: Kerstin Schweighöfer, Dieter Quermann
: Herzensbrüche Geschichten von Trennungen und Neubeginn
: Hoffmann und Campe Verlag
: 9783455005356
: 1
: CHF 15.20
:
: Psychologie: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was macht es mit einem, wenn der Ehemann einfach geht, ohne sich zu erklären? Wenn man entdeckt, dass die Frau einen mit unzähligen Männern betrogen hat? Wenn der Partner einen gegen eine 20 Jahre Jüngere eintauscht? Oder man selbst einer Frau den Mann ausspannt, obwohl die gerade ihr drittes Kind erwartet? Die Trennung von einem Partner fühlt sich oft an wie das Ende der Welt und lässt uns verzweifelt und ratlos zurück. In diesem Buch kommen Verlassene und Verlassende zu Wort, Untröstliche und solche, denen es dennoch gelungen ist, neues Glück zu finden. Kerstin Schweighöfer weiß, was es bedeutet, verlassen zu werden und zu verlassen. Sie hatte gerade mit dem Schreiben dieses Buches begonnen, als 15 Jahre Partnerschaft in die Brüche gingen. Aber es eröffneten sich auch neue Möglichkeiten und eine frische Liebe zum Co-Autor dieses Buches. Gemeinsam machten sie Menschen ausfindig, die schwere Trennungen hinter sich gebracht haben, um von ihnen zu lernen. Entstanden sind dabei ungewöhnlich offene, berührende Porträts. Ein wunderschönes, tiefgründiges Buch über die dominierenden Themen unseres Lebens: Liebe, Partnerschaft und Trennung.

Kerstin Schweighöfer, Jahrgang 1960, besuchte nach ihrem Studium in München und Lyon (Romanistik, Politologie und Kunstgeschichte) die Henri-Nannen-Journalistenschu e in Hamburg. Seit 1990 lebt sie als freie Autorin und Auslandskorrespondentin in den Niederlanden und arbeitet vorwiegend für die ARD-Hörfunkanstalten, den Deutschlandfunk, das Nachrichtenmagazin Focus und das Kunstmagazin Art.

Einleitung

Welcome to the Club!


»Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung.«

Albert Camus (19131960),

französischer Schriftsteller und Philosoph

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wir gehen davon aus, dass Sie dieses Buch aus gutem Grund in die Hand genommen haben. Vielleicht stecken Sie selbst mitten in einer Trennung. Vielleicht zweifeln Sie noch und sind sich nicht sicher, ob die Trennung unvermeidlich ist. Vielleicht haben Sie die Trennung gerade hinter sich.

Egal, in welchem Stadium Sie sich befinden: Wir wissen, was Sie mit- und durchmachen. Dieter und ich sind Erfahrungsexperten. Und zwar an beiden Fronten: Wir waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Wir haben verlassen – und sind verlassen worden. Wir wissen, was es heißt, zu enttäuschen und zu verraten, Schmerz zuzufügen und im Stich zu lassen. Genauso gut wissen wir, was es bedeutet, sich verraten zu fühlen, wir kennen die tiefe Verzweiflung und die Leere, wenn das Unerwartete eintritt. Das Gefühl, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Die Panik und die Angst. Den Schock. Das Gefühl, verrückt geworden zu sein, seine Identität zu verlieren, ohne Narkose amputiert zu werden – und diesen Schmerz regelrecht körperlich zu erfahren.Love hurts.

Wir kennen auch die Wut, den tiefen Groll und die heftigen Rachegelüste, die dem Schmerz folgen. Erst recht, wenn sich herausstellt, dass der andere längst in einer Parallelbeziehung lebt und die Demütigung ungeahnte Ausmaße annimmt.

»Das wirst du dein Leben lang bereuen, das wird dich bis ins Grab verfolgen!«, habe ich, Kerstin, bei meiner ersten Trennung meinem Ex zum Abschied gesagt, als er mich nach zwölf Jahren gegen eine andere eintauschte. Eine Art hilfloser Fluch war es, der mir zumindest für den Moment eine gewisse Genugtuung verschaffte. Ein offensichtlich universeller Fluch, denn genau dieselben Worte hörte ich rund fünfzehn Jahre später wieder, als ich diejenige war, die Schluss machte.

Mit den ersten Recherchen zu diesem Buch hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Die Idee war entstanden, als ich mein Buch100 Jahre Leben vollendete. Dafür hatte ich Hundertjährige in ganz Europa aufgesucht, um mit ihnen über die großen Themen des Lebens zu sprechen: Liebe und Leiden, Verlust und Tod. Diese uralten Menschen führten mir vor Augen, wie wichtig es im Leben immer wieder ist, die Kraft und den Mut zu finden, loszulassen, nach vorn zu schauen. Das Abschiednehmen war stets zentral in ihren Erzählungen. Aber wie sich dafür rüsten?

Ich beschloss daraufhin, mich ganz dem Phänomen der Trennung zu widmen, einer Erfahrung, die abgesehen von Krankheit und Krieg, Tod und Terror zu den schmerzhaftesten im Laufe eines Menschenlebens gehört – aber die gleichzeitig fast schon so normal geworden ist, dass sie zum Leben dazugehört. Wie Kinderkriegen oder ein Gipsbein. Allein in Deutschland ist inzwischen jedes dritte Ehepaar davon betroffen, denn jede dritte Ehe geht nach durchschnittlich fünfzehn Jahren in die Brüche; in Großstädten soll es sogar jede zweite sein. Die Anzahl der Trennungen nicht verheiratet gewesener Paare gar nicht mitgerechnet.

Ich hatte mich gerade auf die Suche nach Menschen gemacht, die mir zu erzählen bereit waren, wie sie ihre eigenen Trennungen gemeistert hatten. Da wurde ich von dem Thema eingeholt und erlebte meine eigene Trennung.

Und obwohl ich dieses Mal nicht die Verlassene war, sondern diejenige, die verließ, geriet meine Welt ein zweites Mal aus den Fugen. Denn auch der, der verlässt, leidet und zweifelt, ringt mit turmhohen Schuldgefühlen, schwimmt in einem Ozean an Selbstvorwürfen: H