Prolog
AD 701, menschliche Zeitrechnung
103. All War, Monat 5
Terra
Fünfundzwanzig Kämpfer standen zwischen Knox of Iviland und dem Sieg.
Er wartete auf einem Plateau im Gebirge, in jeder Hand einen Dolch fest umklammert. Schatten umhüllten ihn, eisige Winde peitschten um seine nackte Brust. Einer seiner unzähligen Ausbilder hatte ihm einmal gesagt, er wäre so kalt und tückisch wie die eisige Welt, die ihn gerade umgab.
Damit hatte der Ausbilder nicht unrecht.
Über die Jahrhunderte hatten Knox andere Soldaten aus dem Reich Iviland als sadistisch bezeichnet, als barbarisch und gnadenlos. Auch sie hatten recht behalten. Aber nicht ihr Leben. Jeder von ihnen war einen qualvollen Tod gestorben, durch seine Hand.Zur Übung.
Wer ein Leben voller Gewalt führt, findet ein Ende voller Gewalt. Säht man die Saat des Leidens, erntet man ebendies. Eines Tages würde Knox das gleiche Schicksal ereilen wie seine Opfer, er konnte dieser gefürchteten Vorsehung nicht entgehen.
Vielleicht fand er schon heute Nacht sein Ende – in der Nacht der Versammlung.
In elf Minuten und dreiundvierzig Sekunden würden grüne und violette Lichter den Himmel erhellen, und die nächste Versammlung der Kämpfer würde beginnen. Eine Zeit, die den scherzhaften Beinamen »Check-in« trug.
Man meldet sich an, und man hilft anderen dabei, sich abzumelden.
Säure überzog das Innere seiner Brust, verätzte ihn, aber nicht ein Wort oder eine Tat verrieten sein Leid. Für Kämpfer war die Außenwirkung lebenswichtig. Ein Anzeichen von Schwäche, und man wurde zum Ziel des Tages.
Eine Versammlung dauerte eine Stunde, fand einmal im Monat statt und half dabei, den Krieg schneller voranzutreiben. Die Teilnahme war Pflicht, jeder Kämpfer des Terran All Wars war gezwungen, die eisige Tundra aufzusuchen, sogar die Feiglinge und Verstecker.
Kam man auch nur eine Sekunde zu spät, wurde man disqualifiziert. Ein Schicksal, schlimmer als der Tod. Man wurde in dem Fall von einem Vollstrecker gejagt, dem es oblag, einen aufzuspüren und alle besonderen Fähigkeiten auszuschalten – die des Kriegers und die seiner Waffe. Das alles gelang ihm aufgrund einer geheimnisvollen Tätowierung.
Vor dem Krieg erhielt jeder Kämpfer eine permanente Markierung. Die Tinte erlaubte es dem Vollstrecker, sich jederzeit und an jedem Ort mit den Teilnehmern in Verbindung zu setzen. Angeblich erleichterte das dem Hohen Rat die Aufgabe, für einen fairen Krieg zu sorgen. Knox hatte diesbezüglich seine Zweifel und vermutete, die Tinte könne noch viel mehr. Da er das Mal auf seiner linken Schulter trug – einen Baum in einem Kreis –, konnte er nichts dagegen tun. Er war so verwundbar wie alle anderen auch.
Die Tätowierung zu entfernen half nicht. Die Tinte drang einem ins Blut. Auch vor dem Vollstrecker wegzurennen würde nichts helfen. Wenn er einen erwisch