: Wiebke Saathoff
: Regenbogenflecken
: epubli
: 9783746745770
: 7
: CHF 4.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 205
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sasha Sommer hält nicht viel von der neuen großen Liebe ihrer Freundin Marly. Fabian ist arrogant, selbstgefällig und hinter seiner aalglatten Fassade verbirgt sich ein machtgieriger Tyrann, dessen ist sich Sasha sicher. Fantasien der Bevormundung, Demütigung und Manipulation beherrschen Sashas Gedankewelt und nähren ihren Hass auf Fabian. Ist diese Gewaltphantasie bittere Realität für Marly, oder entsteht diese unheilvolle Verschwörungstherie nur in Sashas Kopf? Sasha gelobt sich, ihre Freundin aus dieser gewaltdominierten Beziehung zu befreien, doch ihr Kampf fordert einen hohen Tribut. Von alle Beteiligten.

von 2009 - 2013 Mitglied der Lesebühne 'Bumsdorfer Auslese' in Braunschweig; 2013 Gründung der Lesebühne 'The HuH! - Die Lesebühne mit Hack und Herz' in Bremen mit Annika Blanke, Christian Bruns, Rikje Stanze und vorwiegendinmoll; mehrere Veröffentlichung von Slamtexten in 'The Punchliner' aus dem Verlag Andreas Reiffer; Veröffentlichung in der Anthologie 'Eintracht und Zwietracht' im Verlag Andreas Reiffer 2015 Debütroman 'Jonny Guitar' im Niebank-Rusch Fachverlag 2015 Beiträge in der Anthologie 'Die Wahrheit über Braunschweig' im Verlag Andreas Reiffer 2017 Die Wahrheit über Pferde und ihre Menschen, Verlag Andreas Reiffer

3

 

„Uff, Marly, hast du deine Steinesammlung mitgenommen?!“, keuche ich mit einer riesigen Umzugskiste beladen in Richtung Marly.

„Welche Steine?“

„Das war ein Witz. Hast du komplett deinen Humor verloren, als du über diese Türschwelle getreten bist?“

Marly ist mehr auf das Abladen ihres eigenen Kartons konzentriert als auf meine schnippische Bemerkung. „Ach Sasha.“

„Wo willst du das hier denn hin haben?“

Sie setzt die Kiste ab und dreht sich langsam zu mir um. Ihre Haare wippen zur Musik ihrer Bewegung in Zeitlupe mit. „Warte…ah, ich glaube, die kommt in die Küche…ja, da steht auch Küche drauf.“ Sie tippt mit dem Zeigefinger auf die von mir weggewandte Seite des Kartons.

„Okidoki.“

Ich pruste etwas Luft aus meinen Lungen und setze mich wieder in Bewegung. Die Küche ist Treffpunkt sämtlicher Umzugshelfer, Marlys Mutter serviert Fischbrötchen und Kartoffelsalat und lockt mit der Aussicht auf eine wohlverdiente Pause die Meute an.

„Warte, Sasha, ich nehm dir das ab.“ Fabian wartet nicht auf meine Antwort und stellt den schweren Karton mit überheblicher Leichtigkeit auf den Küchentresen. Wäre ich nicht so froh darüber, die Last aus meinen Händen zu wissen, würde ich jetzt protestieren.

„Super, das sind ja die Gläser. Ich hab die schon überall gesucht.“ Er hat den Karton aufgerissen und pult das erste Glas aus dem zerknüllten Zeitungspapier.

„Sag ich ja, Steine“, murmle ich und drehe mich um, um Marly mit den weiteren Kisten zur Hilfe zu eilen.

„Sasha warte, willst du auch ein Fischbrötchen?“, ruft mir Marlys Mutter hinterher. „Du brauchst eine Stärkung, ich seh dir das doch an, Kind, du bist ja schon ganz rot im Gesicht.“

Die fürsorgliche Art von Marlys Mutter ist manchmal schwer zu ertragen, aber ich merke, dass ich tatsächlich eine kleine Stärkung und etwas Ruhe von Kartons und Kisten vertragen könnte. Ich lasse mich auf dem Barhocker nieder, den Fabian mit einem Grinsen im Gesicht für mich bereitgestellt hat und nehme mir eines der Brötchen

„Bier oder Wasser zu deinem Fischbrötchen?“

„Bier.“

„Bitte die Dame.“ Fabian stellt eines der neu ausgeräumten Gläser neben das Pils.

„Mm, eine Köstlichkeit!“ Ich ziehe meine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen zusammen. „Und das Fischbrötchen schmeckt erst!“

„Natürlich, wir haben es extra von Marlys liebstem Fischwagen geholt“, erklärt Marlys Mutter nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.

Ich nehme einen Bissen und drehe mich mitsamt dem beweglichen Barhocker zu Fabian. „Eine schöne Wohnung habt ihr gefunden. So groß. War bestimmt nicht einfach, diese Traumvilla mit Blick auf die Weser zu bekommen. Und zu bezahlen.“

„Mit den richtigen Connections geht alles.“ Fabian steht mir gegenüber, er beugt sich ein wenig runter, ich muss meinen Kopf gewaltig in den Nacken legen, um ihm in die Augen schauen zu können. Seine immense Körpergröße wirkt auf einmal bedrohlich auf mich.

„Was heißt das?“

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