DIE WELT, IN DER WIR LEBEN
Ja, in was für einer Welt leben wir denn eigentlich?
Die vergangenen Jahre muten an wie eine eskalierende Abfolge von Krisen, Konflikten, Umbrüchen, verbunden mit einer galoppierenden Delegitimierung des liberal-demokratischen Systems und der westlichen Werte insgesamt.
Wir erleben einen fundamentalen Wandel, auf den die Bezeichnung Epochenwechsel zu passen scheint. Ob dem so ist und der überblickbare Zeitraum den Begriff tatsächlich rechtfertigt, wird sich erst aus dem fernen Blick zurück auf die drei turbulenten Jahrzehnte um die Jahrtausendwende erschließen.
Was bereits feststeht, ist der Verlust dieses ominösen Gefühls von Sicherheit, das in den Jahrzehnten des Kalten Krieges vorgeherrscht hat. Ein Paradoxon, drohte doch der Ost-West-Konflikt mehr als nur einmal in eine atomare Katastrophe umzuschlagen.
Gewiss, der Blick zurück verklärt, zumal dieser dritte globale Konflikt des 20. Jahrhunderts für den ehemaligen Kriegskontinent Europa gut ausgegangen ist. Ausschlaggebend war jedoch in den Jahren des Wiederaufbaus – und nachwirkend bis zur Finanzkrise 2008 – der realistische Optimismus eines positiven Lebenshorizonts. In den Nachkriegsjahrzehnten herrschte das Gefühl vor, das Schlimmste hinter sich zu haben.
Heute will man lieber nicht zu viel Zukunft haben. Denn die vermeintlichen Gewissheiten des Fortschritts und des wachsenden Wohlstands, jene Säulen der subjektiven Sicherheit, sind weggebrochen, eingestürzt, haben sich für viele in nichts aufgelöst.
Das aber bleibt nicht ohne Folgen für die Politik. Zumal für die internationalen Beziehungen im Allgemeinen und das über sieben Jahrzehnte durchaus erfolgreiche System des Multilateralismus mit seinen globalen un