: Hazel Prior
: Die Saiten des Lebens
: HarperCollins
: 9783959678896
: 1
: CHF 11.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Manchmal braucht es eine zufällige Begegnung, um dem Leben eine neue Richtung zu geben.

Ellie, Hausfrau, leidenschaftliche Spaziergängerin und Hobbypoetin, stößt bei einem ihrer Streifzüge durch das Exmoor auf eine Scheune voller Harfen. Dort lebt und arbeitet Dan. Harfen zu bauen ist seine große Leidenschaft. Er liebt es, sich ganz dem Bau dieser Instrumente zu widmen und mit sich und der Welt alleine zu sein. Denn Menschen sind ihm oft ein Rätsel. Doch Ellie mag er auf Anhieb, weshalb er ihr spontan eine Harfe schenkt.
Kurze Zeit später steht sie wieder vor seiner Tür. Sie könne das Geschenk nicht annehmen. Doch geschenkt ist geschenkt, die Harfe wird immer Ellie und nie jemand anderem gehören, sagt Dan. Er schlägt ihr einen Kompromiss vor: Sie kann die Harfe bei ihm unterstellen, wenn sie lernt, darauf zu spielen ...

»Ein wahrlich fulminanter Erstling, ein Muss!«ekz Bibliotheksservice

2.

Ellie

»Er hat dir einegeschenkt

»Ja.«

»Einfach so?«

»Ja, eigentlich schon.«

Clive ließ seine Autozeitschrift sinken und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf mich. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, zwischen ihnen bildeten sich zwei tiefe senkrechte Falten.

»Du nimmst mich doch auf den Arm.«

»Nein«, sagte ich und fügte bekräftigend hinzu: »Tue ich nicht.«

»Er hat sie dir also angeboten, und du hast sie einfach genommen?«

»Ja, es war … es war schwer, das Geschenk abzulehnen.«

Das würde kompliziert werden. Ich konnte es mir selbst kaum erklären, geschweige denn jemand anderem. Deshalb war ich, bevor ich mich schließlich nach Hause traute, die letzte halbe Stunde durch Exmoor gekurvt und hatte immer wieder angehalten, um hinten ins Auto zu gucken und mich zu überzeugen, dass dort tatsächlich eine Harfe lag.

Unsere liebe, aber neugierige Nachbarin Pauline war draußen im Garten, deshalb verschwand ich sofort im Haus. Ich platzte in die Küche, drückte einen knappen Kuss auf den zurückweichenden Haaransatz meines Mannes, nahm den Wasserkessel, füllte ihn bis zum Rand, bespritzte mich dabei mit Wasser und stellte den Kessel beiseite. Dann gab ich einen Wirrwarr von Sätzen von mir, die albern und nichtssagend klangen. Ich lief rot an, merkte es und wurde noch roter. Dann lehnte ich mich debil grinsend an den Kühlschrank.

Clive schlug seine Zeitschrift zu und zog am Halsausschnitt seines Sweatshirts. »Entschuldigung, El, aber da frage ich mich als Erstes: Seit wann bitte kennst du diesen Mann?«

In Gedanken kehrte ich zu der seltsamen Begegnung zurück: das große offene Scheunentor, das mich angelockt hatte, der warme Duft des Holzes, das Licht, das auf die zahllosen Harfen fiel, die einsame Gestalt in ihrer Mitte. Der Mann hatte ein Werkzeug in der Hand gehabt, doch meine Erinnerung spielte mir bereits Streiche, ich konnte nicht mehr sagen, was es gewesen war. Zuerst hatte ich gedacht, da stände ein Alien. Der untere Teil seines Gesichts wurde von einer blauen Maske verdeckt, dazu trug er Ohrenschützer, wahrscheinlich zum Schutz vor Staub und Lärm. Doch kaum hatte er beides abgenommen, war ich erstaunt, wie gut der Mann aussah. Er war groß gewachsen und sehnig, mit zerzaustem dunklen Haar. Seine Haut war wettergegerbt, hatte aber gleichzeitig einen seltsam durchscheinenden Schimmer. Seine klassischen Gesichtszüge waren wie gemeißelt, als sei jede e