: Alberto Vázquez-Figueroa
: Meer in Flammen
: Skript-Verlag
: 9783928249232
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 248
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im April 2010 explodierte die Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Millionen Liter Rohöl flossen ins Meer. Dadurch wurde eine der größten Umweltkatastrophen ausgelöst und alle glaubten zunächst an einen furchtbaren Unfall. Die junge Iranerin Salima, deren Geliebter für diese Ölplattform arbeitete, meint Hinweise zu besitzen, dass die Explosion eine andere Ursache haben könnte. Sie wendet sich an den alten, früher sehr erfolgreichen Schriftsteller Asdrúbal Valladares und zeigt ihm drei brisante Fotografien. Sie will, dass er gemeinsam mit ihr die wahren Hintergründe erforscht und darüber schreibt. Er nimmt die Herausforderung an. Nun versuchen beide herauszufinden, was tatsächlich auf der Bohrinsel passiert war und wer hinter der Sache stecken könnte. Hat der Ölmulti die ganze Wahrheit über die Vorgänge berichtet? Wusste die US-Regierung von der Existenz eines riesigen Risses im Golf von Mexiko? Hatten bestimmte Länder sogar Nutzen von der Explosion der Ölplattform? Mit diesem spannenden Roman enthüllt Alberto Vázquez Figueroa das große Geschäft mit dem Erdöl. Am Ende fragen wir uns, ob Realität und Fiktion nicht dasselbe sind.

Alberto Vazquez-Figueroa wurde 1936 in Santa Cruz auf Teneriffa geboren, dem Jahr, in dem der Spanische Bürgerkrieg ausbrach. Der Beginn seines Lebens ist von diesem historischen Umstand geprägt, denn sein Vater, seine Onkel und sein Großvater wurden gefangengenommen und deportiert. Eine weitere persönliche Tragödie ereignet sich, als 1949 seine Mutter stirbt und er im Alter von dreizehn Jahren zu den Brüdern seines Vaters in die Sahara geschickt wird, wo er seine restliche Kindheit und Jugend verbringen wird. Das Leben in der Wüste, ihre Bewohner und seine Härte prägen ihn in jeder Beziehung. 1954 kehrt er nach Santa Cruz de Tenerife zurück, macht dort sein Abitur und studiert dann Journalismus in Madrid. Während des Studiums arbeitet er 1957 und 1958 als Tauchlehrer auf dem Schulschiff Cruz del Sur. Im Januar 1958 leitet er das Taucherteam, das die Leichen vom Grund des Sanabria-Sees birgt, nachdem ein Staudamm gebrochen war. Nach Beendigung seines Studiums reist er nach Zentralafrika, von wo er mit großartigen Reportagen zurückkehrt, die er in der renommierten Wochenzeitschrift Destino veröffentlicht. Nach einigen Jahren als Auslandskorrespondent für diese Zeitschrift beginnt er als Sonderberichterstatter für La Vanguardia und das spanische Fernsehen zu arbeiten und berichtet über die wichtigsten kriegerischen Konflikte der Zeit. Schritt für Schritt gelingt es ihm, seine großen Leidenschaften in Einklang zu bringen: die Literatur, das Abenteuer und das Reisen. Zu Beginn veröffentlicht er Bücher über entlegene und gewissermaßen exotische Orte, die er als Journalist kennenlernt (África encardenada, La ruta de Orellana, Galápagos ...), aber dann beginnt er auch, Romane herauszubringen (Manaos, Yubani, Quien mató al embajador ...). Erfolge erzielt er mit Ébano und den großen Durchbruch mit Tuareg. Viele seiner Romane wurden verfilmt. Mit der Filmindustrie verbindet ihn eine lange Beziehung, während der er als Leiter, Drehbuchautor und Produzent tätig war. Als seine bekanntesten Arbeiten kann man noch Bogotá, El perro, El señor de las tinieblas (Der Herr der Finsternis), Coltán, die Océano Trilogie und die Cienfuegos (Hundertfeuer) Reihe nennen. Im Jahr 2010 wurde ihm für seinen Roman Garoe der renommierte Preis des Historischen Romans Alfonso X der Weise verliehen.

