Nach dem Fest
Die Frau öffnet das Fenster. Ihr weißer Arm neben dem weißen Lack des Rahmens. Sie beugt sich vor und sieht hinaus in den Wintertag. Fröstelnd reibt sie die Arme, verschränkt sie, tritt in das Zimmer zurück. Der Mann beobachtet die Frau. Giert nach dem bläulichen Schatten in ihrer Armbeuge. Aber die Arme bleiben verschränkt.
Die Frau steht still, die Augen halb geschlossen, das Gesicht völlig ruhig. Es wird kühler im Zimmer, die weiße Gardine bewegt sich leicht. Dann tritt die Frau vor und schließt das Fenster wieder. Die Stimmen der Kinder im Hof nur mehr ein buntes Zirpen.
Jetzt wäre es Zeit, etwas zu sagen, doch der Moment verstreicht.
Der Mann zieht sich tiefer in seinen Polstersessel zurück. Die Frau hat den Raum verlassen, das Licht wird schwächer.
Hanna steht in der Küche, wie immer in der Küche, wie seit Jahren in der Küche. Das Neonlicht erhellt das dunkle Holz, das der Mann im Wohnzimmer vor Jahren ausgesucht hat. Edel und schmutzabweisend.
Aus dem Schauraum gekaufte Küche, immer schon die falsche Arbeitshöhe gewesen, etwas unpraktisch im Arbeitsablauf, immer schon zu wenig Stauraum. Menschen aus der Familie der Frau sind älter geworden, gestorben. Haben hinterlassen, vererbt. Die Oberkanten der Küchenzeile quälend voll mit ihren bäuerlichen Geräten, die sie selbst schon nicht mehr verwendet haben. Morgen ist der Tag, an dem sie wieder geputzt werden.
Strohkörbe, Mehlsiebe, blauemaillierte Kaffeekannen, dunkle Kaffeemühlen, geschwärzte Kohlebügeleisen. Der Mann freut sich. Die Preise in den Antiquitätenläden steigen. Er hat keine Erinnerung an die Frauen, die all das nach dem Krieg noch benutzt haben.
Der Tisch vor der Eckbank ist zu klein für fünf Personen. Gut, dass die Kinder außer Haus sind. Die Frau deckt den Tisch, bewegt sich fast lautlos in der Küche. Der Mann sieht ihren hellen Schatten durch die milchige Glastüre, die halb offen steht.
Er stellt den Fernseher an, rollt ihn mit dem Teewagen nach rechts, öffnet die Küchentüre ganz und nimmt seinen Platz auf der Eckbank ein, Fernbedienung in der Hand. D