Meine Tante Liucina ruft meine Mutter an und sagt, dass Undiiine, das bin ich, auf alles pfeift.
Zu Hause nennt man mich so. Aus unbekannten Gründen dehnen alle dieses kurze i zu einem langen iii.
Die anderen sprechen meinen Namen anders aus, daher fällt es mir nicht schwer, meine Sippschaft von den Fremden zu unterscheiden.
Tante Liucina ruft also meine Mutter an und erklärt:
»Undiiine pfeift auf alles.«
»Nicht auf alles«, sagt meine Mutter.
Ich weiß nicht, warum sie das sagt.
Weil sie mich besser kennt?
Weil Mütter ihre Kinder verteidigen müssen, was auch immer geschieht?
»Auf alles!«, ereifert sich Tante Liucina. »Sie schert sich überhaupt nicht um ihre Familie. Soll sie doch ihren ganzen Unsinn …«
Danach sprechen sie zwei Monate nicht miteinander.
Obwohl das nicht gerade sehr vernünftig ist: Sie sind beide über siebzig, und jedes Gespräch kann das letzte sein.
Wenn Tante Liucina sagt, ich schere mich überhaupt nicht um die Familie, dann meint sie, dass ich keine Ahnenforschung betreibe.
In unserer Familie bedarf es nicht vieler Worte, um zu begreifen, wer was sagen will.
»Sie hat es doch am meisten nöt …«, versucht Tante Liucina zu argumentieren.
Nachdem sie gesagt hat, dass ich das alles doch am meisten nötig hätte, sprechen Mutter und Tante zwei weitere Monate nicht miteinander.
Wenn meine Mutter sehr böse auf mich ist, sagt sie, ich sei eine »richtige« Liucina!
Eine richtige!
In jeder Hinsicht.
Und jeder Tag sei ein neuer Beweis dafür.
Dass es nun einmal so ist.
Und ich verteidige mich, dass es nicht so ist, nicht in jeder Hinsicht, denn im Gegensatz zu Tante Liucina verschwende ich gerne Geld.
Ich spüre es ständig: Im Blut und in den Be