: Patricia St. John
: Die Spur führt nach Jerusalem
: Bibellesebund Verlag
: 9783955683238
: 1
: CHF 2.70
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: Abenteuer, Spielgeschichten, Unterhaltung
: German
: 207
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Philo hält es zu Hause fast nicht mehr aus. Wie ein Fluch lastet Illyrika, die von unheimlichen Anfällen geplagte Schwester, auf der ganzen Familie. Als Philos Vater vom Fischen nicht mehr zurückkommt, zerbrechen auch die letzten Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Dann hört er, was die Leute von einem Propheten im Nachbarland erzählen. Stimmt es, dass er Kranke heilen, Hungernde speisen und von einem Fluch Beladene befreien kann? Kann er wirklich das Leben eines jeden von Grund auf erneuern? Die Frage lässt Philo nicht mehr los ... Zu diesem Buch gibt es Quizfragen in Antolin. Antolin ist ein Online-Portal zur Leseförderung von Klasse 1 bis 10. Die Schüler lesen ein Buch und können dann unter antolin.de Quizfragen zum Buchinhalt beantworten. Richtige Antworten werden mit Lesepunkten belohnt.

Patricia St. John (1919 - 1993) war eine englische Krankenschwester und Missionarin in Marokko sowie Autorin vieler Kinder- und Jugendbücher. Patricia war das dritte von fünf Kindern und kam in London zur Welt kurz nach dem ihre Eltern, die als Missionare arbeiteten, aus Brasilien zurückgekehrt waren. Ihre Kindheit verbrachte sie in England, war zwischendurch allerdings für ein Jahr in der Schweiz (Erinnerungen an die Zeit flossen in den Roman 'Spuren im Schnee' ein). Auch die Reisen, die sie als Erwachsene machte, inspirierten sie zu Romanen, das gilt vor allem für ihre Zeit als Missionskrankenschwester in Marokko, wo sie zunächst in Tanger, dann in einem Dorf in den Bergen arbeitete. Ihre Erlebnisse dort ließen sie 'Hamid und Kimza', 'Überraschung im Morgengrauen' und 'Die Silberne Straße' schreiben. Andere Reisen führen sie nach Spanien, Rumänien, Libanon, in die Türkei sowie nach Ruanda und Äthiopien. Sie engagierte sich sehr für das christliche Kinderhilfswerk Global Care, das von ihr mitgegründet wurde und dessen Leiterin sie eine Zeit lang war. Ihre Bücher wurden in über 35 Sprachen übersetzt, mehrere wurden auch verfilmt. In Deutschland sind ihre Romane beim Bibellesebund in Zusammenarbeit mit CLV erschienen.

1. Kapitel


Es ist schwer zu sagen, wann diese Geschichte eigentlich begann. Wie die Blumen werden auch wir mit der Sehnsucht geboren, dem Licht zuzustreben. Ich spürte diese Sehnsucht wohl zum ersten Mal an einem strahlenden Sommermorgen, als ich nördlich von Tyrus im Sand am Meer lag und mich Hassgefühle gegen meine Schwester Illyrika erfüllten. Dann hasste ich mich selbst, weil ich sie hasste, denn schließlich war es ja nicht ihre Schuld, dass sie krank oder, wie die Leute einander zuflüsterten, von einem Dämon besessen war.

Ich hasste sie nicht wegen der rasenden Tobsuchtsanfälle, die sie von Zeit zu Zeit plötzlich überkamen. Dann knirschte sie mit den Zähnen, riss sich das Haar aus und warf sich auf den Boden oder ins Feuer – je nachdem, wo sie gerade stand. Das geschah seit Jahren immer wieder gelegentlich und ich hatte mich daran gewöhnt. Außerdem hatte sie Zeiten, in denen sie manchmal fast normal war, obwohl sie immer ein wenig merkwürdig und abwesend wirkte. Sie saß dann mit gefalteten Händen da und starrte Löcher in die Luft. Dabei hatte sie einen unkindlichen, alten Gesichtsausdruck und wenn sie sprach, schien ihre Stimme von weit, weit her zu kommen. Aber sie sagte nur ganz selten etwas.

