: Michael Peinkofer
: Ravensburger Verlag GmbH
: Twyns, Band 2 - Zwischen den Welten
: Ravensburger Buchverlag
: 9783473479511
: Twyns
: 1
: CHF 8.90
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nachdem sie ihre Eltern aus den Fängen des Dunklen Königs befreit haben, tauschen die Zwillinge Wynn und Anny erneut die Rollen - während Wynn mit ihrem Vater in die Menschenwelt geht, bleibt Anny bei ihrer Mutter in der Anderwelt. Doch der Rollentausch sorgt für etliche Verwirrungen und Chaos. Und auch der Dunkle König hat die Jagd auf die magischen Twyns noch nicht aufgegeben - denn gemeinsam haben die Zwillinge große Macht ... *** Band 2 der magischen Verwechslungsgeschichte von Bestseller-Autor Michael Peinkofer *** 'Pssst, leise!''Aber ich kann nichts sehen!', wandte Anny flüsternd ein. Vergeblich versuchte sie, an der Augenbinde vorbeizulinsen, die Jack ihr umgebunden hatte.'Kein Problem.' Die warme und etwas schwitzige Hand des Jungen griff nach ihrer. 'Ich werde dich führen.'Anny beschloss, Jack zu vertrauen. 'Wohin führst du mich?' Es war ein komisches Gefühl, einen Fuß vor den anderen zu setzen und nicht zu wissen, wohin es ging. Vor allem wenn man barfuß war und ein Nachthemd trug. 'Und es kann wirklich nicht bis morgen früh warten?''Nein, kann es nicht', sagte Jack entschieden. 'Es ist eine Überraschung.''Was denn für eine Überraschung?''Das darf ich nicht sagen', erklärte der Junge ernst. 'Sonst ist es ja keine Überraschung mehr.'Anny beschloss, sich in Geduld zu üben. Vorsichtig setzten sie ihren Weg fort und durchquerten etwas, das ein Tunnel oder unterirdischer Gang zu sein schien. Dann ging es ein paar steile Stufen hinauf, und plötzlich waren sie von kühler Nachtluft umgeben. Würzig süßer Blütenduft stieg Anny in die Nase, und ein lauer Wind ließ Blätter rascheln.'Wir sind im Burggarten, richtig?', riet sie.'Ja', räumte Jack ein. 'Aber wir sind nicht wegen der Blumen hier.''Warum dann?', wollte sie wissen.'Nur noch ein kleines Stück', ermunterte er sie und schubste sie sanft weiter. 'Und jetzt stehen bleiben', wies er sie an. Dann trat er hinter sie und öffnete den Knoten der Augenbinde. 'Bereit?', fragte er feierlich.Anny musste kichern. 'Wofür?'Statt zu antworten, zog er den Stoff beiseite - und Anny blieb vor Staunen der Mund offen stehen.Michael Peinkofers fantastische Anderwelt-Reihen im Überblick: Gryphony• Band 1: Im Bann des Greifen• Band 2: Der Bund des Drachen• Band 3: Die Rückkehr der Greife• Band 4: Der Fluch der Drachenritter Twyns• Band 1: Die magischen Zwillinge• Band 2: Zwischen den Welten• Band 3: Der dunkle König

Michael Peinkofer wurde 1969 geboren. Er liebt es, sich fantastische Geschichten auszudenken, und hat bereits über 100 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben, darunter die 'Sternenritter'-Abenteuer, die 'Orks'-Saga und die 'Gryphony'-Reihe. Mit einer Gesamtauflage von über 3,5 Mio. Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Michael Peinkofer lebt mit seiner Frau und seiner Tochter im Allgäu.

Wie alt genau der alte Runzach eigentlich war, wusste niemand, nicht einmal er selbst.

Natürlich war er irgendwann geboren worden, aber damals, so behauptete er immer, war das Geburtstagfeiern noch nicht erfunden worden, weshalb man die Geburtstage auch nicht gezählt hatte. Trotzdem waren sich alle Gobblinge einig, dass Runzach der Älteste von ihnen war und der Weiseste. Wenn es ein Problem gab, suchten die Gobblinge ihn auf, um ihn zu befragen, den Ältesten der Ältesten.

