Es brannte kein Licht.
T.C. Boyle
2. Kapitel
20 Kilometer nördlich von Nürnberg, vor über 40 Jahren. Abseits der alten B4 liegt ein kleiner Ort am Fuße des Rathsbergs, Bubenreuth. Noch gibt es den alten Main-Donau-Kanal, versandet zwar und verschlammt, aber deutlich zu erkennen. Noch brüllt durch das Regnitztal kein Frankenschnellweg, noch gibt es an der Bahnlinie dort eine Schranke. Blaukehlchen leben am alten Kanal, Eisvogel, Wasseramsel, Pirol.
Direkt an der B4, gegenüber dem Bahnhof, steht ein einzelnes Haus. Ein Wirtshaus, außen herum ist nichts. Es ist das einzige Gebäude jenseits der Straße, dahinter nur Äcker, Wiesen, der Fluss.
Zum Ort selbst führt vom Bahnhof aus eine Straße. 400 Meter außerhalb liegt der Haltepunkt. So weit ist man damals gelaufen.
An der Bahnlinie eine Schranke, gekurbelt per Hand. Der Bahnhof ist heute noch immer da. Die Schranke ist weg, die Äcker und Wiesen sind weg – eine riesige Tankstellenanlage steht jetzt dort, ein großer Kreisverkehr wurde hingebaut, ein Supermarkt, ein Discounter, eine Großbäckerei und dahinter die breite Autobahn. A73, auch »Frankenschnellweg« genannt.
Jenseits der Bahnlinie vom Wirtshaus aus – die Straße führt jetzt unter ihr hindurch – ist der Ort fast bis an die Schienen herangewachsen. Nur ein schmaler Ackerstreifen trennt heute noch Häuser und Bahn.
Die neue Zeit frisst das Land wie ein Krebsgeschwür. Das Wirtshaus aber steht heute noch dort. Ebenso wie vor weit über 40 Jahren.
Windböen fegen über den Regnitzgrund, dunkel zieht es von Süden herauf. Im Westen ist der Himmel noch hell, fast gelb, doch die schwarzen Wolken jagen. Das Wetter bringt die Dunkelheit früher. Drinnen im Wirtshaus aber sieht man das Wetter nicht. Hier schaut man nur in die Karten.
Schmidla, Maschder, Risch und Usch, vier Freunde schon aus der Schulzeit, sitzen am Tisch und karteln.
Draußen könnte man es schon grummeln hören, das Gewitter kommt mit Macht.
Schmidla: »Mit der Alten.«
»Wer is’n vorn? Ich? Die wird g’schbaldn! G’lehchd hasd ah nu? Ouala, des kann teuer wer’n! Schbridse!«
Richard »Risch« Sauer nimmt ein Geldstück aus seinem Schüsselchen, legt es zu den jetzt schon vier Legern auf den Tisch und kartelt an. Eichel-Zehn, zu zweit.
Wolfgang Pitsch, genannt »Maschder«, sticht, Herz-Zehn, Uli »Usch« Schrader hat die Rufsau und muss zugeben und Wolfgang »Schmidla« Hölzer, der gerufen hatte, den Eichel-König.
»Fünfunddreißig – schon die halbe Miete«, triumphiert Maschder und sammelt die Karten ein. »Grün wie mein Haar – auf Eichel g’hört Grün«, grinst er und spielt den Grün-Zehner an, zu dritt, sein Mann, Risch, sitzt hinten. Usch sticht, Herz-Ass, Schmidla hat die Grün-Sau und gibt zu, und Risch, grünfrei, knallt den Schellen-Ober auf den Tisch. »Nochmal fünfunddreißig, macht siebzig! Jetzt machmer euch Schneider!«
Wird dann aber doch nichts daraus, die Spieler haben drei laufende Bauern.
»Spiel fünf, drei Bauern zwanzig, zweimal g’le