Der Mann mit der Mähne
Woran denken wir bei Beethoven? An eine wilde Mähne und anElise. Auch die vier Schicksalsschläge der fünften Sinfonie da-da-da-daaa! kennt vermutlich jedes Kind, und dieOde an die Freude. Sie ist der berühmteste humanistische Hit der Welt, vielen inzwischen besser alsSong of Joy bekannt.
Woran denken wir bei Beethoven noch? An ein grimmiges Gesicht mit wilder Mähne und an alabasterne Büsten auf schwarzen Flügeln, die Ehrfurcht einflößen. Für die einen ist er ein Titan, für die andern ein Revolutionär. Beides schließt sich nicht aus. Gemütlich wirkt an ihm nichts. Bei weltgeschichtlichen Anlässen spielt man nichtMozart oderHaydn, sondern Beethovens Neunte. Man kann sich Beethoven auch nicht mit einem Rokoko-Zopf vorstellen, wie man ihn noch von den beiden andern kennt.
Und woran denken wir außerdem? Dass er taub geworden ist und seine eigenen Werke nicht mehr gehört hat. Auch die Geschichte mitNapoleon zieht bis heute ihre Kreise: Beethoven will ihm seine dritte Sinfonie widmen, zerreißt aber das Widmungsblatt, als er hört, dass er sich zum Kaiser krönen lässt. Ebenso wird eine Begegnung mitGoethe kolportiert: Die beiden sitzen im böhmischen Kurort Teplitz auf einer Bank, es kommen adlige Herrschaften vorbei,Goethe will aufspringen, den Hut zücken, einen Knicks machen, Beethoven zerrt ihn am Ärmel zurück. Später schreibt er anGoethes Freundin Bettina vonArnim: »Ich sah zu meinem wahren Spaß die Prozession anGoethe vorbei defilieren, e