Dass Kinder ihn um Rat baten, kam eher selten vor, denn die meisten kleinen Gobblinge fürchteten sich vor ihm. Auch weil es in dem Gewölbe, das er bewohnte, immer etwas muffig roch – eine Mischung aus Heublumen und altem Holz, wie Anny fand, als Jack und sie die Stufen zu Runzachs Quartier hinabstiegen. Und lag da nicht auch ein Hauch von vertrocknetem Apfel in der Luft?

„Wer stört mich?“, ertönte es krächzend aus der kleinen Kammer, die am Ende der Treppe lag. Das gelbe Licht eines wärmenden Kaminfeuers drang von unten herauf.

„Mei-mein Name ist Annlea, Euer Uralt“, stellte Anny sich vor. „Prinzessin Annlea.“

„Ah, der andere Zwilling“, kam es scharfsinnig von unten. „Und was willst du?“

„Nur eine Auskunft, Euer Uralt“, erwiderte Anny. Jack hatte ihr gesagt, dass das die korrekte Anrede des Ältesten war. „Ich will Sie wirklich nicht stören.“

„Das hast du bereits getan.“

„Und ich habe Schokolade dabei“, ergänzte Anny.

„Schokolade?“, echote es von unten.

„Eine ganze Tafel“, fügte Anny hinzu. „Aus der Menschenwelt.“

„Warum hast du das nicht gleich gesagt? Tritt ein, liebes Kind – und vergiss die Schokolade nicht.“

Anny musste grinsen. Sie wandte sich zu Jack um, der zögernd am oberen Treppenansatz gewartet hatte, und winkte ihn zu sich. Gemeinsam stiegen sie hinab und traten unter dem niedrigen Türsturz hindurch in die Kammer des alten Gobblings. Sie war gemütlich eingerichtet, mit einfach gezimmerten Möbeln, einem kleinen Tisch in der Mitte und einem großen Ledersessel, in dem der alte Runzach saß.

Wynn hatte mit ihrer Beschreibung nicht übertrieben.

Das Gesicht des alten Gobblings sah tatsächlich aus wie ein Apfel, der getrocknet und verschrumpelt war, und es war auch genauso rot. Runzach trug ein Mäntelchen aus Wolle, das schon vor langer Zeit gestrickt worden sein musste, denn es war an vielen Stellen zerrissen und mit Flicken ausgebessert. Seine Füße, die in der Luft baumelten, steckten in den typischen Filzschuhen, die Gobblinge immer trugen. Und auf seinem Kopf thronte ein wahres Ungetüm von Bommelmütze, das direkt auf seinen großen, abstehenden Ohren saß. Am meisten faszinierten Anny jedoch die Augen des Greises, die sie über seine knollenförmige Nase hinweg ansahen, denn sie wirkten kein bisschen alt, sondern wach und aufmerksam.

„Kommt rein, kommt rein!“, forderte er seine Besucher auf und deutete auf den Teppich, der vor seinem Sessel auf dem Boden lag. „Setzt euch zu mir.“

Anny und Jack waren froh, Platz nehmen zu können, denn die Decke in dem Gewölbe war so niedrig, dass sie nicht aufrecht darin stehen konnten. Im Schneidersitz auf dem Teppich sitzend, passte es gut.

Der alte Runzach kniff ein Auge zu, mit dem anderen sah er Anny prüfend an. „Du erwähntest eine Schokolade …?“

„Oh ja, natürlich.“ Anny war von dem Anblick des ungewohnten Kerlchens so abgelenkt, dass sie alles andere beinahe vergessen hatte. Außerdem war es ziemlich heiß in Runzachs Kammer. Das Feuer im Kamin knisterte nicht nur fröhlich, sondern verbreitete auch eine enorme Wärme, die sich unter der niedrigen Decke staute.

Anny griff in die Falten ihres Kleides und zog die Tafel Schokolade hervor, die sie aus der Menschenwelt mitgebracht hatte – zusammen mit zwei Päckchen Kaugummi, einer Tüte Minzbonbons und ein paar anderen Dingen, auf die sie in der Anderwelt nicht hatte verzichten wollen. Runzachs Augen funkelten begehrlich, als er die Schokolade erblickte.

„Bitte schön“, sagte Anny feierlich und überreichte ihm das gute Stück, das bereits weich zu werden begann. Die Art und Weise, wie der alte Runzach die Verpackung öffnete und sich mit seinen kurzen Fingern ein Stück abbrach, verriet, dass er nicht zum ersten Mal eine Tafel Schokolade aus der Menschenwelt in den Händen hielt. Obwohl er nur