: Sara Collins
: Das Geständnis der Frannie Langton Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426453339
: 1
: CHF 6.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie ist jung. Sie ist klug. Sie ist fremd. Sie steht unter Mord-Verdacht. Ein aufwühlender historischer Kriminalroman im England des 19. Jahrhunderts London, 1826: Das Dienstmädchen Frannie Langton ist eine ungewöhnliche junge Frau, außerordentlich gebildet - und eines brutalen Doppel-Mordes angeklagt. Londons brave Bürger sind in Aufruhr: Wer ist diese ehemalige Sklavin, die aus den Kolonien nach England kam, um ihre Arbeitgeber in den eigenen Betten zu meucheln? Die Zeugenaussagen belasten Frannie schwer. Eine Verführerin sei sie, eine Hexe, eine meisterhafte Manipulatorin. Doch Frannie erzählt eine andere Version der Geschichte, ihrer Geschichte ... »Sie sagen, ich solle sterben für das, was Madame geschehen ist, ich solle gestehen. Doch wie kann ich etwas gestehen, das ich nicht getan habe?« Sara Collins arbeitete siebzehn Jahre lang als Anwältin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Dieser ergreifende historische Kriminalroman ist ihr Debüt. Sind Sie bereit für Frannie Langtons Geschichte?

Sara Collins studierte Rechtswissenschaften und arbeitete siebzehn Jahre lang als Anwältin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie hat Creative Writing an der Cambridge University studiert und lebt in England. Ihre Familie stammt aus Jamaica.

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Mein Prozess beginnt so, wie mein Leben begann: mit stürmischem Gedränge und Geschiebe und Gespucke. Aus der Wartezelle führen sie mich über die Galerie, die Treppe hinunter und an den Tischen vorbei, wo es von Anwälten und Schreibern wimmelt. Um mich herum eine Flut von Gesichtern. Ihr Raunen wird lauter, verschwimmt mit dem Geflüster der Anwälte. Ein Geräusch, das so scheußlich summt wie Bienen in einem Busch. Köpfe wenden sich, als ich eintrete. Jeder Blick ein Spieß.

Ich senke den Kopf, blicke auf meine Stiefel, verschränke die Hände, um ihr schreckliches Zittern zu unterdrücken. Es scheint, als wäre ganz London hier, aber Mord ist ja auch die Geschichte, die dieser Stadt am besten gefällt. Die öffentliche Stimmung ist angeheizt, alle sind in heller Aufregung wegen des »Aufruhrs, den diese grässlichen Morde entfacht haben«. Das waren die Worte desMorning Chronicle, der selbst dem Geschäft nachgeht, just diesen Aufruhr einzufahren wie eine tintenschwarze Ernte. Ich selbst lese im Allgemeinen nicht, was die Zeitungen über mich schreiben, denn sie sind wie ein Spiegel, den ich mal auf einem Jahrmarkt in der Stadt sah und der mein Gesicht in die Länge zog wie eine Streckbank, mir zwei Köpfe verlieh, sodass ich mich fast selbst nicht erkannte. Falls Sie je das Pech hatten, in der Zeitung zu stehen, wissen Sie, was ich meine.

Aber im Gefängnis Newgate gibt es Wärter, die einem aus Spaßvorlesen, was über einen geschrieben wurde, und man kann herzlich wenig dagegen tun.

Als sie sehen, dass ich mich nicht bewege, schieben sie mich mit flachen Händen vorwärts, und ich fröstele trotz der Hitze, stolpere die Stufen hinunter.

Mörderin! Das Wort folgt mir.Mörderin! Die Mörderische Mulattin.

Ich muss traben, um mit den Wärtern Schritt zu halten und nicht der Länge nach hinzufallen. Angst springt mir in die Kehle, als sie mich auf die Anklagebank stoßen. Die Anwälte in ihren Trauerroben blicken auf, träge wie Kühe. Selbst diese erfahrenen Männer, die schon alles gesehen haben, wollen einen Blick auf die Mörderische Mulattin werfen. Selbst der Richter starrt mich an, fett und glänzend in seinem Talar, das Gesicht weich und leer wie eine alte Kartoffel, bis er den schlaffhaarigen Gerichtsschreiber mit einem Kopfnicken auffordert, die Anklage zu verlesen.

Frances Langton, auch bekannt als Ebenholz-Fran oder Dunkle Fran, wird des vorsätzlichen Mordes anGeorge BenhamundMarguerite Benhambeschuldigt. Der Anklage zufolge soll sie am 27. Januar im Jahre unseres Herrn 1826 in verbrecherischer und böswilliger AbsichtGeorge BenhamundMarguerite Benham, beide Untertanen unseres Herrn und Königs, tödliche Stichwunden im oberen und mittleren Brustkorb zugefügt haben. Ihre Leichname wurden vonEustaciaLinuxentdeckt, Haushälterin in Bedford Square, London.

Die Anklage wird vonMR JESSOPvertreten.

Die Galerie ist voll besetzt, alle möglichen feinen Leute und einfachen Leute und Gesindel zusammengepfercht, der Gerichtssaal einer der wenigen Orte, wo sie je so dicht an dicht gesehen werden. Peau de soie neben Kaschmirschals neben Kopftüchern. Sie rutschen mit den Hinterteilen über das Holz, dünsten einen Geruch aus wie angesäuerte Milch, wie eine Scheibe Schweinefleisch, die Phibbah einmal unter der Veranda vergessen hatte. Die Art von Geruch, die einem auf der Zunge, in der Kehle haftet. Manche von ihn