welche die größten Philosophen angestellt haben, das heißt, indem sie gewissermaaßen auf den Flügeln des Geistes vorzugehen versuchten, vergeblich gewesen." Das vorliegende Buch wurde sorgfältig editiert und enthält La Mettries"Der Mensch eine Maschine" im ungekürzten Original-Wortlaut der deutschen Übersetzung.

Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) war ein französischer Arzt und Philosoph. Bekanntheit erlangte er vor allem durch sein konsequent materialistisches Menschenbild, weswegen er seinen Zeitgenossen als enfant terrible der Aufklärung galt.

Zueignung


Herrn Haller, Prof. der Medizin in Göttingen.

Es ist keine Zueignungsschrift, die ich hier an Sie richte; Sie sind über alles Lob erhaben, das ich Ihnen ertheilen könnte, und ich weiß nichts Unnützeres und Faderes als eine sogenannte akademische Rede. Auch will ich keine Auseinandersetzung der neuen Methode bringen, die ich befolgt habe, um einen oft wiederholten und erschöpften Gegenstand wieder aufzunehmen. Sie werden dieses Verdienst wenigstens selbst herausfinden und im Uebrigen beurtheilen, ob Ihr Schüler und Freund seine Lehrzeit wohl verwendet hat. Nur von dem Vergnügen will ich reden, das ich bei Abfassung dieses Werkes empfunden, mich selbst, nicht mein Buch Ihnen weihen, um mich über die Beschaffenheit jenes erhabenen Wohlgefühls aufzuklären, welches die Forschung gewährt. Dies ist der Gegenstand meines Vorworts. Ich wäre nicht der erste Schriftsteller, der, weil er nichts zu sagen weiß und der Unfruchtbarkeit seiner Phantasie zu Hilfe kommen möchte, ein Thema wählt, bei dem es niemals derselben bedurft hat. Sagen Sie mir also, Apollo's zwiefacher Sohn, berühmter Schweizer und moderner Zertrümmerer, die Sie Alles zugleich verstehn: die Natur zu messen und, was noch mehr ist, sie zu empfinden, ja sogar sie auszudrücken; sagen Sie mir, gelehrter Arzt und noch größerer Dichter, durch welchen Zauber das Studium Stunden in Augenblicke verwandeln kann: erklären Sie mir das Wesen dieser Geistesvergnügungen, die sich von den gewöhnlichen so sehr unterscheiden ... Aber die Lectüre Ihrer eigenen reizenden Dichtungen hat mich selbst damit zu sehr erfüllt, als daß ich nicht versuchen sollte zu sagen, was sie mir eingeflößt haben. Der Mensch hat, unter einem solchen Gesichtspunkt betrachtet, nichts meinem Gegenstände Fremdartiges.

Die Wollust der Sinne, so lieblich und begehrt sie sein mag, so viel Lob ihr auch die offenbar ebenso dankbare als feine Feder eines jungen französischen Arztes ertheilt hat, gewährt nur einen einzigen Genuß, der zugleich ihr Grab ist. Wenn ihn das völlige Vergnügen nicht ganz und gar tödtet, so bedarf er doch einer gewissen Zeit, um wiederzuerwachen. Wie ganz anders die Quellen der geistigen Vergnügungen! Je näher man der Wahrheit kommt, desto reizender findet man sie. Ihr Genuß vermehrt nicht nur das Verlangen, sondern man genießt schon, sobald man zu gemessen strebt. Man genießt lange und doch rascher als der Blitz vorüberfährt. Darf man sich auch wundern, daß das Vergnügen des Geistes dem der Sinne in gleichem Masse überlegen ist, als der Geist dem Körper? Ist nicht der Geist der oberste Sinn, der Sammelplatz aller Wahrnehmungen? Münden sie nicht alle in ihn, wie Strahlen in einen Mittelpunkt, der sie hervorbringt? Suchen wir also nicht länger den unwiderstehlichen Zauber, durch welchen ein Herz, welches die Liebe zur Wahrheit entflammt, sich plötzlich gleichsam in eine schönere Welt versetzt fühlt, wo es Götterfreuden schmeckt. Von allen Anziehungen der Natur ist die stärkste, wenigstens für uns beide, mein lieber Haller, die der Philosophie. Welch schönem Ruhm giebt es, als in ihren Tempel durch die Vernunft und die Weisheit geführt zu werden! Welche ehrenvollere Eroberung, als sieh alle Geister zu unterwerfen!

Lassen wir an uns vorüberziehn alle Gegenstände jener Freuden, die den gemeinen Seelen unbekannt sind. Wie schön und umfassend sind sie! Zeit, Raum und Unendlichkeit, Erde, Meer und Firmament, alle Künste und Wissenschaften geben ihren Beitrag zu dieser Art von Genuß. Ihm genügt nicht die enge Schranke dieser Welt, er ersinnt sich Millionen andere. Die ganze Natur ist seine Nahrung und die Phantasie sein Triumph. Betrachten wir Einzelnes.

Bald ist es die Dichtkunst oder die Malerei, bald die Musik oder die Baukunst, der Gesang, der Tanz u.s.w., welche dem Kenner entzückende Freuden bereiten. Siehe dort die Delbar (Piron's Frau) in einer Opernloge; abwechselnd bleich und roth schlägt sie mit Rebel den Takt, geräth mit Roland in Wuth und wird gerührt mit Iphigenien. Alle Eindrücke des Or