Dienstag, 25. April
Pierre Corbelle war nervös und aufgeregt, als er kurz vor der vereinbarten Uhrzeit seinen Citroën in die Parklücke vor dem Restaurant bugsierte. Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit gelang ihm dies erst beim dritten Versuch. Noch hatte er seiner Frau nichts von der Verabredung gesagt. Erst wollte er sich anhören, was der geheimnisvolle Dr. Marbon ihm anzubieten hatte. Das alles kam ihm etwas mysteriös vor. Aber womöglich war dies die Chance, auf die er immer gehofft hatte – nachdem das mit dem Lotto und dem Eurojackpot nie klappen wollte. Trotzdem blieb er skeptisch und misstrauisch.
Pünktlich um ein Uhr betrat er das Restaurant und blickte sich suchend um. Es war kein vornehmer Gourmettempel. Aber auch kein billiges Touristenlokal. Eher etwas, wo leitende Angestellte und Manager der umliegenden Unternehmen ihre Mittagspause verbrachten. Die meisten weiß eingedeckten Tische waren belegt. Pierre Corbelle ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Wer von den vielen Restaurantgästen könnte der Anrufer sein? Es gab zwei Tische, an denen nur eine Person saß. Er war sich unschlüssig, welche der beiden die richtige war. Da erhob sich an dem Tisch ganz hinten im Lokal ein Mann und winkte ihm zu. Er war mittelgroß und schlank. Er trug helle Jeans, ein dunkelblaues Sakko und ein hellblaues Hemd mit offenem Kragen. Sein Gesicht war braun gebrannt und wurde von sehr kurzgeschnittenen schwarzen Haaren und einem dunklen, leicht ins Graue changierenden Dreitagebart umrahmt. Während Pierre Corbelle auf ihn zuging, versuchte er den Mann zu taxieren und einzuordnen. Typischer Businessman der jüngeren Generation – etwa dreißig, so wie er selbst. Könnte ein Bankangestellter, Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer sein, aber Anwalt passte auch. Der Händedruck war kräftig, aber nicht schmerzhaft. Er machte einen professionellen Eindruck auf Corbelle. Trotzdem blieb seine anfängliche Skepsis bestehen, wenngleich sie von einem schwachen Hoffnungsschimmer unterwandert wurde.
Was genau wollte dieser Rechtsanwalt von ihm?
Nach der förmlichen Begrüßung nahmen sie Platz und ein Kellner kam mit der Speisekarte an den Tisch.
„Ich empfehle Ihnen das Tagesmenü, mit demplat du jour. Das ist hier immer sehr gut und frisch“, sagte der Anwalt. Auf seinen fragenden Blick zum Kellner leierte dieser die Speisenfolge herunter:
„Terrine de lapin avec sa confiture de figues, tranche de gigot avec des légumes du marché et après un dessert à la carte. “
Dr. Marbon und Corbelle nickten fast gleichzeitig. Beide maßen sie dem Essen offen