: Katrin Rönicke
: Beate Uhse Ein Leben gegen Tabus
: Residenz Verlag
: 9783701746019
: 1
: CHF 14.40
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Naturistin, Kunstfliegerin, Tante Sex: Heute hat Beate Uhse Kultstatus, in den 70er-Jahren war sie geächtet. Die Pionierin der sexuellen Aufklärung hat aus dem Nichts ein internationales Imperium aufgebaut und gilt als erfolgreichste deutsche Geschäftsfrau des 20. Jahrhunderts. Ende der 40er-Jahre startete die engagierte Aufklärerin mit dem Verkauf von Broschüren über Verhütungsmethoden und hatte bald das Startkapital, um ihr Versandgeschäft für 'Ehehygiene' auszubauen. Bald hatte Uhse über eine Million Kunden. Sie eröffnete den ersten Sex-Shop der Welt. Doch privat lief nicht immer alles so, wie es sich 'Tante Sex' gewünscht hätte... Katrin Rönicke hat den privaten und beru?ichen Lebensweg dieser außergewöhnlichen Frau spannend nachgezeichnet.

Katrin Rönicke, geboren 1982 in Wittenberg, lebt in Berlin. Seit 2013 ist sie im feministischen 'Lila Podcast' zu hören, sie arbeitet für den Deutschlandfunk Kultur und hat 2017 ein eigenes Podcast-Label, hauseins, mitgegründet. Davor hat sie unter anderem für die FAZ, den Freitag und die taz geschrieben. Zuletzt erschienen: 'Sex. 100 Seiten' (2017) und 'Emanzipation. 100 Seiten' (2018), 'Beate Uhse' (2019).

Kapitel 1:


Kindheit und Jugend


Beate Köstlin wurde als drittes Kind des Landwirts Otto Köstlin (1871–1945) und der Ärztin Margarete Köstlin-Räntsch (1880–1945) am 25. Oktober 1919 in Wargenau bei Cranz im damaligen Ostpreußen geboren.

Sie war eine kleine Nachzüglerin nach ihrem zwölf Jahre älteren Bruder Ulrich und der zehn Jahre älteren Elisabeth. Doch das hat Beate stets als großen Vorteil empfunden. Wer als Eltern schon zwei Kinder großgezogen hat, den kann so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen. »Sie waren gelassen geworden«, schrieb Beate in ihrer Autobiografie1, »sie ließen sich nicht mehr verrückt machen und mich ziemlich wild aufwachsen.«

Otto Köstlin war ein Landwirt aus Schwaben, dem das Gut des Vaters nicht vergönnt gewesen war, da dies traditionell an den erstgeborenen Sohn zu gehen hatte. Otto jedoch war der drittjüngste. Dennoch wollte er gern den Beruf des Vaters ergreifen. Er studierte Landwirtschaft, wurde landwirtschaftlicher Assistent und schließlich Pächter einiger Höfe und Güter, zuletzt in Quarnbek bei Kiel. Als 1917 der Besitzer dieses Gutes Eigenbedarf anmeldete, beschlossen die Köstlins, dass es Zeit war, ein eigenes Gut zu kaufen und zu bewirtschaften. Wargenau in Ostpreußen war für die junge Familie genau richtig, denn es war trotz seiner Größe durchaus erschwinglich, was vor allem daran gelegen haben dürfte, da