Ich hasste sie, weil sich meine Mutter nur um sie drehte. Sonst zählte niemand, dachte ich verbittert und grub meine bloßen Zehen in den Sand ein. Ich war der einzige Sohn, aber wenn der Fischfang nicht reichlich und somit das Essen spärlich war, mussten ich und meine jüngere Schwester Ione hungern, damit Illyrika genug zu essen hatte. Manchmal glaubte ich, dass meine Mutter Angst vor ihr hatte. Doch dann wieder hatte ich den Eindruck, dass sie vor lauter Liebe zu ihr kaum einen anderen Menschen wahrnahm. Ich seufzte, spuckte aus und wünschte mir, alt genug zu sein, um mit meinem Vater nachts auf Fischfang gehen zu dürfen. Aber er wollte mich erst mitnehmen, wenn ich zwölf wäre. Es fehlten noch zwei volle Monate, bis ich dieses Mannesalter erreicht hatte.

Es war sehr still am Strand. Die Sonne war über dem schnee bedeckten Gipfel des Hermon aufgegangen und wärmte meinen Rücken, aber der Dunstschleier lag immer noch über Land und Meer, sodass man nicht sagen konnte, wo die See aufhörte und wo der Himmel begann. Nicht die kleinste Welle brach sich im Sand. Das glatte Wasser leuchtete safrangelb und verschmolz mit dem hellen Dunst. Jeden Augenblick würde nun ein dunkler Fleck auftauchen, der beim Näherkommen immer größer würde.

Es war schon spät, was gewöhnlich auf einen guten Fang hinwies. Angestrengt blickte ich aufs Meer hinaus und entdeckte das Boot. Bald konnte ich auch das Netz entdecken, das auf und ab schlingerte, wie das Spiegelbild der Wellen. Ich rannte bis ans Wasser und winkte und mein starker, stiller Vater stand am Bug und winkte zurück. Obwohl wir uns, solange ich den ken konnte, fast jeden Morgen auf diese Weise begrüßten, war es immer wieder ein besonderer Augenblick für mich, denn ich liebte meinen Vater und nicht alle Fischer, die nachts hinausfuhren, kehrten am Morgen wieder zurück.

Ich holte die Körbe und war rechtzeitig zurück, um den Kiel auf dem Sand auflaufen zu hören. Da spürte ich auch schon die breite Hand meines Vaters auf der Schulter, als er aus dem Boot sprang. Die Männer waren gut gelaunt, das Boot war vollgeladen und das Netz schwer. Als eingespieltes Team nahmen wir schweigend unsere Stellungen am Seil ein. Ich, ein kleiner Statist, rannte ans Ende, denn obwohl ich ein kräftiger Junge war, hätte ich nicht mit den starken braunen Armen und der ganzen Energie der Fischer mithalten können. Jeder Muskel war angespannt, als sie sich gleichzeitig zurücklehnten, sich für den Bruchteil einer Sekunde entspannten, tief Luft holten und erneut die Muskeln anspannten, bis das Netz auf dem Strand lag. Wir stürzten uns alle gleichzeitig darauf, um die Fische zu sortieren.

Ich ging gern mit den Fischen um. Einige davon warfen wir wieder ins Wasser zurück. Aber heute waren die meisten genießbar. Die Männer legten sie, tropfend und silbrig glänzend, in die Körbe, hievten diese auf ihre Schultern und gingen damit zum Markt. Ich rannte zuerst noch einmal zurück und sprang ins Meer, denn obgleich die Schatten immer noch lang waren, brannte die Sonne bereits heiß herab und die Erfrischung tat mir gut nach der harten Arbeit. Dann nahm ich meinen etwas kleineren Korb und holte meinen Vater bald