1


„Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?“

Er blickte auf und betrachtete sie. Die Frau wirkte attraktiv, trotz der tiefen dunklen Augenringe und der Müdigkeit, vielleicht auch Trauer oder Bitterkeit, die sie mit ihrem gesamten Körper auszustrahlen schien.

„Sprechen Sie.“

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie hierauf einen Blick werfen könnten.“

Sie hatte drei Fotos auf die Tischplatte gelegt und wies mit ihrem Zeigefinger auf das jeweilige Bild. „Das erste wurde aufgenommen, bevor alles anfing“, sagte sie, „das zweite in dem Moment, als der Brand ausbrach und das letzte, als die Katastrophe schon passiert war.“

„Geht es um die Bohrinsel im Golf von …?“

„Ist das nicht eindeutig?“

Das war es tatsächlich – ähnliche Bilder, wenn auch nicht so nah und genau, waren fast drei Wochen lang in verschiedenen Medien erschienen.

„Und wer hat diese Aufnahmen gemacht?“

„Derselbe, der die Explosion ausgelöst hat. Er hat sie mir aufs Mobiltelefon geschickt, aber etwas muss aus dem Ruder gelaufen sein, denn alles endete in einer wahren Katastrophe und ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört.“

Der Mann, den die Fremde so rücksichtslos gestört hatte, bedeutete ihr mit einer kaum wahrnehmbaren Geste sich zu setzen. Er studierte die Fotos und hob den Blick um herauszufinden, ob die Besitzerin der riesigen schwarzen Augen und der tiefen Augenringe log. Schließlich stieß er einen Seufzer aus, mit dem er wohl die Größe seiner Verwirrung ausdrücken wollte.

„Was für ein Unsinn!“, murmelte er. „Das kann nicht wahr sein.“

„Ist es aber“, betonte die Frau.

„Bis jetzt hat, soweit ich weiß, niemand die Möglichkeit erwähnt, dass es ein terroristisches Attentat gewesen sein könnte.“

„Das war es auch nicht …“, antwortete sie absolut sicher. Obwohl sie kaum die Vierzig überschritten haben konnte, hatte sie sich mit einer Geste unendlicher Erschöpfung auf den Stuhl fallen lassen wie eine alte Frau.

„Ein fingiertes Unglück ja, aber kein Attentat – und diese Fotos beweisen das.“

„Und warum übergeben Sie das nicht der Polizei?“, wollte der Mann wissen, der gerade dabei war, sich allein seinen dritten Kaffee und eine zweite Havanna auf der Terrasse seiner Lieblingstaverne zu genehmigen, während er betrachtete, wie die Palmen sich vor dem Hintergrund des Meeres gegen die untergehende Sonne abhoben.

„Welcher Polizei und von welchem Land?“, wollte sie wissen.

„Was weiß ich? Ich nehme an der nordamerikanischen, weil die Plattform vor deren Küste abgebrannt ist.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er etwas unsicher fragte: „Oder war es eine englische Plattform?“

„Die Gesellschaft ist englisch, aber schauen Sie mich genau an …“, war die klare Antwort seines ungebetenen Gastes. „Die Polizei würde keine zehn Minuten brauchen, um zu dem Schluss zu gelangen, dass ich eine Muslimin bin.“

Ihre Stimme klang fast aggressiv, als sie fortfuhr: „Glauben Sie, dass irgend jemand akzeptieren würde, dass der Mann, der ein so brutales Attentat begangen hat, ein Blonder mit blauen Augen sein könnte, dessen einzige Verbindung zu Al Qaida oder dem islamischen Extremismus in der Tatsache besteht, dass